Flüssig. Fest. Fertig? Fünf Flüssigböden im Vergleich

Flüssigboden fließt in Versuchsstand mit Betonschacht

Welcher Flüssigboden (ZFSV) erfüllt die Anforderungen am besten? Das IKT hat’s an fünf Kandidaten getestet.

Eigentlich wollten wir beim IKT-Warentest „Flüssigböden (ZFSV)“ die Eignung von Flüssigböden für den Kanalbau testen – der Name sagt’s ja bereits. Die fünf Kandidaten flossen auch wunderschön in die Baugruben im Großversuchsstand, um die Rohre und Schächte und in jede Ecke. Während der anschließenden Prüfungen wurde aber immer deutlicher: Nur drei Anbieter haben wirklich Flüssigboden (ZFSV) eingebaut. Ein Anbieter hat uns mehr oder weniger den Versuchsstand zubetoniert, das Material eines anderen stellte ein Risiko für die Arbeitssicherheit dar und brauchte zudem deutlich zu lange um fest zu werden. Die Ergebnisse wurden jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt.

IKT-Warentest „Flüssigböden (ZFSV) im Kanalbau“
Ergebnistabelle (PDF)
Warentest-Bericht (PDF)

Flüssigböden – im Fachjargon „Zeitweise fließfähige, selbstverdichtende Verfüllbaustoffe“ (ZFSV) – sind klasse. Mit ihnen füllt man einen Leitungsgraben ruckzuck auf ohne lästiges Verdichten. Sie fließen in jeden Winkel, betten die Rohre optimal und härten anschließend soweit aus, dass man ohne Probleme oben einen Gehweg oder eine Straße drauf bauen kann. Und wenn man später noch mal an die Leitung ran muss, dann kann das Material einfach wieder ausgehoben werden. Im Idealfall.

Flüssigboden sollte keine Wundertüte sein!
Geflügeltes Wort im Projekt-Lenkungskreis

ZFSV mit Vorteilen und Risiken

Arbeiter hält Einfüllschlauch für Flüssigboden in Versuchsstand

Flüssigboden ist super, kann aber auch in die Hose gehen. Wer hat das beste Rezept?

Doch die Anforderungen an das Material sind hoch. Was, wenn der Anbieter die optimale Rezeptur nicht ganz trifft? Was, wenn nach einiger Zeit die Straße absackt oder man in 20 Jahren nicht mehr an das Rohr kommt, weil der einst flüssige Boden hart wie Beton ist?

Es ist nicht verwunderlich, dass Flüssigböden so beliebt sind. Doch die Begeisterung der Auftraggeber über die nicht von der Hand zu weisenden Vorteile verdeckt oftmals den Blick auf die Risiken. Wie gut, dass das IKT die technischen Möglichkeiten hat und die Ressourcen organisieren kann, um dem in einem großen vergleichenden Warentest gemeinsam mit elf engagierten Netzbetreibern ganz genau auf den Grund zu gehen – neutral und unabhängig. Damit Abwassernetzbetreiber künftig klarsehen und wissen, worauf sie achten müssen, wenn Sie Flüssigboden bestellen.

Möglich: Alle guten Eigenschaften in einem Produkt

Fünf Systeme von fünf Anbietern wurden unter realitätsnahen, reproduzierbaren Bedingungen im Großversuchsstand getestet. Nach langer, intensiver Vorbereitung hat das Warentest-Team ein Jahr lang geprüft, gemessen, beobachtet, ausgewertet und Berichte geschrieben – jetzt liegen die Ergebnisse des neuen, vom NRW-Umweltministerium geförderten IKT-Warentest „Flüssigböden (ZFSV) im Kanalbau“ vor. Grundsätzlich bestätigen die Tests die Vorteile von Flüssigböden. Wenn die Rezeptur stimmt, kann das Material alle tollen Eigenschaften bieten, die Netzbetreiber an Flüssigböden so schätzen. Wenn sie stimmt…

Zwar gelang bei allen Materialien das vollständige Füllen der Gräben ohne Hohlräume – auch bei den Verbauspuren. Die Leitungsumschließung bewerten die Tester sehr positiv, und bei allen Produkten ist ein Beitrag zum Wurzelschutz zu erwarten. Aber zwei Flüssigböden patzten bei Kriterien, die vom kommunalen Lenkungskreis als essentiell für eine Verwendung im Kanalbau festgelegt wurden. Ein Material härtete so stark aus, dass die geforderte Wiederaushubfähigkeit nicht gegeben war, ein anderes brauchte deutlich zu lange, um die für die Überbauung nötige Festigkeit zu erreichen, und zeigte darüber hinaus Risiken für die Wiederverwertung und eine nicht ertragbare Ammoniak-Belastung beim Aushub. Durchgefallen!

