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27.09.2002


Sanierung

IKT-Warentest: Sanierungsverfahren für Hausanschluß-Stutzen

Schäden an Hausanschluss-Stutzen im Hauptkanal sind sehr weit verbreitet. Laut neuester ATV-Umfrage sind sie mit einem Anteil von 27% die häufigste Kanalschadensart überhaupt. Jede Kommune muss in den kommenden Jahren Millionenbeträge zur Stutzen-Sanierung investieren. Aber: welche Sanierungsverfahren wählen, welche sind für welchen Schadensfall geeignet und was leisten sie? Das IKT beginnt mit einem vergleichenden Test marktgängiger Verfahren und ruft Kommunen zur Mitwirkung auf.

Schäden an Hausanschluss-Stutzen

Stutzen-Schäden haben vielfältige Ursachen. Vor Entwicklung von Formteilen (Anschlussformteile, Sattelstücke und Abzweige) wurde der Hauptkanal zur Verbindung mit der Anschlussleitung aufgestemmt, die Anschlussleitung eingeführt und die Einbindungsstelle mit Ton, Zementmörtel oder Gussasphalt zugespachtelt. Bei dieser veralteten Verbindungsart sind Schäden durch Werkstoffalterung, Lageabweichungen infolge Setzungen und mechanischen Verschleiß, verursacht durch über mehrere Jahrzehnte aufgebrachte Belastungen aus dem Kanalbetrieb, entstanden.

Bei dem in neuerer Zeit üblichen Einsatz von Formteilen zur Verbindung der Anschlussleitung mit dem Kanal können Schäden, z.B. Undichtigkeiten, auch auf mangelnde Qualität der Bauteile zurückgeführt werden (vgl. IKT-Warentest "Hausanschlussstutzen"). Des Weiteren entstehen seit jeher Schäden durch Verwendung ungeeigneter Werkstoffe, fehlerhafte Bauteile und nicht fachgerechte Bauausführung.

Gängige Schadensbilder im Bereich von Hausanschluss-Stutzen sind einragende oder zurückliegende Anschlussleitungen, Risse und Abplatzungen im Bereich der Anschlussstelle, z.B. an Stutzen, sowie einstehende Elastomerdichtungen.


Bild 1: Einragende Anschlussleitung

 


Bild 2: Grundwassereintritt am Anschluss

Warum sanieren?

Laut Wasserhaushaltsgesetz (WHG) müssen Kanalisationsnetze nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik gebaut und betrieben werden (§ 18 b), die Abwasserbeseitigung darf das Wohl der Allgemeinheit nicht beeinträchtigen (§ 18 a) und eine schädliche Verunreinigung des Grundwassers ist zu verhindern (§ 34). Kanalisationsnetze müssen also dicht sein. Wasseraustritt oder –eintritt ist zu verhindern bzw. zu unterbinden.

Neben rechtlichen Zwängen gibt es aber für Netzbetreiber auch handfeste betriebswirtschaftliche Gründe für die Sanierung ihrer undichten Hausanschluss-Stutzen:

  • Akute Kosten durch Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit
    Durch einragende Anschlussleitungen bzw. Stutzen und Wurzeleinwuchs können Verstopfungen und Abflusshindernisse im Hauptkanal entstehen, die z.B. Kellerüberflutungen zur Folge haben. Dies führt oftmals zu Schadensersatzforderungen von Bürgern und langwierigen Rechtsstreitigkeiten.

  • Zu hohe Abwasserkosten durch Fremdwasserzufluss
    Über Leckagen im Bereich von Hausanschluss-Stutzen fließt Fremdwasser in die Kanalisation ein. Dies führt zu einer quantitativen Mehrbelastung der Kläranlagen und damit auch zu höheren direkten Kosten (z.B. Pumpwerkskosten) bzw. zu indirekten Kosten (z.B. Beiträge an den Kläranlagenbetreiber).

  • Erhöhte Kosten für die bauliche Instandsetzung
    Zufließendes Fremdwasser kann Bodenauswaschungen und somit Hohlraumbildung zur Folge haben, welche zu Gefährdungen der Standsicherheit der Kanäle führen können. Daraus resultierende Schäden verursachen erhöhte Kosten für die bauliche Instandsetzung.

Wie sanieren?

