Erst behandeln, dann einleiten: IKT-geprüfte Anlagen zur dezentralen Regenwasserbehandlung

Probennahme im Ablauf der getesteten Anlage

Die IKT-Prüfstelle Regenwasserbehandlung testet dezentrale Niederschlagswasserbehandlungsanlagen auf Stoffrückhalt und hydraulische Leistungsfähigkeit.

Regenwasser soll möglichst vor Ort versickern oder in ein Gewässer eingeleitet werden. Aber die Schadstoffe, die es zum Beispiel von Verkehrsflächen spült, müssen zurückgehalten werden. Mit Anlagen zur dezentralen Niederschlagswasserbehandlung geht das. Das IKT hat eine ganze Reihe solcher Anlagen auf Stoffrückhalt und hydraulische Leistungsfähigkeit getestet.

Liste der IKT-geprüften Anlagen

Belastetes Regenwasser

Wie sauber ist das Regenwasser, wenn es einmal quer über eine viel befahrene Straße geflossen ist? Die Belastungen durch einen starken Regen können die Belastungen aus kommunalen Kläranlagen zeitweise um ein Mehrfaches übersteigen. Insgesamt verursachen die Abflüsse von Straßenoberflächen, die etwa ein Drittel der Abwassermenge ausmachen, mehr als 70 Prozent der Schwermetalleinträge in die Umwelt. Beim Kohlenstoff (TOC), der ein Summenparameter für die Fraktion der Organik ist, sind die Abflüsse von Verkehrsflächen noch für über 50 Prozent der Einträge verantwortlich. Deshalb kommt der Reinigung von Niederschlagswasser im Trennsystem inzwischen eine besondere Bedeutung zu.

Herausforderung Niederschlagswasserbewirtschaftung

Straßenablauf mit Laub bedeckt

Regenwasser von Verkehrsflächen: Die Anlagen müssen die verschiedensten Partikelarten zurückhalten können.

Die Bewirtschaftung des Niederschlagswassers stellt eine besondere Herausforderung für Planer und Betreiber dar. Schließlich fällt Regenwasser nicht kontinuierlich, dafür aber in sehr unterschiedlichen Mengen an. Und speziell in den stark versiegelten und durch vielfältige Nutzungen geprägten Städten sind Reinigung, Speicherung, Einleitung, Versickerung und Verdunstung von Niederschlagswasser nicht ganz einfach umzusetzen.

Erschwerend kommt hinzu, dass zwar die Zulassung von Produkten zur Versickerung des Regenwassers wie wasserdurchlässige Bodenbeläge und Rigolensysteme bundesweit einheitlich geregelt ist, nicht aber die Zulassung von Behandlungsanlagen vor der Einleitung in ein Gewässer. Einzig Nordrhein-Westfalen hat im so genannten Trennerlass ein entsprechendes Verfahren geschaffen: Dort sind die Anforderungen zur Genehmigungsfähigkeit solcher Behandlungsanlagen verbindlich geregelt. Anlagen haben ihre Wirksamkeit in Labor- und In-situ-Untersuchungen nachzuweisen.

Die IKT-Prüfstelle Regenwasserbehandlung bietet eine Reihe von Prüfungen für Behandlungsanlagen und Flächenbeläge an. Auf Wunsch gibt es ein IKT-Siegel, das die Genehmigungsfähigkeit der Anlage für NRW auf den ersten Blick sichtbar macht.

NRW: Genehmigung per Einzelnachweis

Prüfanlage für Niederschlagswasserbehandlungsanlagen

Prüfanlage für Niederschlagswasser­behand­lungs­anlagen

Der Trennerlass bestimmt für Nordrhein-Westfalen: Schwach belasteter Niederschlagswasserabfluss der Flächenkategorie II kann dezentral behandelt und anschließend versickert oder in ein Gewässer eingeleitet werden. Voraussetzung für die Genehmigungsfähigkeit von entsprechenden Behandlungsanlagen ist der Nachweis der Vergleichbarkeit mit einer zentralen Anlage (Regenklärbecken) hinsichtlich Reinigungsleistung und dauerhaftem Betrieb.

Die dafür notwendigen Untersuchungen bestehen aus zwei Teilen:

  • Laborprüfungen zur stofflichen Rückhalteleistung und zur hydraulischen Leistungsfähigkeit dezentraler Anlagen
  • praktisch-empirischer Vergleich der betrieblichen Aspekte durch systematische Beobachtung und Kontrolle in Testgebieten (In-situ-Untersuchung)

Die Laborversuche sind durch unabhängige, entsprechend ausgerüstete und erfahrene Prüfinstitute wie die IKT-Prüfstelle Regenwasserbehandlung durchzuführen. Im Rahmen der mindestens ein Jahr dauernden In-situ-Untersuchungen werden, begleitet durch eine unabhängige Stelle, Betriebserfahrungen gesammelt und bewertet. Dabei sind die Prüfungsvorgaben des Landes NRW zu beachten.

