Ausgezeichnet: IKT-Preis "Goldener Kanaldeckel 2003" verliehen

Zum zweiten Mal verlieh das IKT den "Goldenen Kanaldeckel" an Mitarbeiter von Stadtentwässerungen für herausragende Leistungen beim Bau, Betrieb und Erhalt einer modernen Kanalisationsinfrastruktur. Diesen "Oscar" der Kanalbranche überreichte NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn kürzlich auf dem IKT-Forum ROHR 2003. Die diesjärigen Preisträger sind:

  1. Platz: Dipl.-Ing. Manfred Fiedler, Abteilungsleiter bei der Stadtentwässerung Göttingen (Niedersachsen), für die Einführung einer systematischen Bewertung von Ingenieurbüros als Grundlage für kommunale Auftragserteilungen. Preisgeld: 3.000 EUR

  2. Platz: Rüdiger Bremke, Bereichsleiter Kanalbetrieb der Stadtentwässerung Schwerte (NRW), für das Pilotprojekt "Methodische Ansätze zur Dichtheitsprüfung und Sanierung privater Abwasseranlagen". Preisgeld: 2.000 EUR

  3. Platz: Wolfgang Schmid, Projektleiter beim Tiefbauamt der Stadt Biberach (Baden-Württemberg), für die Planung, Leitung und bürgerfreundliche Durchführung einer Kanalsanierungsmaßnahme in der historischen Altstadt von Biberach an der Riß. Preisgeld: 1.000 EUR

 


v.l.n.r.: Wolfgang Schmid, Dr. Bert Bosseler (IKT), Ministerin Bärbel Höhn, Roland W. Waniek (IKT), Manfred Fiedler, Rüdiger Bremke.

Der IKT-Preis "Goldener Kanaldeckel" wurde auch dieses Jahr von einer Reihe von Unternehmen gesponsort:

 

Beck Kanal- und Schachtgeräte GmbH
 
Brandenburger Liner GmbH & Co., Landau/Pfalz
     

HOCHTIEF Construction AG, Köln
 
Ingenieurbüro Udo Wiese, Kaltenkirchen
     

Städtler + Beck GmbH, Speyer
 
KMG Kanal-Müller-Gruppe GmbH, Schieder-Schwalenberg
     

Ergelit Trockenmörtel und Feuerfest GmbH, Alsfeld
 
Insituform Rohrsanierungstechniken GmbH, Röthenbach/Pegnitz
 
  

Rund 300 Teilnehmer aus Kommunen und Ingenieurbüros sowie 50 Aussteller nahmen an dem IKT-Forum ROHR 2003 teil. Wissenschaftler des IKT und externe Fachleute referierten über neueste Forschungsergebnisse und Entwicklungen im Rohr- und Leitungsbau.

NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn kam eigens nach Gelsenkirchen angereist, um die Preisverleihung des "Goldenen Kanaldeckel" vorzunehmen. Hier ihre Rede:

 

NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn

Rede anläßlich der Verleihung des IKT-Preises "Goldener Kanaldeckel"

am 9. Oktober 2003 auf dem IKT-Forum ROHR 2003

"Meine Damen und Herren,

die öffentliche Kanalisation stellt das größte Anlagevermögen der Kommunen dar. Dieses gilt es, zu bewahren.

Ich freue mich, dass auch in diesem Jahr der Goldene Kanaldeckel vom IKT - Institut für Unterirdische Infrastruktur vergeben wird. Die Aufgabenstellung des Institutes ist zwar weitergefasst als nur der Bau und Betrieb von Kanalisationen. Dieser Bereich ist aber einer der wesentlichen Wege zur Entsorgung der Siedlungsbereiche.

 

Über die Kanäle wird im öffentlichen und privaten Bereich das in den verschiedensten Stellen anfallende Abwasser gesammelt, der Kläranlage zugeführt und danach in die Gewässer eingeleitet. Sowohl das Regenwasser als auch vor allem das Schmutzwasser ist häufig mit Stoffen beladen, die nicht in die Gewässer gelangen dürfen. Der Zwang hier planmäßig zum Schutz der Gewässer vorzugehen wird durch die Wasserrahmenrichtlinie, deren Umsetzung mit der Bestandsaufnahme begonnen hat, verstärkt. Die EU verlangt von ihren Mitgliedstaaten, dass sie die Gewässer wirkungsvoll und planmäßig schützen. Dies gilt sowohl für das Grundwasser als auch für das oberirdische Wasser.

