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IKT - Institut für Unterirdische Infrastruktur gGmbH

Bedarfsorientierte Kanalreinigung: Workshop-Teilnehmer erarbeiten Strategiewechsel

Beitrag vom 12. April 2017
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Gruppenfoto

Ziel der Teilnehmer: Erfolgreich auf bedarfsorientierte Kanalreinigung umstellen

Wie vorgehen, wenn der Wechsel der Reinigungsstrategie hin zur bedarfsorientierten Kanalreinigung gelingen soll? Workshop-Teilnehmer haben Hinweise für das Vorgehen bei einem Wechsel in der Kanalreinigungsstrategie entwickelt.

Strategiewechsel strategisch angehen

Die Teilnehmer am IKT-Workshop „Bedarfsorientierte Kanalreinigung – Spülplan richtig aufstellen!“ diskutierten die Umsetzung eines Strategiewechsels am Beispiel einer kleineren Gemeinde – immer mit Blick auf die neuen Anforderungen nach DIN EN 14654-1. Diese fünf praktischen Hinweise wurden erarbeitet:

  1. Entscheidungsvorlage für Strategiewechsel schriftlich erarbeiten
  2. Ist-Analyse erstellen, Budgets ermitteln, bisherige Vorgehensweise darstellen
  3. Einführungsphase planen, Mitarbeiter „mitnehmen und motivieren“
  4. Begleitendes Sicherheitskonzept einbinden, Unterweisungen einplanen
  5. Dokumentationen anpassen, Protokolle und EDV aktualisieren
Nächster IKT-Workshop „Bedarfsorientierte Kanalreinigung“

7.-8. November 2017 in Gelsenkirchen
Programm und Anmeldung

Bedarfsorientiert reinigen – so kann’s gehen

Erklärung Schachtzoomkamera

Praxisvorführung: Mit der Schachtzoomkamera die Haltungen auf Ablagerungen checken

Gemeinsam haben die Teilnehmer an den zwei Workshop-Tagen Hintergründe, Optionen und Vorteile eines Strategiewechsels für die Überwachung des Kanalnetzes am Beispiel einer kleinen Gemeinde herausgearbeitet. Hier eine Zusammenfassung ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Wer’s genau wissen will, kommt zum nächsten Workshop im November.

Die Beispiel-Gemeinde hat rund 20.000 Einwohner und etwa 3.500 Hausanschlüsse. Sie unterhält ein Kanalnetz mit einer Länge von rund 125 Kilometern, das regelmäßig im Intervall von 15 Jahren gereinigt und inspiziert wird. Darüber hinaus wird ein Dienstleister mit der jährlichen Unterhaltsreinigung des kompletten Kanalnetzes beauftragt. Das Leitungsnetz wird regelmäßig repariert und renoviert, es zeigen sich wenige Betriebsstörungen durch Ablagerungen, insgesamt läuft der Kanalbetrieb weitgehend glatt. Beste Voraussetzungen um über eine Anpassung des Reinigungsplans nachzudenken.

Betriebswissen aufbauen

Das bisherige Vorgehen erschwert der Gemeinde die Bewertung von Aufwand und Nutzen der Maßnahmen. Außerdem fehlen wesentliche Betriebserfahrungen, vor allem das Wissen über das Ablagerungsverhalten der Haltungen. „Blinde“ Reinigungseinsätze in unverschmutzten Kanälen sind eine Belastung für die Netzsubstanz. Ein neues Reinigungsmanagement im Sinne der neuen DIN EN 14654-1 kann helfen, solche Einsätze zu minimieren und so die Netzsubstanz zu schonen.

Vorstellung Schachtzoomkamera

In die Schächte muss man sowieso schauen – warum nicht gleich auch die Haltungen inspizieren?

Die Umstellung des Reinigungskonzepts sollte kostenneutral finanziert werden, insbesondere durch die Einsparungen beim Wegfall der bisher jährlich durchgeführten pauschalen Netzreinigung.