Fünf Teilnehmer am Start

Flüssigboden (ZFSV) wird in Versuchsstand eingefüllt

Alles im Fluss: Beim Einfüllen des Flüssigbodens war die Welt noch in Ordnung.

Die fünf getesteten Systeme erreichen Noten von GUT bis UNGENÜGEND. In Sachen Qualität gibt es zwischen den einzelnen Materialien deutliche Unterschiede:

  • Carbofill von Thomas Zement GmbH & Co. KG – GUT (1,9)
  • RSS Flüssigboden von FiFB Forschungsinstitut für Flüssigboden GmbH – GUT (1,9)
  • TerraFlow von Heidelberger Beton GmbH – BEFRIEDIGEND (3,4)
  • Terrapact von Holcim Beton und Betonwaren GmbH – UNGENÜGEND – wegen sehr schlechter Wiederaushubfähigkeit nicht im Kanalbau einsetzbar
  • WBM-Flüssigboden von WBM-Flüssigboden GmbH – UNGENÜGEND – wegen zu später Überbaubarkeit, mangelhafter Wiederverwertbarkeit und hoher Ammoniak-Werte nicht im Kanalbau einsetzbar
  • Drei kommen ins Ziel, zwei bleiben auf der Strecke

    Den Testsieg mit der Note GUT (1,9) holt sich das Material Carbofill von Hersteller Thomas Zement, das sich nur bei der Prüfung der Begehbarkeit nach Verfüllung eine erwähnenswerte Schwäche leistet. Auf Platz zwei kommt ganz knapp dahinter der RSS Flüssigboden von der FiFB Forschungsinstitut für Flüssigboden ins Ziel, ebenfalls mit einem GUT (1,9). Nur mit dem Verfüllen der Verbauspur hatte das Material so seine Schwierigkeiten. TerraFlow von der Heidelberger Beton handelte sich mit einer schlechten Note beim K.O.-Kriterium Wiederaushubfähigkeit eine Abwertung um 1,0 Notenpunkte ein, ist sonst aber etwa auf Augenhöhe mit den Bestplatzierten. Insgesamt erreicht TerraFlow ein BEFRIEDIGEND (3,4) und damit den dritten Platz.

    Das Material Terrapact von Holcim Beton und Betonwaren ließ sich nur mit großem Aufwand und schwerem Gerät wieder aus dem Versuchsstand lösen. Folge: ein UNGENÜGEND im K.O.-Kriterium Wiederaushubfähigkeit, und damit nicht einsetzbar im Kanalbau. Der WBM-Flüssigboden dagegen leistete sich einen Schnitzer im K.O.-Kriterium Überbaubarkeit. Er hätte erst nach deutlich mehr als 28 Tagen überbaut werden können. Zusätzlich wurde bei diesem Produkt der MAK-Wert für Ammoniak überschritten (MAK = mittlere Arbeitsplatz-Konzentration) und auch die Wiederverwertbarkeit war mangelhaft. Das Urteil der Tester: UNGENÜGEND, nicht im Kanalbau einsetzbar.

    Zeugnisvergabe: So benoten die Tester

    Proben von Flüssigboden werden im Labor auf ihr Schwindverhalten untersucht

    Ergänzende Laborversuche verschaffen den Testern ein detailliertes Bild von den Eigenschaften der Testkandidaten.

    Die Endnoten in diesem IKT-Warentest gründen sich auf die Ergeb­nisse der drei Be­wer­tungs­schwer­punkte Labor­prüfungen, In-situ-Unter­suchungen und Qualitäts­sicherung. Das Noten­spektrum orientiert sich an den Schulnoten und reicht von SEHR GUT (1,0) bis UNGENÜGEND (6,0).