Rückhalt von AFS, Schweb- und Schwimmstoffen

Schweb- und Schwimmstoffe werden am Auslauf der Prüfstrecke aufgefangen.

Was geht rein? Was kommt raus? Das IKT misst den Stoffrückhalt anhand der Differenz von Eintrag und Austrag.

Zur Beurteilung des Stoffrückhalts werden die dezentralen Behandlungsanlagen unter Berücksichtigung der vom jeweiligen Hersteller angegebenen maximal anschließbaren Fläche hinsichtlich des Rückhalts von insgesamt vier unterschiedlichen Partikelarten geprüft (4-Parameter-Modell). Dabei werden folgende Stoffe eingesetzt:

  • feinkörnige mineralische abfiltrierbare Stoffe (AFS): Millisil W4
  • grobkörnige mineralische AFS: Kies-Sand-Gemisch, Korngrößen zwischen 0,1 mm und 4,0 mm
  • grobkörnige Schwebstoffe, aufschwimmend: Granulat aus PE (Polyethylen)
  • grobkörnige Schwebstoffe, absinkend: Granulat aus PS (Polystyrol)

Die Partikel werden mit unterschiedlich starken Regenspenden in das System eingespült. Mit einer Regenspende von 100 l/s*ha wird das Remobilisierungsverhalten in einem Ausspülversuch untersucht.

Betriebsuntersuchungen

Zum Testprogramm im Rahmen des Genehmigungsverfahrens gehören des Weiteren Untersuchungen zur praktischen Anwendbarkeit der dezentralen Behandlungssysteme. Bestandteil dieser In-situ-Untersuchungen ist eine intensive Betriebsüberwachung der eingebauten Anlagen. In Ergänzung zu den periodischen Überprüfungen werden vor Ort anlagenbezogene Prüfungen durchgeführt, zum Beispiel Versuche zur hydraulischen Leistungsfähigkeit nach längerer Betriebszeit und unterschiedlichen Belastungen.

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IKT-Forum „Niederschlagswasser, Vegetation & Infrastruktur 2016“

20.-21. April 2016

  • Starkregen und Hitzeinseln
  • Regenwasser in der Stadt
  • Interaktionen Bäume und Leitungen
  • Blicke in die Praxis

Programm und Anmeldung / Ausstelleranmeldung

Haben die Anlagen in beiden Teilen der Untersuchung ihre Vergleichbarkeit mit zentralen Anlagen nachgewiesen, werden sie in die Landesliste der genehmigungsfähigen Anlagen aufgenommen. Die zuständigen Behörden können unter Betrachtung der jeweiligen Randbedingungen den Einsatz dieser Anlagen im konkreten Fall genehmigen.

Siegel: IKT-Geprüft gemäß Trennerlass (NRW)

Siegel "IKT-Geprüft gemäß Trennerlass"Dezentrale Behandlungsanlagen, die die Laborprüfungen im IKT und die In-situ-Untersuchungen in Abstimmung mit dem IKT bestanden haben, können das Siegel „IKT-Geprüft gemäß Trennerlass (NRW)“ erhalten. Es macht die Genehmigungsfähigkeit der Anlage auf den ersten Blick erkennbar.

IKT-geprüfte Anlagen

Inzwischen wurde bereits eine ganze Reihe von de- und semizentralen Anlagen im IKT geprüft. Die Tabelle führt alle diese Anlagen auf, die das komplette Labor-Prüfprogramm zum Stoffrückhalt und zur hydraulischen Leistungsfähigkeit im IKT bestanden haben.
Liste der IKT-geprüften Anlagen

Die Behandlung von belasteten Niederschlagsabflüssen leistet einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz. Schadstoffe können zurückgehalten werden, und die Gewässer werden nicht unnötig belastet. Für die Prüfung solcher Anlagen ist die neutrale und unabhängige IKT-Prüfstelle Regenwasserbehandlung ein zuverlässiger Partner.

IKT-Prüfstelle Regenwasserbehandlung

Ansprechpartner

Marcel Goerke, M.Sc.
Leiter IKT-Prüfstelle Regenwasserbehandlung
Telefon: 0209 17806-34
E-Mail: goerke@ikt.de