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20.06.2002


Hausanschluss-Würselen

Würselen: 300 Hausanschlüsse vom Hauptkanal aus saniert

Gemeinsam ist man stark: In Würselen bei Aachen lernten die Einwohner des Stadtteils Broichweiden unlängst eine neue Variante der alten Lebensweisheit kennen. Als es dort rund 300 marode Hausanschlüsse zu sanieren galt, ließ die Gemeinde ihre Bürger nicht mit dem Problem allein. In modernem kommunalem Dienstleistungsverständnis organisierte der Kanalbetrieb der Stadt das außerordentlich umfangreiche Vorhaben für die Betroffenen.

Auf Grundlage des durch ein lokales Ingenieurbüro erarbeiteten Sanierungskonzepts wurde das Projekt als Gesamtpaket ausgeschrieben und vergeben. In hartem Wettbewerb erhielt schließlich KMG den Zuschlag für ein nach Art und Umfang sehr ungewöhnliches Vorhaben. Den betroffenen Anliegern brachte die Komplettvergabe eine nicht nur schnelle und dauerhafte, sondern vor allem wirtschaftliche Lösung ihres Problems.

Eine Untersuchung der Hauptkanäle nach der nordrhein-westfälischen Selbstüberwachungsverordnung Kanal hatte nicht nur Sanierungsbedarf im öffentlichen Netz von Broichweiden offenbart, sondern auch Indizien für erhebliche Defekte in den Hausanschlussleitungen geliefert.

 


Bild 1: KMG vor Ort

   

Eine Kamerabefahrung der Anschlüsse bestätigte: praktisch alle Zuläufe waren akut sanierungsbedürftig.

Bild 2 links: Kamerabefahrung

Eine besondere Problematik ergab sich aus der baulichen Situation. Die Anschlussleitungen liegen aufgrund der Grenzbebauung der Grundstücke fast ausschließlich im öffentlichen Verkehrsraum, stehen aber in der Verantwortung der Anlieger. Technisch bedeutet das, dass eine massive offene Erneuerung Broichweiden in ein lang anhaltendes Verkehrschaos gestürzt hätte, dass zugleich aber kaum Revisionsöffnungen zur Verfügung stehen, die den Routineeinsatz grabenloser Sanierungstechniken zugelassen hätten.


Bild 3: bauliche Situation

Glück im Unglück: Der Hauptkanal unter der Broichweidener Ortsdurchfahrt ist ein gemauertes Maulprofil, das mit einer Scheitelhöhe zwischen 1100 und 1500 Millimetern immerhin noch in die Kategorie "begehbar" gehört, wenngleich ein Teil der nominellen Weite beim Aufbau einer Berme im Rahmen der Sanierung verloren ging.
 


Bild 4: gemauertes Maulprofil

Zwar ließ sich keine pneumatische Inversionstrommel zur Installation einer HOUSE-LINER®-Auskleidung in dieses Bauwerk hinab bugsieren, doch war andererseits genügend Spielraum vorhanden, um bis zu fünf Meter lange MIDLINER®-Packer von Hand in die Anschlüsse einzuschieben.
Vorab wurde jeder Anschluss noch einmal sorgfältig mit einer Kamera begutachtet. Dabei sahen die KMG-Experten besonders genau hin: von der "Machbarkeits-Studie" der erfahrenen Sanierer hing es ab, ob man tatsächlich zur grabenlosen Tat schritt oder statt dessen doch den Tiefbauer orderte. Extreme Muffenversatze, zumal in räumlicher Nähe zu Bögen, waren das eine oder andere Mal k.o.-Kriterium für die vorgesehenen Glasfaserliner; bei dieser Konstellation läuft man Gefahr, sich mit dem Sanierungs-Langpacker festzufahren oder den schnellhärtenden Liner vom Packer abzuschürfen.
Zeigte der Daumen des Mitarbeiters am Monitor jedoch in die Höhe, wurde umgehend das ECR-Glasfaserlaminat mit Epoxidharz imprägniert und um den pneumatischen Packer gewickelt, den man dann via Revisionsschacht in den Untergrund hinabließ. Aufgrund der knapp bemessenen Topfzeiten des kalt härtenden Harzes zählte dabei jede Sekunde. Denn der entscheidende Arbeitsschritt stand noch bevor: das Einfädeln und Einschieben des meterlangen Packers in den Hausanschluss   


Bild 5: nach der Sanierung
 

kostet gleichermaßen viel Kraft und Fingerspitzengefühl sowie einige Minuten Zeit.  Dies alles in Leitungen, die nach Bekunden eines Mitarbeiters zum Schwierigsten gehörten, was er bislang in der Praxis erlebt habe. Ließen sich die MIDLINER® tatsächlich einschieben, dann stellte die Aushärtung zum gebrauchsfertigen Liner auch kein Problem mehr dar.

Stadt und Anlieger durften neben der Tatsache eines rundum dichten Entwässerungssystems einen anderen wichtigen Pluspunkt verbuchen. Das IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur, das das Projekt Würselen wissenschaftlich begleitete, konnte bereits nach der Vergabe mit einem wichtigen Befund aufwarten. Durch gesamtheitliche Vergabe, Organisation und Planung sowie den scharfen Preiswettbewerb der Bieter um dieses lukrative Vorhaben fielen nach Erkenntnis der Gelsenkirchener Forscher die Kosten pro Grundstück um etwa 50% geringer aus, als es der Fall gewesen wäre, wenn jeder Eigentümer eine eigene Problemlösung gesucht hätte. Fazit: Auch bei der Sanierung von Grundleitungen belebt Wettbewerb das Geschäft – solange er nicht auf der Ebene des Einzelgrundstücks stattfindet!

 

Für weitere Informationen
wenden Sie sich bitte an:

Dipl.-Ing. Volker Schmidt
KMG Kanal-Müller-Gruppe GmbH
Tel. 05284 705-260
Fax: 05284 705-207
Email: volker.schmidt@kmg.de



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