    Testbereiche unterschiedlich gewichtet
    Die Ergebnisse aus den Systemprüfungen gehen mit 85 Prozent in das Prüfurteil ein. Dieser Be­wer­tungs­schwer­punkt setzt sich aus den drei Kriterien „Einbau­phase“ (40 Prozent), „Nutzungs­phase“ (30 Prozent) und „Ent­sor­gungs­phase“ (30 Prozent) zusammen. Der Bewer­tungs­punkt „Quali­täts­siche­rung“ macht die übrigen 15 Prozent an der Gesamt­note aus. Liefer­schein, Eigen­über­wachung, Qualitäts­zeichen, Schulungen und besondere Auf­fällig­keiten fließen mit jeweils 20 Prozent in die Bewertung der Qualitäts­sicherung ein.

    Unbenotete Zusatzinformationen ergänzen die harten Testkriterien: pH-Wert Material (Einbau), Viskowaage (Mittlere Scherfestigkeit am 1. und 2. Tag), Zeitbedarf für den Einbau, Mischwerk, Entfernung Mischwerk zum IKT, Anzahl der Lieferungen (insgesamt 50 m³), Materialkosten, Pumpkosten, Prüfkosten (Eigenüberwachung), Entsorgungskosten

    Auftraggeber im Blick: Viel Aufwand getrieben für wertvolle Erkenntnisse

    Flüssigboden in Versuchsstand mit Betonschacht und querenden Leitungen

    Aufwendiger Aufbau: Fünfmal Betonschacht, fünfmal Kunststoffschacht, fünfmal Kanalrohr, fünfmal querende Leitungen, zehn Verbaukästen – und 30 Tonnen Stahl

    Für diesen IKT-Warentest „Flüssigböden (ZFSV) im Kanalbau“ hat die Hallen­mann­schaft den 15 Meter langen, sechs Meter breiten und sechs Meter tiefen Groß­versuchs­stand des Instituts mit 25 Millimeter dicken Stahl­platten in fünf Prüf­kammern unterteilt. In jede Kammer wurde der exakt gleiche Aufbau aus Beton­schächten, Kunst­stoff­schächten und Verbau­kästen sowie Haupt-, Quer- und Längs­leitungen instal­liert. Die Mannstunden allein für den Einbau summieren sich auf viele Wochen. Hinzu kommt die Zeit, die IKT-Statiker Dr. Mark Klameth für die Berech­nungen der Einbauten aufgewendet hat. Insgesamt wurden 30 Tonnen Stahl verbaut. Dann kamen die Anbieter und pumpten ihre Flüssigböden (ZFSV) in die Abteile.

    Test bestätigt: Flüssigboden mit vielen Vorteilen

    Alle Materialien flossen in die Gräben, dass es eine Freude war zuzusehen. Wie flüssige Lava, nur nicht so heiß, glitten sie elegant in jede Ecke, umschlossen die Rohre und Schächte, füllten den Versuchsstand bis oben hin. Zufriedene Gesichter gab es auch auf den Baustellen, die die Warentester besuchten, um in situ Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln.

    Umfangreiches Prüfprogramm

    Flüssigboden fließt aus Mischfahzeug in Schubkarre

    Start ins Prüfprogramm: Erste Probennahmen während des Einfüllens

    Schon während des Einbaus der Flüssigböden (ZFSV) begann das umfangreiche Prüfprogramm: Das Warentest-Team ermittelte unter anderem anhand des Ausbreitmaßes die Konsistenz der Flüssigböden, prüfte mit der Viskowaage die Scherfestigkeit, maß den pH-Wert, füllte die Behälter für den 3-Segment-Zylinderversuch – der zeigt, ob sich die Suspension mit der Zeit entmischt – und nahm Proben für die Würfeldruckprüfung, mit der nach sieben Tagen der E-Modul bestimmt wird. Später folgten Begeh­bar­keits­prü­fungen, Last­platten­druck­versuche und die erwähnten Würfel­druck­prüfungen. Bei weiteren Prüfungen für die Nutzungs- und Ent­sor­gungs­phase betrachteten die Waren­tester beispielsweise die Leitungs­um­schlie­ßung und die Verfüllung der Verbauspur. Die Ergebnisse von Eluat-Unter­suchungen erlaubten den Wissen­schaftlern, die Umwelt­ver­träg­lich­keit der Materialien einzuschätzen. Und die Lenkungs­kreis­mitglieder bewerteten die Spaten­lös­bar­keit, indem Sie selbst den Spaten in die Hand nahmen und die Materialien direkt verglichen.