In Nordrhein-Westfalen geht die Bestandsaufnahme ihrem Ende zu. In ihr wurden alle Erkenntnisse, die über den Zustand der Gewässer und des Grundwassers zur Verfügung stehen, zusammen getragen und bewertet.

 
 

Wenn wir auch bei der Gewässergüte in den letzten 20 Jahren große Fortschritte gemacht haben, so sind wir hier noch nicht am Ziel. Sowohl die Arbeiten zur Umsetzung der EU-Richtlinie "Einleitung von gefährlichen Stoffen" als auch die Arbeiten zur Bestandsaufnahme der Wasserrahmenrichtlinie zeigen, dass in unseren Gewässern für eine ganze Reihe von sogenannten gefährlichen Stoffen die Qualitätsziele noch nicht erreicht sind. Es wird erforderlich, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um den Eintrag dieser Stoffe weiter zurück zu drängen.

Da es sich gezeigt hat, dass die meisten dieser Belastungen aus dem Indirekteinleiterbereich kommen, spielen die Kanalisationen und Regenwasseranlagen hier eine große Rolle. In den Kläranlagen wird das Abwasser behandelt und zahlreiche dieser Stoffe an den Klärschlamm angelagert oder biologisch abgebaut. Das scheidet bei den Regenauslässen und bei undichten Kanalisationen aus. Außerdem ist es erforderlich um die Leistungsfähigkeit der Kläranlagen zu steigern, den Fremdwasserzufluss zu verringern, d.h. die Dichtigkeit der Kanalisationen gegenüber dem Eindringen von Grundwasser oder anderen nicht behandlungsbedürftigen Wasser zu verbessern. Dieses wird die Aufgabe der Zukunft sein.

 
 

Dabei spielen die Hausanschlüsse, wie sich gerade in der letzten Zeit gezeigt hat, eine erhebliche Rolle. Nur in Zusammenarbeit zwischen Kommune, Bürger, Planern und bauausführenden Firmen ist sicherzustellen, dass Sanierungsmaßnahmen in diesem Bereich das Ziel Rückhaltung von Fremdwasser tatsächlich erreichen.

Der Zustand der öffentlichen Kanäle hat sich in der letzten Zeit erheblich verbessert. Die Selbstüberwachungsverordnung Kanal aber auch die Unterstützung, die die Wasserwirtschaftsverwaltung durch die Untersuchung des IKT erhalten hat, haben dazu geführt, dass die öffentlichen Kanäle in erheblichem Umfang saniert wurden. In diesem Zusammenhang hat das Institut eine gute realistische Übersicht über die Größe, den Zustand des Kanalnetzes und den Umfang der Sanierungsmaßnahmen erarbeitet. Insgesamt gibt es in Nordrhein-Westfalen im öffentlichen Bereich rd. 87.000 km, von denen ca. 20 % älter als 40 Jahre sind. Aber auch der Bau der Kanäle in der letzten Zeit ist nicht gestoppt worden. Im Jahr 2001 sind noch rd. 1.700 km Kanal verlegt worden.

 

Diese Zahlen zeigen, dass die Kanalisation eine erhebliche volkswirtschaftliche Bedeutung hat. Das Institut schätzt den Wiederbeschaffungswert allein der öffentlichen Kanalisationen in Nordrhein-Westfalen auf knapp 100 Mrd. €.

Die Untersuchungen des IKT haben ergeben, dass 14 % des Kanalnetzes sanierungsbedürftig sind. Für Sanierung und Erweiterung des Kanalnetzes wenden die Gemeinden durchschnittlich 1 bis 1,2 Mrd. € Investitionen auf. Damit wird sichergestellt, dass die öffentliche Infrastruktur auch in Zukunft für ihre Aufgabe geeignet ist.