Um das zu erreichen werden die Schachtinspektionen, die sowieso vom Kanalbetrieb durchzuführen sind, auch zur Überprüfung der Haltungen genutzt. Die Ablagerungssituation im Entwässerungsnetz wird dabei gleich miterfasst. Mit den neuartigen Schachtzoomkameras ist das kein Problem. Durch Einblick in die Zu- und Abläufe eines Schachts kann die Ablagerungssituation bewertet werden.

Seltener aber gezielter reinigen

Auf Basis dieser Inspektionen können die Intervalle für die Kanalreinigung deutlich gestreckt werden. In vergleichbaren Beispielen konnten Abwasserbetriebe den Aufwand für die Unterhaltsreinigung um 50 bis 80 Prozent reduzieren. Mithilfe der Daten zum Spülbedarf können dann gezielte und deutlich kleinere Auftragspakete für die ausführende Reinigungsfirma geschnürt werden.

Ein solches Reinigungskonzept wäre umweltverträglicher und dichter am gesetzlichen Auftrag zur „Überwachung des Kanalnetzes“, es entspräche den Anforderungen der SüwVO Abwasser NRW und stünde im Einklang mit der neuen DIN EN 14654 Teil 1: Reinigung.

Kosten kappen, Investitionen tätigen, danach richtig sparen

Einsatz Schachtzoomkamera

Kostenersparnis: Wenn man weiß, wo es nötig ist, braucht man auch nur dort zu spülen.

Die Umsetzung eines Konzepts könnte in einem Zeitrahmen von rund sechs Jahren erfolgen. Bisher wurde für die Unterhaltsreinigung über sechs Jahre etwa 360.000 Euro veranschlagt. Bei einer Halbierung des Budgets für die Reinigung durch den Dienstleister stünden circa 180.000 Euro für Investitionen in die Ablagerungsüberwachung zur Verfügung. Diese könnten sich zum Beispiel so verteilen:

  • 15.000 Euro für Schachtkamera
  • 10.000 Euro für Soft- und Hardware Ablagerungsüberwachung
  • 45.000 Euro für Fahrzeug für Ablagerungsinspektionen
  • 110.000 Euro für Personalkosten in der Ablagerungsüberwachung

Potenziale wissenschaftlich belegt

Wenn unterm Strich die bedarfsorientierte Kanalreinigung vorne liegt, heißt es die Entscheider zu überzeugen. Dabei lassen sich die Vorteile der bedarfsorientierten Kanalreinigung mit Forschungsergebnissen der Ruhr-Universität Bochum und des IKT noch unterstreichen. In verschiedenen Stichproben wurde das Potenzial der bedarfsorientierten Reinigungskonzepte ausgewiesen, insbesondere mit Blick auf eine effiziente und schonende Unterhaltsreinigung der Kanalisationsnetze.
Download Forschungsbericht

Nächster IKT-Workshop „Bedarfsorientierte Kanalreinigung“
7.-8. November 2017 in Gelsenkirchen
Programm und Anmeldung

Ansprechpartner

Umsetzungsideen in 2017

Die Teilnehmer des Workshops formulierten in der Abschlussrunde noch ihre ganz praktischen Teilziele für das laufende Jahr:

  • Leitung und Mitarbeiter über DIN EN 14654-1 informieren
  • Protokoll Kanalreinigung entsprechend DIN EN 14654-1 anpassen
  • Plan für den Strategiewechsel entwickeln
  • Arbeitskreis für Strategiewechsel einrichten/informieren
  • Pilotprojekt starten, um erste Erfahrungen zu sammeln
  • Vorhandenes Betriebswissen gezielter aufnehmen und stärker fördern
  • Ist-Analyse „Bisheriges Vorgehen bei uns“, Optimierungspotenziale ermitteln
  • Schachtkamera im Testeinsatz ausprobieren
  • Vorhandene Schachtkamera stärker zum Einsatz bringen
  • Bewertungssystem für Ablagerungen einführen
  • Betriebspersonal motivieren und einbinden
  • Dokumentation verbessern, Werkzeuge und Methoden optimieren
  • Stärker Prioritäten setzen, differenziertere Einsätze planen.

 

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