    Der Lenkungskreis – Support auf allen Ebenen

    Sitzung Besprechung

    In regelmäßigen Lenkungskreissitzungen entscheiden die Teilnehmer unter anderem über die Prüfanforderungen.

    Der kommunale Lenkungskreis ist die oberste Instanz bei jedem IKT-Waren­test. Teil­nahme­be­rech­tigt sind aus­schließ­lich Netz­betreiber. Alle grund­sätz­lichen Ent­schei­dungen werden im Lenkungs­kreis gefällt. Diese Kommunen haben sich inhalt­lich und finan­ziell am IKT-Waren­test „Flüssig­böden (ZFSV) im Kanal­bau“ beteiligt:

    • Technische Werke Burscheid als Antragsteller/Auftraggeber
    • Abwasserbetrieb Troisdorf
    • Lippeverband über Stadtentwässerung Hamm
    • medl, Mülheim/Ruhr
    • Stadt Gladbeck
    • Stadt Recklinghausen
    • SAL Stadtbetrieb Abwasserbeseitigung Lünen
    • Stadtentwässerung Düsseldorf
    • Technische Betriebe Solingen
    • Wirtschaftsbetriebe Oberhausen/Stadt Oberhausen
    • WSW Energie & Wasser

    Dieses Projekt wurde großzügig gefördert und tatkräftig unterstützt vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen.

    Mit Ausnahme: Böden nach 7 Tagen überbaubar

    Plattendruckversuch an Flüssigboden (ZFSV) in Versuchsstand

    Unter Druck gesetzt: Mit dem Lastplattendruckversuch wurde der E-Modul der eingebauten Flüssigböden ermittelt.

    Für die Überbaubarkeit des Jetzt-nicht-mehr-Flüssigbodens ist beim Lastplattendruckversuch ein Mindestwert von 45 MN/mm² entscheidend. Die gemessenen EV2-Werte (E-Modul) erreichten bei vier der fünf getesteten Produkte schon innerhalb der ersten Woche diesen Wert. Allerdings können extrem hohe EV2-Werte auch darauf hindeuten, dass dann mit Blick auf die Wiederaushubfähigkeit mit zu hohen Endfestigkeiten gerechnet werden muss.

    Zusätzlich zu den Laborversuchen im IKT wurden die getesteten Flüssigböden auch in Gräben auf einem Versuchsfeld in Burscheid eingebaut. Hier und bei weiteren Bau­stellen­unter­suchungen wurde die grundsätzliche Handhab­barkeit der Materialien unter Praxis­be­dingungen erfasst und außerdem die Plausibilität der Einsätze in den IKT-Versuchs­ständen überprüft. Darüber hinaus flossen die Beobachtungen in die Bewertung der „Qualitätssicherung“ beim Kriterium „Besondere Auffälligkeiten“ ein.

    grün-rotes, rundes Siegel, angeschnittenDas IKT-Warentest-Siegel

    Produkthersteller und Verfahrensanbieter, die an einem IKT-Warentest teilgenommen haben, können ein IKT-Warentest-Siegel mit dem erreichten Ergebnis erhalten. Damit kann gegenüber den Kunden die Qualität des Produkts beziehungsweise des Verfahrens dokumentiert werden.
    mehr Informationen zum Siegel „IKT-Warentest“
    IKT-Prüfsiegel-Register (PDF)
     

    Ganz okay: Qualitätssicherung durch Auftragnehmer

    Überhaupt beleuchteten die Tester neben den Systemprüfungen der Flüssigböden (ZFSV) in den Versuchsaufbauten auch die Qualitätssicherung der Hersteller. Die Noten in diesem Bereich zeigen bis auf wenige Ausnahmen, dass sich die Anbieter sehr um das Thema Qualitätssicherung bemühen. Ein bisschen Luft nach oben gibt es aber noch.

    Besonderes Augenmerk auf Erfüllung von K.O.-Kriterien

    Der Lenkungskreis der Netzbetreiber definierte frühzeitig Merkmale, die unbedingt einzuhalten sind, damit ein Flüssigboden (ZFSV) auch im Kanalbau als solcher einsetzbar ist. Dies betraf die Fließfähigkeit in der Einbauphase, die Überbaubarkeit in der Nutzungsphase und die Wiederaushubfähigkeit und Möglichkeit zur Wiederverwertung in der Entsorgungsphase. Zwei von fünf Produkten zeigten sich im Test bei diesen Kriterien mängelfrei: Carbofill und RSS Flüssigboden. Die übrigen Produkte offenbarten dagegen erkennbare oder sogar schwere Mängel, die in zwei Fällen zum IKT-Prüfurteil „UNGENÜGEND“ führten.