Wie schon angedeutet, müssen auch die privaten Kanalnetze entsprechend unterhalten werden. Um die technischen und finanziellen Randbedingungen zu klären, unterstützen wir eine Reihe von Forschungsvorhaben, in denen die Sanierung von Hausanschlüssen und privaten gewerblichen Leitungen erprobt wird. Ich hoffe, dass hier ähnliche Fortschritte erzielt werden, um den Bürgern die Erfüllung dieser Aufgabe leicht zu machen. Auch hier wird es notwendig sein, entsprechende Lösungsvorschläge zu erarbeiten.

 

 

Meine Damen und Herren,

lassen Sie uns zur Preisverleihung kommen. Ich weiß, dass die Jury eine Fülle von hervorragenden Arbeiten zu bewerten hatte.

Den 3. Preis erhält Herr Wolfgang Schmid aus Biberach.

 
Als in der Altstadt Biberachs die Sanierung eines 185 Meter langen Abschnittes des Hauptsammlers DN 1100 anstand, war die Entscheidung für das grabenlose Schlauchrelining-Verfahren schon aus Kostengründen schnell gefallen, wenngleich Schlauchrelining in diesen Dimensionen für eine Kommune wie Biberach an der Riß mit ihren 31600 Einwohnern sicher nicht alltägliche Routine bedeutet.
Das bedeutendere Problem bestand jedoch darin, mitten in dem malerischen Stadtkern eine Wasserhaltung mit einer Spitzenleistung von 1200 Litern pro Sekunde aufzubauen. Projektleiter Wolfgang Schmid von der Stadtentwässerung legte bei der Planung dieser Stahlrohrleitung DN 700 besonderen Wert darauf, die Anlieger, den Fußgänger- und Straßenverkehr die Zugänglichkeit zu den Geschäften, kurz: das öffentliche Leben im Interesse der Bürger möglichst wenig zu behindern. Er kam zu einer außergewöhnlichen Lösung. Sein Konzept sah vor, die Wasserhaltung mit 21 Zuleitungen, aufgeständert auf Stelzen, in einer Höhe von 4,20 durch den verwinkelten Stadtkern zu führen. Schmid setzte diesen Plan nicht nur durch, er fand auch ein Unternehmen, das ihn in die Tat umsetzte. Dieser stählerne "Lindwurm" ermöglichte ein nahezu störungsfreies Leben in diesem Stadtteil während der Sanierungsarbeiten. "Die Müllabfuhr kommt wie sonst auch. Die Andienung der Geschäfte klappt. Der Zugang zum Rathaus ist frei. Alles wie immer," lobte die lokale Zeitung. Und in Reaktionen der Bürger wurde die Stahlleitung teilweise schon in die Nähe eines Kunstwerkes gerückt.  
 

In technischer Hinsicht liegt diese Einschätzung gar nicht so falsch, denn eine Wasserhaltung in dieser Form mit ihren statischen Schwierigkeiten zu planen und zu realisieren, stellt hohe Forderungen an den ingenieurtechnischen Sachverstand.

Insgesamt eine Leistung von Wolfgang Schmid zum Vorteil der Bürger Biberachs, welche die Jury mit dem dritten Preis würdigt.

 
 

Der 2. Preis geht an Herrn Rüdiger Bremke von der Stadtentwässerung Schwerte.

Herr Bremke wird ausgezeichnet für sein bürgernahes und zukunftsorientiertes Engagement im Rahmen der Entwicklung von methodischen Ansätzen zur Dichtheitsprüfung und Sanierung privater Abwasseranlagen.

 
  Herr Rüdiger Bremke leitet seit 10 Jahren den Bereich Kanalbetrieb der Stadtentwässerung Schwerte. Das von ihm initiierte und sehr erfolgreich verlaufende Pilotprojekt steht kurz vor dem Abschluss. Das Projekt wird von dem Gedanken geleitet, dass Abwasserbeseitigung keine Grundstücksgrenzen kennt und ganzheitlich zu betrachten ist.

