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IKT-eNewsletter September 2005
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IKT-Newsletter
Alles gut: Inspektionssysteme im IKT-Warentest
 

Deutschlands Grundstückseigentümer besitzen zusammen mehr als eine Million Kilometer private Entwässerungsnetze. Damit könnte man 25 Mal die Erde umrunden. In den letzen Jahren hat die Industrie spezielle Kameras für den Einsatz in den engen und weit verzweigten Grundstücksentwässerungsnetzen entwickelt. In einem Warentest hat das IKT diese Inspektionssysteme auf den Prüfstand gestellt.

 

Leitungen auf Dichtheit überprüfen

In Nordrhein-Westfalen schreibt § 45 der Landesbauordnung vor, dass Grundstückseigentümer ältere Leitungen in Wasserschutzgebieten bis zum 31. Dezember 2005 auf Dichtheit überprüfen lassen müssen. Neuere Leitungen und solche außerhalb von Wasserschutzgebieten müssen bis zum 31. Dezember 2015 inspiziert werden.

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Wurzeleinwuchs in einen
Abwasserkanal

Durch undichte Stellen im Kanal kann Abwasser austreten, das Grundwasser wird kontaminiert. Dies ist gerade in Wasserschutzzonen kritisch, weil es möglicherweise die Trinkwassergewinnung beeinträchtigen könnte. Baumwurzeln können durch undichte Stellen in den Kanal einwachsen und den abflusswirksamen Querschnitt verringern.

In den letzten Jahren hat die Industrie reagiert und modernste Inspektionssysteme entwickelt. Diese besonders kleinen und wendigen Kameras eignen sich speziell für den Einsatz in den engen und weit verzweigten Grundstücksentwässerungsnetzen.

 

Was können die Systeme leisten?

Mit dem IKT-Warentest „Inspektionssysteme für Grundstücksentwässerungsnetze“ wollten das NRW-Umweltministerium und 14 Städte erfahren, was die Systeme tatsächlich leisten können. Das IKT - Institut für Unterirdische Infrastruktur in Gelsenkirchen hat diesen Test durchgeführt und die Systeme von vier Anbietern bewertet.

Ziel des IKT-Warentests ist es, die Qualität der am Markt angebotenen Produkte zu bewerten, Verbesserungspotenziale aufzuzeigen und gleichzeitig einen entsprechenden Marktdruck aufzubauen, damit diese Potenziale von den Anbietern auch genutzt werden. Der Kanalnetzbetreiber als Kunde gibt vor, welche Qualitätsanforderungen an die Produkte gestellt werden und wie die Produkte vor diesem Hintergrund zu bewerten sind. Am Ende eines IKT-Warentests stehen unabhängige, praxisorientierte und fachlich fundierte Auskünfte über die Stärken und Schwächen, Einsatzmöglichkeiten und Einsatzgrenzen der untersuchten Produkte.

Die folgenden Inspektionssysteme wurden in dem IKT-Warentest genau unter die Lupe genommen:

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Aaligator

Der „Aaligator“ ist ein hydraulisch angetriebenes Kamerasystem. Die Antriebseinheit besitzt einen Kranz hydraulischer Düsen. Die Optik-Einheit besteht aus einer Axial-kamera und hat seitlich strahlende Düseneinsätze, so dass sich das System seitwärts bewegen kann. Gleichzeitiges, manuelles Drehen des Hochdruckschlauches ermöglicht ein Abbiegen in abzweigende Leitungen.

 

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Göttinger ZK-Kanalwurm 70/500

Der hydraulisch angetriebene „Göttinger ZK-Kanalwurm 70/500“ hat u.a. einen Packer und eine in den Kopf des Packers integrierte Axialkamera. Das System kann seitlich um bis zu 90° abgewinkelt werden, wodurch der Wurm bei gleichzeitigem Vorschub in abzweigende Leitungen eingefahren wird. Neben seiner Funktion als Inspektionseinheit kann der Kanalwurm als Absperrblase für Dichtheitsprüfungen eingesetzt werden.

 

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Göttinger-ZK-Kanalwurm
70/500 mit Dreh-/Schwenkkopf

Das Nachfolgemodell des Göttinger-ZK-Kanalwurms 70/500 hat die Eigenschaften des „alten“ Wurm-Modells und gestattet durch die Dreh-/Schwenkkopf-Kamera zusätzlich das Abschwenken von z.B. Schäden. Weiterhin ist dieses Modell mit einer Front-Spüleinrichtung ausgestattet, wodurch die Säuberung der Kameralinse ermöglicht werden soll.

 

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Göttinger-ZK-Kanalwurm
50/300 (mini)

Der Göttinger-ZK-Kanalwurm 50/300 ist die kleinere Version des Göttinger-ZK-Kanalwurms 70/500. Der kleine Wurm wurde speziell für die Inspektion von Leitungen mit sehr kleinen Nennweiten entwickelt. Der kurze Packer ist mit einer Axialkamera ausgestattet. Der Wurm kann stufenlos in vier Richtungen um bis zu 90° abgewinkelt werden. Das Abschwenken von z.B. Schäden ist nicht möglich. Der kleine Wurm ist nicht als Absperreinheit für Dichtheitsprüfungen konzipiert.