Sanierungen können in offener oder geschlossener Bauweise durchgeführt werden. Neben den i.d.R. geringeren Kosten für Sanierungen in geschlossener Bauweise bieten diese gegenüber der offenen Bauweise noch die Vorteile der geringeren Einschränkung des Straßenverkehrs, geringeren Lärmbelästigung der Anwohner und geringeren Sicherheitsrisiken für Anlieger.

Die Sanierung in geschlossener Bauweise kann durch Gewebeauskleidung (sog. Hütchenauskleidungen) und Injektionen erfolgen. Bei der Hütchenauskleidung wird eine harzgetränkte Gewebematrix in den Anschluss appliziert. Für die Injektion wird eine Schalung in den Anschlussbereich gesetzt und die Injektionsmedien Epoxidharz-Mörtel, zementgebundener Mörtel oder Silikatharz werden verpresst. Der Einbau erfolgt bei beiden Verfahren entweder unter Verwendung von Packer- oder Robotersystemen. Am Markt werden die unterschiedlichsten Varianten dieser Verfahren angeboten. Aber welches Verfahren eignet sich für die Sanierung der vielfältigen Schadensbilder?

IKT beginnt mit vergleichendem Verfahrenstest

Die Stärken und Schwächen der Stutzen-Sanierungsverfahren sind noch weitgehend unbekannt. Werbung und Prospekte der Industrie versprechen vieles – halten die Sanierungsverfahren diese Versprechen auch? Beim Einsatz eines falschen Verfahrens wird das Sanierungsziel nicht erreicht und eine erneute, kostenaufwendige Sanierung kann bereits nach wenigen Jahren notwendig werden. Wertvolle Finanzmittel der knappen Haushalte können so leicht verschwendet werden.

Aus diesem Grund beginnt das IKT nun mit einem vergleichenden Test marktgängiger Sanierungsverfahren für Stutzen. Dabei werden vor allem die Praxis-Anforderungen der Netzbetreiber an Sanierungsverfahren zu Grunde gelegt. Das IKT lädt interessierte Kommunen ein, daran mitzuwirken. Gemeinsam definiert diese Gruppe von Kommunen das Prüfprogramm, legt die zu prüfenden Verfahren fest und bewertet die Prüfergebnisse.

Am Ende des IKT-Warentests "Sanierungsverfahren für Hausanschluss-Stutzen" stehen praxisorientierte und fachlich fundierte Auskünfte über die Stärken und Schwächen, Einsatzmöglichkeiten und -grenzen der untersuchten Verfahren. Den beteiligten Netzbetreibern werden durch diesen Test zuverlässige und unabhängige Informationen über die Eigenschaften der Sanierungsverfahren zur Verfügung gestellt (Bild 3). Auf dieser Basis können sie ihre millionenschweren Kaufentscheidungen der nächsten Jahre treffen.

Bild 3: Beispielhafte Ergebnistabelle

Warum mitmachen?

Für Kommunen, die sich am IKT-Warentest "Sanierungsverfahren für Hausanschluss-Stutzen" beteiligen, ergeben sich folgende klare Vorteile und Nutzen:

  • Unabhängige und neutrale Information über die am Markt angebotenen Sanierungsverfahren

  • Überprüfung der Sanierungsverfahren auf Grundlage der Qualitätsanforderungen der beteiligten Netzbetreiber

  • Erfahrungsaustausch mit den weiteren beteiligten Netzbetreibern

  • Sicherheit bei der Ausschreibung und Vergabe von Stutzensanierungen

  • Erhebliche Senkung des Investitionsrisikos

Kommunen zur Mitwirkung aufgerufen

Für den IKT-Warentest "Sanierungsverfahren für Hausanschluß-Stutzen" wird eine Gruppe von Kommunen zusammen gestellt, die 20 bis 25 Mitglieder haben wird. Diese Gruppe bestimmt Inhalt und Umfang Prüfungen, die das IKT durchführt. Dabei bringt jede Kommunen ihre praktischen Erfahrungen ein und tauscht diese mit den anderen Teilnehmern intensiv aus. Die Gruppe kommt im Laufe des Projekts ca. sechs Mal zusammen und nimmt die Zwischen- und den Endbericht des IKT ab.

Kommunen, die an diesem IKT-Warentest mitwirken wollen, melden sich bitte bei Dipl.-Ing. Gunter Kaltenhäuser. Sie erhalten dann eine detaillierte schriftliche Beschreibung:

Dipl.-Ing. Gunter Kaltenhäuser
IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur
Tel.: 0209 17806-0
Fax.: 0209 17806-88
Email: kaltenhaeuser@ikt.de



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