Anlass des Projektes war die Novellierung der Landesbauordnung, gemäß der bestimmte private Abwasseranlagen in Wasserschutzgebieten bis 31.12.2005 inspiziert und ggf. saniert werden müssen. Die Stadt Schwerte liegt nahezu vollständig in der Wasserschutzzone. Aufgrund dieser Forderungen müssen rund 7.000 Hausbesitzer größtenteils bis zum 31.12.2005 ihre Grundstücksentwässerung untersuchen und ggf. sanieren. Da im kommunalen Bereich ein erheblicher Teil der Abwasserleitungen auf privaten Grundstücken liegt, ist eine ganzheitliche Betrachtung von öffentlicher und privater Abwasserbeseitigung geboten, die das Engagement aller Fachleute im Abwasserbereich fordert. Die Stadt Schwerte will mit dem genannten Pilotprojekt Verantwortung für ihre Bürger übernehmen.

 

Für den Hausbesitzer verbindet sich mit dem Thema "Abwasserleitungen auf Privatgrundstücken" oft der Gedanke:

  • Ärger mit der Baufirma

  • Ärger mit den Behörden

In diesem Sinne soll das Projekt von Herrn Bremke helfen, zu vermitteln, dass nicht Ärger sondern der Schutz unserer Gewässer Vorrang hat.

Die Stadt Schwerte investierte seit 1993 ca. 50 Millionen Euro in das Kanalnetz und die Optimierung des Kanalbetriebes. Hierbei war Herr Bremke verantwortlich für ca. 20 km Schlauchrelining und 15 km Robotersanierungen.

Der Grundgedanke des Projektes von Herrn Bremke ist es, die Erfahrungen, die die Stadtentwässerung Schwerte im Bereich öffentlicher Kanalnetze gesammelt hat, auch den Bürgern zugute kommen zu lassen. Sein Ziel ist es, den Hausbesitzern nicht nur die Problematik undichter Abwasserleitungen nahe zu bringen, sondern ihnen auch Lösungsansätze zu präsentieren.

Im Rahmen des erheblichen Umfanges und bekanntermaßen schlechten Zustandes privater Abwasseranlagen besteht ein dringender Handlungsbedarf an die Verantwortlichen der Stadtentwässerung. Herr Rüdiger Bremke hat sich in herausragender Weise in dieser Hinsicht in dem vorgestellten Pilotprojekt engagiert. Eine moderne Kanalinfrastruktur endet nicht am Hausanschlussstutzen.

 
 

Den 1. Preis erhält Herr Manfred Fiedler von der Stadtentwässerung Göttingen.

Herr Fiedler wird ausgezeichnet für seine Bemühungen, bewertbare Kriterien für Ingenieurleistungen zu entwickeln.

 

Mit seinem Beitrag "Ing.-Büro-Bewertung als Grundlage zur Auftragserteilung" hat Herr Fiedler ein Bewertungssystem erarbeitet, dass in der Leistungserbringung der von der Stadt Göttingen eingesetzten Ingenieurbüros sehr positive Ergebnisse gebracht hat. Dieses Bewertungssystem wird mittlerweile bereits von anderen Kommunen in abgewandelter Form eingesetzt.

Bei dem von Herrn Fiedler erarbeiteten Bewertungssystem sind die detailierten Bewertungen von Ingenieurleistungen sowie die Rückmeldung an die einzelnen Büros zentrale Punkte. Die Ingenieurbüros erhalten ein "feed-back" und können so ihre Leistungen an die Anforderungen der Stadt anpassen.

Hierbei geht es insbesondere um die Wirtschaftlichkeit und Qualität der Planungsleistung, die einen erheblichen Einfluss auf die spätere Umsetzung der Baumaßnahmen haben. Die Stadt Göttingen leitet aus diesen Bewertungen ihr Auftragsvergabe ab. Herr Fiedler will mit seinem System Transparenz schaffen. Die Unterlagen mit den Bewertungsergebnissen werden allen beteiligten Büroleitern zur Verfügung gestellt.

 
 

Ich bedanke mich bei den Preisträgern, aber auch bei allen anderen, die einen Vorschlag zur Prämierung eingereicht haben. Sie alle haben damit einen Beitrag zur Verbesserung unserer Kanalinfrastruktur geleistet."

 
Hier sind weitere Bilder IKT-Forum ROHR 2003

 

zum Anfang

Die Jury des "Goldenen Kanaldeckel 2003" bestand aus:

  • Artur Graf zu Eulenburg, bi-Umweltbau

  • Dr.-Ing. Helmuth Friede, Güteschutz Kanalbau e.V.