    Qualitätssicherung im Mischwerk extrem wichtig

    Die Anbieter waren aufgefordert, im Test die Produkte so anzubieten, dass deren Zusammensetzung klar definiert und auch eine Nachbestellung für künftige Baumaßnahmen möglich ist. Entsprechend war den Anbietern die Wahl des verwendeten Bodenmaterials freigestellt. In mindestens einem Fall wurde aber offensichtlich ungeeignetes Bodenmaterial (Organik, Ammoniak-Freisetzung, mangelhafte Überbaubarkeit) in den Systemprüfungen eingesetzt. Die im Lenkungskreis vertretenen Netzbetreiber sehen hier die Anbieter/Hersteller in der Verantwortung, die Qualität der eingesetzten Stoffe und Böden sicher zu bestimmen und transparent zu machen. Dem Bodenmanagement und der Qualitätssicherung im Mischwerk kommt damit eine besondere Bedeutung zu.

    Zielkonflikt: Schnell fest, aber später nicht zu fest

    Person steht mit Arbeitsschuhen auf verfestigtem Flüssigboden

    Schnell begehbar, schnell überbaubar, später wieder lösbar: Die Ansprüche an Flüssigböden sind hoch.

    Offensichtlich besteht für viele Anbieter ein Zielkonflikt zwischen einer schnellen Begehbarkeit und Überbaubarkeit und der späteren Wiederaushubfähigkeit (Spatenlösbarkeit) des Materials. Nur einem Anbieter (RSS Flüssigboden) gelang es, in den Systemprüfungen diese Kriterien durchweg mit sehr guten oder guten Ergebnissen zu erfüllen. Die vier übrigen Anbieter zeigten im Test in mindestens einem dieser Kriterien deutliche Mängel.

    Ziehen des Verbaus kann zu massiven Oberflächenbrüchen führen

    In Einzelfällen führte das Ziehen des Verbaus in den Prüfkammern zu massiven Oberflächenbrüchen, die auf der Baustelle zur Verunsicherung über den erfolgreichen Verfüllvorgang führen und zu Nacharbeiten zwingen können. Im Test zeigten sich in den beobachteten Fällen allerdings keine Auswirkungen auf die Belastungssituation im Untergrund. Hier sind die Hersteller gefordert, die Materialien entsprechend anzupassen oder geeignetere Zeitpunkte für das Ziehen des Verbaus zu benennen.

    Hinweise: Qualitätssicherung auf der Baustelle

    Versuchsstand mit Betonschacht randvoll mit Flüssigboden

    Appell an Auftraggeber: Die wichtigsten Qualitätsmerkmale auf der Baustelle überprüfen!

    Die Testergebnisse zeigen, dass wichtige Bewertungskriterien auch in der Baustellenpraxis im Zuge der Eigen- und Fremdüberwachung überprüft werden sollten. Dies betrifft insbesondere die Fließfähigkeit, Begehbarkeit, Überbaubarkeit, die Bettungseigenschaften sowie die Wiederhaushubfähigkeit. Darüber hinaus sollten der Hersteller die Inhaltsstoffe der eingesetzten Ausgangsmaterialien – auch des Bodenmaterials – in transparenter und überprüfbarer Weise darstellen. Es kann auch angezeigt sein, die Lieferbeständigkeit zu überprüfen, also inwieweit Schwankungen der Eigenschaften zwischen den Chargen zu beobachten sind.

    Im Vorfeld dieses Warentests wurden 16 Hersteller von Flüssigboden (ZFSV) recherchiert, die ihre Produkte für den Einsatz im Kanalbau anbieten. Allerdings waren nur sechs Anbieter in der Lage überregional so anzubieten, dass ein Einsatz in Nordrhein-Westfalen sowohl auf den Versuchsfeldern in Burscheid als auch in den Systemprüfungen im IKT in Gelsenkirchen möglich war. Eines dieser Produkte war darüber hinaus zum Vergabezeitpunkt nicht pumpfähig, so dass letztlich nur fünf Produkte in den Systemprüfungen eingesetzt und verglichen wurden. Hier sind eine Erweiterung der Lieferbereiche und auch Neu- und Weiterentwicklungen der Produkte wünschenswert. Entsprechende IKT-Nachtests können dann die Qualität untermauern.