 

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Lindauer Schere (mini)

Die Lindauer Schere (mini) besteht aus einer Dreh-/Schwenkkopf-Kamera und daran montierter, ausfahrbarer Scherenmechanik. Bei der Erfassung einer abzweigenden Leitung wird der Kamerakopf in Richtung des aufzunehmenden Abzweiges gelenkt und die Schere ausgefahren. So wird das System beim weiteren Vorschub in den Abzweig abgelenkt. Danach wird die Schere wieder zurückgezogen.

 

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ORION L („Kieler Stäbchen“)

Die ORION L („Kieler Stäbchen“) besteht aus einer Dreh-/Schwenkkopf-Kamera und daran befestigtem Führungsstab. Dieser ist nicht teleskopierbar. Die ORION L wird mit Hilfe des Führungsstabes in die abzweigende Leitung eingefädelt und beim weiteren Vorschub eingeführt. Der Führungsstab befindet sich bei der optischen Erfassung permanent im Aufnahmebereich.

 

Test-Ergebnisse

 

Stärken und Schwächen variieren

Keines der Inspektionssysteme erfüllt die Qualitätsanforderungen der Kanalnetzbetreiber vollständig. Die Test-Ergebnisse verdeutlichen die unterschiedlichen Stärken und Schwächen der Geräte. Folglich muss die Entscheidung für oder gegen ein System die Randbedingungen der Inspektionsaufgabe und die eigenen Ansprüche an das Inspektionsergebnis berücksichtigen.

 

Umfassende Qualitätssicherung

Grundlage der Qualitätssicherung sind Zusatzangebote und -funktionen für das Inspektionssystem. Diese unterstützen eine qualitativ hochwertige Inspektion. Die im Test formulierten Anforderungen bzgl. der Qualitätssicherung wurden von allen Systemanbietern fast vollständig erfüllt. Mit der Folge, dass die Noten „sehr gut“ und „gut“ vergeben wurden.

 

Einsatzfähigkeit in Ordnung

Inwieweit waren die Systeme in der Lage die verschiedenen Netzbereiche zu befahren? Diese Frage beantworteten drei Systeme mit „gut“. Drei Systeme erreichten allerdings nur ein befriedigendes Ergebnis. Keines der Systeme konnte eines der drei im Großversuchsstand erstellten Leitungsnetze komplett befahren.

 

Fast alle Schadensstellen erkannt

Mit allen eingesetzten Inspektionskameras konnten zahlreiche Schadensstellen in den befahrenen Netzbereichen der drei Leitungsnetze erkannt werden. Das heißt, die Schadensstellen waren auf den Filmaufnahmen zu sehen. Der Erfassungsgrad der Geräte war „sehr gut“ bis „gut“. Dennoch hat keine der Kameras alle der in den jeweils befahrenen Netzbereichen vorliegenden Schadensstellen dokumentiert.

 

Erfassungsqualität mit Mängeln

Die zu den durchgeführten Befahrungen gelieferten Dokumentationen offenbarten Mängel. So war die Bildqualität der Befahrungsfilme bei einigen Systemen verhältnismäßig schlecht. Obwohl dieselben Leitungsnetze befahren worden waren, wurden zum Großteil unterschiedliche Leitungspläne geliefert, d.h. von einander abweichende Leitungsverläufe dokumentiert. Lediglich ein System lieferte eine gute Erfassungsqualität; bei zwei Systemen war die Erfassungsqualität befriedigend und bei drei Systemen nur ausreichend.

 

Praxiseinsatz erfolgreich

Alle Inspektionssysteme sind für die Zustandserfassung von Grundstücksentwässerungsnetzen grundsätzlich geeignet. Dies wurde bei der Begleitung des Systemeinsatzes in Gelsenkirchen, Göttingen und Würzburg bestätigt. Die In-situ-Eindrücke unterstreichen die Ergebnisse der Systemprüfungen im Großversuchsstand des IKT. In situ wurden vor allem die Unterschiede bei der Handhabung der Inspektionssysteme offensichtlich, z.B. die körperliche Beanspruchung der Techniker.

 

Die einzelnen Testergebnisse sind in der Bewertungstabelle zusammengefasst.

 

Den ausführlichen Bericht zum Warentest „Inspektionssysteme für Grundstücksentwässerungsnetze“ finden Sie auf unserer Homepage

 

Haben Sie noch Fragen zum IKT-Warentest? Bitte wenden Sie sich an

 


IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur gGmbH
Exterbruch 1
45886 Gelsenkirchen
Tel.: 0209 17806-0
Fax: 0209 17806-88
E-Mail: info@ikt.de
Internet: www.ikt.de



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