  • Dipl.-Ing. Volkmar Holzhausen, Stadtentwässerung Frankfurt/Main

  • Dr.-Ing. Eckart Treunert und Dr. Ulrike Grüter, NRW-Umweltministerium

  • Dipl.-Ök. Roland W. Waniek, IKT

Die Jury begründete Ihre Entscheidungen wie folgt:

1. Preisträger: Dipl.-Ing. Manfred Fiedler, Stadtentwässerung Göttingen

 

Ing.-Büro-Bewertung als Grundlage zur Auftragsverteilung Qualitätssicherung beginnt mit der Stunde "Null" der Planung

Die kurz- und mittelfristige Sanierung der öffentlichen Abwasserleitungen und -kanäle ist mit dem erforderlichen Investitionsbedarf von bundesweit über 50 Milliarden Euro eine Herausforderung an Leistung und Qualität. Nur durch konsequente Vorgaben und deren Überprüfungen werden zukünftige Fehlinvestitionen vermieden.

 

Qualitätsanforderungen an Bauleistungen in offener und geschlossener Bauweise werden durch technische Regeln der DIN EN definiert, durch ATV-DVWK Regelwerke ergänzt und ggf. durch weitere Anforderungen der Auftraggeber präzisiert.

Zur Umsetzung dieser Anforderungen brauchen wir fachkundige, leistungsfähige und zuverlässige Auftraggeber, Ing.-Büros und Bauunternehmen. Da der Einstieg bereits mit den ersten Schritten der Planung erfolgt, ist die Qualifikation des Planers von ausschlaggebender Bedeutung. Hier beginnen die konsequenten Überlegungen von Herrn Fiedler:

Die Mitwirkung von Ing.-Büros wird von Kommunen als sehr problematisch eingestuft. Der Bearbeitung im eigenen Hause wird daher oft der Vorrang eingeräumt.

In seinen Überlegungen weicht Herr Fiedler auch der Frage nicht aus, ob nicht auch die internen Leistungen innerhalb der Verwaltung einer Bewertung unterzogen werden sollen.

Zunächst aber kam Herr Fiedler zu der Auffassung:

Eine Ing.-Büro-Bewertung als Grundlage zur Auftragsverteilung ist erforderlich!

Diese hat Herr Dipl.-Ing. Manfred Fiedler, Stadtentwässerung Göttingen entwickelt und erfolgreich eingesetzt.

Zuvor stellte er folgende Fragen:

- Wer definiert die Anforderungen an Ingenieurleistungen ?

- Wer prüft Ingenieurleistung ?

- Nach welchen Kriterien wird geprüft ?

- Welche Auswirkungen hat das Ergebnis der Prüfung ?

Zu diesen Fragen gibt Herr Fiedler präzise Antworten und lässt so die Qualitätssicherung mit der Stunde "Null" der Planung beginnen.

Eine Leistung von Herrn Fiedler besteht darin, dass er bei der Festlegung von Bewertungsfaktoren das Rad kein zweites mal erfindet. In enger Anlehnung an die HOAI führt er die Bewertung durch. Für jede Baumaßnahme werden 1.000 Punkte vergeben, die zusätzlich mit der Wertigkeit einer Maßnahme multipliziert wird. Die Planungsphase erhält hierbei 400 Punkte, die Bauumsetzung und -abwicklung wird mit 600 Punkten berücksichtigt. Für die Bewertung der einzelnen Phasen wurden als Mindestanforderung 55% festgelegt, vergleichbar einer schulischen Leistung einer "4". In der Planungsphase müssen 220 Punkte, in der Ausführungsphase 330 Punkte erreicht werden, um bei der Auftragserteilung weiter berücksichtigt zu werden. Lieferanten werden nach einem Ranking in A, B oder C Lieferanten eingeteilt.

Werden die Anforderungen an einen C Lieferanten in der Kategorie Planung oder Bau unterschritten, wird der Lieferant von weiteren Aufträgen ausgeschlossen.

Hauptanliegen aller erfolgreicher Systeme ist die Schaffung von Transparenz. Auch dieses Element wurde von Herrn Fiedler bei der "Ing.-Büro-Bewertung als Grundlage zur Auftragsverteilung" berücksichtigt.