    Möglichkeit zum Nachtest

    Beim Warentest nicht dabei gewesen? Ihr Material kann das auch? Dann beweisen Sie’s! Nutzen Sie die Möglichkeit zum Nachtest! Die gleichen Tests unter gleichen Bedingungen mit den gleichen Bewertungskriterien. Am Ende gibt es eine Note und einen Platz in der Ergebnistabelle. Und wer will, kann auch ein Siegel bekommen.
    Sprechen Sie uns an!

    Tschüss Wundertüte

    Der IKT-Warentest zeigt: Grundsätzlich eignet sich Flüssigboden jetzt schon für den Kanalbau. Nur eben nicht jeder. Aber Rezepturen kann man ja optimieren. Und irgendwann wird der Idealfall zum Normalfall. Dann wird Flüssigboden im Kanalbau keine Wundertüte mehr sein.

    Mann mit Bart und Brille hält Vortrag

    Dipl.-Ing. (FH) Serdar Ulutaş, MBA, Leiter IKT-Warentest, stellt die Ergebnisse im Detail vor.

    IKT-Warentest „Flüssigböden (ZFSV) im Kanalbau“
    zur Ergebnistabelle dieses Warentests (PDF)
    Download des Warentest-Berichts (PDF)

    Ansprechpartner

    Dipl.-Ing. (FH) Serdar Ulutaş, MBA
    Leiter IKT-Warentest
    Telefon: 0209 17806-32
    E-Mail: ulutas@ikt.de

     

    Neutral und unabhängig: Die IKT-Warentests

    Blick in den Großversuchsstand, Bau von zahlreichen Schächten

    In den unabhängigen IKT-Warentests werden Produkte oder Verfahren unter gleichen, reproduzierbaren Bedingungen vergleichend getestet.

    Ziel der IKT-Warentests ist es, den Netzbetreibern zuverlässige und unabhängige Informationen über Eigenschaften von marktgängigen Produkten und Verfahren zu liefern. Angaben in Verfahrensbeschreibungen und Werbeinformationen der Anbieter werden durch den IKT-Warentest einer unabhängigen und neutralen Prüfung unterzogen.

    Der Fokus liegt auf der Eignung von Produkten unter langfristigen Betriebsbedingungen. So werden vor allem während des Betriebs auftretende Beanspruchungen untersucht, denen die Produkte in der Praxis jahrzehntelang ausgesetzt sind.

    Die Gewährleistungsfrist für Produkte der Kanalisationstechnik beträgt heute maximal fünf Jahre. Dies ist verglichen mit den angestrebten Nutzungsdauern eine sehr kurze Zeitspanne. Von besonderem Nachteil für Auftraggeber sind Schäden, die erst nach Ablauf der Gewährleistungsfrist auftreten. Ein Rückgriff auf den Anbieter ist nur in den seltensten Fällen möglich. Daraus resultiert ein erhebliches finanzielles Risiko für die Netzbetreiber, das durch die vergleichenden IKT-Warentests reduziert werden kann.

    Ein IKT-Warentest wird immer durch eine Gruppe von Netzbetreibern begleitet, dem sogenannten Lenkungskreis. Dieser Lenkungskreis entscheidet in regelmäßigen Sitzungen über

    • die Auswahl von Produkten beziehungsweise Verfahren für die erste Testreihe
    • die Bau- beziehungsweise Instandhaltungsaufgabe für den Einsatz der Produkte oder Verfahren im Test
    • die maßgeblichen Leistungsziele und Qualitätsanforderungen
    • den Umfang und die Ausrichtung des Prüfprogramms
    • den Informationsaustausch mit den Produkt- beziehungsweise Verfahrensanbietern
    • die Bewertung und die Veröffentlichung der Ergebnisse

    Die eigentliche Prüfung und die Dokumentation der Ergebnisse erfolgen durch das IKT als unabhängiges Institut. Das IKT ist im Rahmen der Prüfung insbesondere verantwortlich für die ingenieurtechnische Entwicklung und Umsetzung der Prüfaufbauten und des Prüfprogramms. Diesbezügliche Entscheidungen werden in unmittelbarer Abstimmung mit dem Lenkungskreis getroffen.
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