Einblick, Durchblick, Überblick:
3. Deutscher Tag der Kanalreinigung 2015

Der Kanalbetrieb befindet sich zurzeit mitten in einem großen Umbruch. Immer mehr Abwasserbetriebe stellen auf Bedarfsorientierte Kanalreinigung um. Dabei tauchen ständig neue Fragen und Unsicherheiten auf. Der 3. Deutsche Tag der Kanalreinigung im IKT in Gelsenkirchen bot hier Orientierung mit viel technischem und organisatorischem Know-how und einem abwechslungsreichen Programm.

Dipl.-Ing. (FH) Serdar Ulutaş, MBA, Leiter Erfahrungskreis Kanalbetrieb am IKT, führte durch zwei spannende Tage mit Fachvorträgen, Streitgespräch, Fachausstellung, Live-Vorführungen und Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch.

Kanalbetrieb im Überblick

Claus Externbrink während seines Vortrags

Kanalbetrieb – Aufgaben, Anforderungen, Perspektive: Dipl.-Ing. Claus Externbrink, SAL

Dipl.-Ing. Claus Externbrink vom Stadtbetrieb Abwasserbeseitigung Lünen (SAL) eröffnete das Vortragsprogramm mit einem Übersichtsbeitrag zu den Aufgaben, Anforderungen und Perspektiven des Kanalbetriebs. Einen Schwerpunkt legte er auf die detaillierte Dokumentation beim Kanalbetrieb. Die Auswertung lässt Rückschlüsse auf die Lebensdauer von Werkstoffen zu und ermöglicht die Festlegung angemessener Abschreibungszeiträume.

Kanalreinigung nach Norm?

Die unreflektierte Pauschalreinigung ist ein Auslaufmodell. Dieses Fazit zog Dipl.-Ing. Marco Schlüter, IKT, Leiter Kommunales Netzwerk, in seinem Vortrag. Die Bedarfsorientierte Kanalreinigung wird Standard, denn sie ist deutlich wirtschaftlicher. Bei der Umsetzung hilft die DIN EN 14654-1.

Alexander Augustin während seines Vortrags

Schonende und effektive Kanalreinigung: Dipl.-Ing. Alexander Augustin, Stadtentwässerung Pforzheim

Schonende und effiziente Kanalreinigung

Kanalreinigung ist nicht ohne Risiken. Hochdruckpumpen sind so stark, dass sie Schäden in der Kanalisation verursachen können. Dipl.-Ing. (FH) Alexander Augustin berichtete von den Bemühungen der Stadtentwässerung Pforzheim um eine schonende aber effiziente Reinigung. Sein Rezept: Mitarbeiter schulen, Fahrzeug kennen und richtig einstellen. Dabei hat ihm und seinen Mitarbeitern der IKT-Fahrzeug-Check geholfen.

80-20-Regel auch bei der Kanalreinigung

Das Ziel in Herne im Ruhrgebiet lautete: den Entwässerungskomfort verbessern, die Einsätze optimieren, Kosten sparen. Inzwischen wird dort vorab mit der Schachtzoomkamera gecheckt, ob Reinigungsbedarf besteht, erklärt Sascha Köhler, M.Sc. von der Stadtentwässerung Herne. Das Ergebnis: Rund 80 Prozent der Leitungen sind okay. Um die restliche 20 Prozent kümmert man sich dann gezielt.

Rolf Pospiech während seines Vortrags

Kanalmeister – Aufgaben und Pflichten: Rolf Pospiech, Gelsenkanal

Kanalmeister – Aufgaben und Pflichten

Rolf Pospiech, Gelsenkanal, beschrieb sein Aufgabengebiet als Kanalmeister – von der Personalplanung über die Einsatzplanung und -überwachung bis zur Planung von Sondereinsätzen u.v.m. Außerdem wacht er über die Arbeitssicherheit und die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter. Er erklärte, worauf es ihm bei seiner Arbeit ankommt.

Reinigung und Inspektion von Großprofilen

Plötzlich tat sich auf einer Hauptverkehrsader in Krefeld ein Loch von 12 m³ auf, schilderte Dipl.-Ing. Frank Zohren von der SWK AQUA GmbH in seinem Vortrag. Als Ursache wurde eine defekte Senkenleitung ausgemacht, die in den Hauptsammler einleitete. Bei der Inspektion wurden aber auch viele defekte Anschlussstutzen festgestellt. Das wurde zum Anlass genommen, auch weitere Abschnitte zu inspizieren. Vor der Inspektion kam aber die Reinigung – und die hatte es in sich. Besondere Herausforderungen: keine Um- oder Überleitung möglich, kein mobiles Kamerasystem, daher nur Begehung. Die SWK AQUA stellt sich der Herausforderung, um weitere Tagesbrüche – bei denen womöglich sogar Personen zu Schaden kommen – zu verhindern.

Markus Genster während seines Vortrags

Trockensinkkastenreinigung: Markus Genster, EUV Stadtbetrieb Castrop-Rauxel

Trockensinkkastenreinigung

Eine unregelmäßige Reinigung von Sinkkästen kann zu Überflutungen und einem erhöhten Aufwand bei der Kanalreinigung führen und zahlreiche weitere unerwünschte Folgen haben. Dem EUV Stadtbetrieb Castrop-Rauxel ist eine regelmäßige Reinigung der Sinkkästen deshalb besonders wichtig. Da die Reinigungsfahrzeuge veraltet waren, stand in Castrop-Rauxel eine Grundsatzentscheidung an, berichtete Markus Genster. Nach eingehender Analyse wurde entschieden: Die Sinkkastenreinigung sollte weiterhin in Eigenleistung erfolgen. Ein neues Fahrzeug wurde ganz nach den Erfordernissen des EUV aufgebaut.

Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Niklas Janssen vom Dienstleister Umwelttechnik Janßen GmbH ergänzte: Manuelle Handreinigung sei heute immer noch gängige Praxis. Dabei sind die vollen und nassen Eimer viel zu schwer – Vorgaben der Berufsgenossenschaft verbieten das Heben. Die Schwierigkeit für Dienstleister: Unterschiedlichste Rost- und Eimermodelle müssen gereinigt werden, und oft weiß der Auftraggeber selbst nicht, welche Typen im Stadtgebiet verbaut sind. Anschließend wurden die Fahrzeuge von EUV und Janßen auf dem IKT-Gelände in Aktion gezeigt.

Sascha Kokles während seines Vortrags

Belüftung von Kanalnetzen – Geruch und Korrosion vermeiden: Sascha Kokles, B.Eng, Berliner Wasserbetriebe

Blick über den Tellerrand

Die Kanalreinigung steht heute nicht allein für sich, sondern ist vernetzt mit vielen benachbarten Themengebieten. Und so warfen drei Referenten einen Blick über den Tellerrand.
Sascha Kokles, B.Eng. berichtete, wie die Berliner Wasserbetriebe versuchen, durch die gezielte Belüftung von Kanalnetzen Geruch und Korrosion zu vermeiden. Er hat sich intensiv mit dem Thema auseinander gesetzt und erläuterte die Ergebnisse eines Versuchs zur Messung der Luftgeschwindigkeit im Kanal.
Dipl.-Ing. Ralf Heßling-Mecking von der Stadtentwässerung Haltern am See erklärte, wie die Betriebsüberwachung von Sonderbauwerken wirtschaftlich optimiert werden kann. Stichworte sind: Kosten-Controlling, Sanierung veralteter Anlagen, Internet-basierte Fernüberwachung.
Die drohende Pflicht zur Aufrüstung von Regenbecken mit Wasserstandsmessgeräten war Thema des Vortrags von Dipl.-Ing. Horst Baxpehler vom Erftverband. Er berichtete von der Ausarbeitung des Konzepts und der Abstimmung mit den Aufsichtsbehörden und hob hervor, wie wichtig ein strukturiertes Vorgehen ist.

Web-Konferenz: San Diego auf der Leinwand in Gelsenkirchen

IKT international: Web-Konferenz zwischen Gelsenkirchen und San Diego

Live-Schaltung nach Amerika

Zusätzlich zum offiziellen Programm hielt Prof. Dr.-Ing. Bert Bosseler, Wissenschaftlicher Leiter des IKT, einen Vortrag über die Verlegung von Breitband-Internet-Kabeln in bestehenden Infrastrukturnetzen, vor allem in Abwasserleitungen. Der Vortrag wurde live im Internet nach San Diego, Kalifornien, übertragen, wo der internationale Wegerechtsverband IRWA zeitgleich eine Tagung abhielt. Bosseler erörterte Fragen der technischen, rechtlichen und ökonomischen Machbarkeit. Offen sind bisher noch die Quantifizierung, Bewertung und Einpreisung der entstehenden Risiken für beide Netzbetreiber.

zum kostenlosen Download der Vorträge

Live-Vorführungen

Aufgelockert wurde das Vortragsprogramm durch zahlreiche spannende Live-Vorführungen von Produkten und Verfahren:

  • Schachtzoomkamera
  • innovative Schachtkopfsanierung
  • Reinigung von Großprofilen
  • Fahrzeuge für die Trockensinkkastenreinigung
  • und vieles mehr

Fachausstellung

Begleitet wurde der Tag der Kanalreinigung von einer großen Fachausstellung in der Versuchshalle und auf dem Außengelände. Zu sehen und zu erleben waren:

  • Fachausstellung - Hersteller von Inspektionstechnik

    Fachausstellung: Firmen präsentieren ihre Produkte und Dienstleistungen.

    Düsen und Schläuche
  • Reinigungsroboter
  • komplette Hochdruck-Spülfahrzeuge
  • Inspektionstechnik für Schächte und Leitungen
  • Reparaturverfahren
  • Betriebsführungs- und Kanalinformationssysteme
  • Produkte zur Arbeitssicherheit
  • Produkte zur Geruchsvermeidung

Erfahrungs- und Meinungsaustausch

Gelegenheit zum Austausch unter den Teilnehmern, Referenten und Ausstellern gab es reichlich in den Pausen, bei der Abendveranstaltung und beim Barbecue. Eine willkommene Erfrischung bot der Eiswagen, der sich am zweiten Tag zwischen zwei Spülfahrzeugen postierte.

Pausengespräch

Tag der Kanalreinigung 2015: Reger Austausch zwischen den unterschiedlichen Akteuren

Insgesamt eine runde Sache, der Tag der Kanalreinigung 2015 – das war die vorherrschende Rückmeldung von allen Seiten. Grund genug, für nächstes Jahr wieder einen Tag der Kanalreinigung anzusetzen.

Ansprechpartner

Dipl.-Ing. (FH) Serdar Ulutaş, MBA
Telefon: 0209 17806-32
E-Mail: ulutas@ikt.de

 

 

Weitere Impressionen vom 3. Deutschen Tag der Kanalreinigung 2015

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