Alle Unterlagen werden dem jeweiligen Büroleiter mit der Nennung von Ross und Reiter einmal jährlich zur Kenntnis gegeben. Die Ergebnisse sind kein Geheimnis mehr.

Herr Fiedler berichtet, dass die ersten Bewertungen von den Bürochefs der Ing.-Büros nur zögerlich bürointern besprochen wurden. Heute ist die Offenheit der Ergebnisse bei allen Büros zur Selbstverständlichkeit geworden. Jeder Projektleiter ist sich heute bewusst, dass er sich durch gute Leistungen selbst seinen Arbeitsplatz auf Dauer sichern kann.

Herr Fiedler berichtet weiter, dass der Schritt

"Wie kommt man von der Bewertung zur Verteilung der Aufträge an die beteiligten Büros?"

nicht einfach war. Für die Stadtentwässerung sind kleine, mittlere und größere Ing.-Büros tätig. Neben der reinen Qualität wurde zusätzlich die Kapazität der Büros bzw. des für die Stadtentwässerung eingesetzten Personals berücksichtigt. Während vor der Einführung der Ing.-Büro-Bewertung trotz vieler Gespräche nur selten die gewünschten Anforderungen erfüllt wurden und die Kundenzufriedenheit des Auftraggebers auf der Strecke blieb, änderte sich die Situation schlagartig nach der Bewertung der Ing.-Büros.

Erstmals wurde über Probleme in aller Offenheit mit der Nennung von Ross und Reiter gesprochen. Die Büros erhielten ein umfassenden Feedback mit der Beurteilung ihrer abgelieferten Arbeiten und der Auflistung der Schwachpunkte. Das Ziel der Transparenz wurde bereits beim ersten Durchlauf erreicht.

Nach anfänglicher Skepsis der Büros und auch der Mitarbeiter der Stadtentwässerung hat sich das System etabliert und die Büros erwarten gespannt die Ergebnisse ihres jährlichen Schaffens. Die Aussicht durch gute Leistungen das Auftragsvolumen zu sichern oder zu erhöhen und die Gefahr durch nicht ausreichende Leistungen einen Auftraggeber zu verlieren aktiviert alle Kräfte, die der freie Markt bietet. Inzwischen wird das "Bewertungssystem GÖTTINGEN" von vielen Städten nachgefragt und in abgewandelter, auf die örtliche Situation angepasste Form, eingesetzt.

Wie schon angedeutet, hat sich Herr Fiedler auch der Frage nicht verschlossen, ob auch Leistungen innerhalb der Verwaltung einer internen Bewertung unterzogen werden sollen. Dieses Tabuthema hat er aufgebrochen. In der gesamten Stadt Göttingen ist die interne Beurteilung der direkt unterstellten Mitarbeiter im Drei-Jahres-Rhythmus verbindlich eingeführt. Zuvor wurden alle Führungskräfte innerhalb von 2 Jahren über insgesamt 22 Tage in Menschenführung und Psychologie geschult. Auch dieses System hat zu positiven Verbesserungen der innerbetrieblichen Arbeit geführt.

Die von Herrn Dipl.-Ing. Manfred Fiedler geschaffene "Ing.-Büro-Bewertung als Grundlage zur Auftragsverteilung" beinhaltet Vorgaben, Überprüfungen und Konsequenzen. Damit ist die "Ing.-Büro-Bewertung als Grundlage zur Auftragsverteilung" ein hervorragend geeignetes Instrument um zukünftige Fehlinvestitionen zu vermeiden.

zurück
 
2. Preisträger: Rüdiger Bremke, Stadtentwässerung Schwerte
 
Methodische Ansätze zur Dichtheitsprüfung und Sanierung privater Abwasseranlagen

Herr Bremke wird ausgezeichnet für sein bürgernahes und zukunftsorientiertes Engagement im Rahmen der Entwicklung von methodischen Ansätzen zur Dichtheitsprüfung und Sanierung privater Abwasseranlagen.

 
Herr Rüdiger Bremke leitet seit 10 Jahren den Bereich Kanalbetrieb der Stadtentwässerung Schwerte. Das von ihm initiierte und sehr erfolgreich verlaufende Pilotprojekt steht kurz vor dem Abschluss. Das Projekt wird von dem Gedanken geleitet, dass Abwasserbeseitigung keine Grundstücksgrenzen kennt und ganzheitlich zu betrachten ist.

Anlass des Projektes war die Novellierung der Landesbauordnung, gemäß der private Abwasseranlagen in Wasserschutzgebieten bis 31.12.2005 inspiziert und gegebenenfalls saniert werden müssen. Die Stadt Schwerte liegt nahezu vollends in der Wasserschutzzone. Aufgrund dieser Forderungen müssen rund 7.000 Hausbesitzer größtenteils bis zum 31.12.2005 ihre Grundstücksentwässerung untersuchen und ggf. sanieren. Da im kommunalen Bereich ein erheblicher Teil der Abwasserleitungen auf privaten Grundstücken liegt, ist eine ganzheitliche Betrachtung von öffentlicher und privater Abwasserbeseitigung geboten, die das Engagement aller Fachleute im Abwasserbereich fordert. Die Stadt Schwerte will mit dem genannten Pilotprojekt Verantwortung für ihre Bürger übernehmen.

Für den Hausbesitzer verbindet sich mit dem Thema "Abwasserleitungen auf Privatgrundstücken" oft der Gedanke:

  • Ärger mit der Baufirma
  • Ärger mit den Behörden

In diesem Sinne soll das Projekt von Herrn Bremke helfen, zu vermitteln, dass nicht Ärger sondern der Schutz unserer Gewässer Vorrang hat

Der Grundgedanke des Projektes von Herrn Bremke ist es, die Erfahrungen, die die Stadtentwässerung Schwerte im Bereich öffentlicher Kanalnetze gesammelt hatte, auch den Bürgern zugute kommen zu lassen. Sein Ziel ist es, den Hausbesitzern nicht nur die Problematik undichter Abwasserleitungen nahe zu bringen, sondern ihnen auch Lösungsansätze zu präsentieren.

Die Stadt Schwerte investierte seit 1993 ca. 50 Millionen Euro in das Kanalnetz und die Optimierung des Kanalbetriebes. Hierbei war Herr Bremke verantwortlich für ca. 20 km Schlauchrelining und 15 km Robotersanierungen.

Das Ziel des Pilotprojektes von Herrn Bremke ist es, unterstützt durch entsprechende Öffentlichkeitsarbeit, mittels einer wirtschaftlichen Bündelung der Maßnahmen dem jeweiligen Grundstücksbesitzer eine erhebliche Einsparung bei Inspektion und Sanierung bieten zu können.

Im Rahmen des Pilotprojektes wurden in Zusammenarbeit mit einer Wohnungsgenossenschaft aus dem mehrere hundert Altbauten umfassenden Gebäudebestand 30 Gebäude der Baujahre 1920-1950 ausgewählt. Die optische Untersuchung wird von der Stadtentwässerung Schwerte übernommen, die Dichtheitsprüfung der Grundleitungen von der Wohnungsgenossenschaft. Es erfolgt durch die Stadtentwässerung Schwerte nach Auswertung der Ergebnisse die Erarbeitung eines Sanierungsplanes. Danach erfolgte die Ausschreibung durch die Stadtentwässerung Schwerte im Auftrag der Wohnungsgenossenschaft. Durch die Bündelung der optischen Untersuchung und der Dichtheitsprüfung ist es gelungen, beide Leistungen sehr preisgünstig durchzuführen. In Anlehnung daran sollen auch die erforderlichen Sanierungsarbeiten und Reparaturen in wirtschaftlichen Paketen ausgeschrieben werden, so dass auch hier eine relativ kostengünstige Durchführung ermöglicht werden soll. Nach Abschluss dieser Pilotphase soll die beschriebene Vorgehensweise auf weitere Wohnungsgenossenschaften, Hausbesitzer sowie Vertreter aus Industrie und Gewerbe übertragen werden. Hierbei soll die zeitliche Abfolge der durchzuführenden Maßnahmen nach festgelegten Prioritäten erfolgen, z.B. Schadstoffbelastung des Abwassers, Lage innerhalb der Wasserschutzzone, Abwassermenge oder Baujahr des Gebäudes. Zur Erfassung der Industrie- und Gewerbebetriebe sollen die Prioritäten aus dem zur Verfügung stehenden vollständigen und umfangreichen Indirekteinleiterkataster abgeleitet werden.

Im Rahmen des erheblichen Umfanges und bekanntermaßen schlechten Zustandes privater Abwasseranlagen besteht ein dringender Handlungsbedarf an die Verantwortlichen der Stadtentwässerung. Herr Rüdiger Bremke hat sich in herausragender Weise in dieser Hinsicht in dem vorgestellten Pilotprojekt engagiert. Eine moderne Kanalinfrastruktur endet nicht am Hausanschlussstutzen.

zurück
 
3. Preisträger, Wolfgang Schmid, Bieberach
 
Abwasser auf Stelzen

Bei einer Kanalsanierung im Stadtkern Biberachs ist es Wolfgang Schmid mit der Konzeption einer außergewöhnlichen Wasserhaltung gelungen, die Vorteile des grabenlosen Sanierens für Bürger, Geschäftswelt und Verkehrsfluss in vollem Umfang zu erhalten.

 
Als in der Altstadt Biberachs die Sanierung eines 185 Meter langen Abschnittes des Hauptsammlers DN 1100 anstand, war die Entscheidung für das grabenlose Schlauchlining-Verfahren schon aus Kostengründen schnell gefallen, wenngleich Schlauchlining in diesen Dimensionen für eine Kommune wie Biberach an der Riß mit ihren 31600 Einwohnern sicher nicht alltägliche Routine bedeutet. Das bedeutendere Problem bestand jedoch darin, mitten in dem malerischen Stadtkern eine Wasserhaltung mit einer Spitzenleistung von 1200 Litern pro Sekunde aufzubauen - vorbei an Gebäudeecken, Fenstern, Geschäftseingängen, mit Querungen von Seitenstraßen und Zufahrten und unter Berücksichtigung von 21 Zuleitungen der Neben- und Hausanschlusspumpstationen. Projektleiter Wolfgang Schmid von der Stadtentwässerung legte bei der Planung dieser Stahlrohrleitung DN 700 besonderen Wert darauf, die Anlieger, den Fußgänger- und Straßenverkehr die Zugänglichkeit zu den Geschäften, kurz: das öffentliche Leben im Interesse der Bürger möglichst wenig zu behindern. Er kam zu einer außergewöhnlichen Lösung. Sein Konzept sah vor, die Wasserhaltung aufgeständert auf Stelzen, in einer Höhe von 4,20 durch den verwinkelten Stadtkern zu führen. Schmid setzte diesen Plan nicht nur durch, er fand auch ein Unternehmen, das ihn in die Tat umsetzte. Dieser stählerne "Lindwurm" ermöglichte ein nahezu störungsfreies Leben in diesem Stadtteil während der Sanierungsarbeiten. "Die Müllabfuhr kommt wie sonst auch.

Die Andienung der Geschäfte klappt. Der Zugang zum Rathaus ist frei. Alles wie immer," lobte die lokale Zeitung. Bei der Bevölkerung stieß die Maßnahme insgesamt, insbesondere die spektakuläre Abwasserhaltung, auf weitgehend positive Resonanz. In Reaktionen der gut informierten und in die Maßnahme eingebunden Bürger wurde die Stahlleitung teilweise schon in die Nähe eines Kunstwerkes gerückt.

In technischer Hinsicht liegt diese Einschätzung gar nicht so falsch, denn eine Wasserhaltung in dieser Form mit ihren statischen Schwierigkeiten zu planen und zu realisieren, stellt hohe Forderungen an den ingenieurtechnischen Sachverstand.

Wolfgang Schmid hat als Projektleiter für Kanalsanierung des Tiefbauamtes die gesamte Maßnahme geplant, ausgeschrieben, beaufsichtigt, geleitet und abgerechnet. Insgesamt eine Leistung zum Vorteil der Bürger Biberachs, welche die Jury mit dem dritten Preis würdigt.

zurück
 

Für weitere Informationen
wenden sie sich bitte an:

Roland W. Waniek
IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur
Exterbruch1, Gelsenkirchen
Tel.: 0209 17806-0
Fax: 0209 17806-88
Email: waniek@ikt.de