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01.12.2006


IKT-Newsletter
Kanalreinigung: Ärger mit Toilettenausblasungen
 

Bei der Kanalreinigung mit dem Hochdruckspülverfahren in Kerken ist es in etlichen Häusern der Anlieger zu Verschmutzungen in den Sanitärräumen durch Abwasseraustritt gekommen. Das IKT begleitete daraufhin die Reinigungstätigkeiten stichprobenhaft für einen Tag. Auf dieser Basis wurden die Ursachen analysiert und Maßnahmen zur Vermeidung dargestellt.

 

Beobachtungen im Zuge der IKT - Begleitung

In einem einjährigen Turnus reinigt ein externes Unternehmen, begleitet von einem Mitarbeiter der Gemeinde Kerken, die rund 82 km Kerkener Kanalnetz mit dem Hochdruckspülverfahren, von denen 30 km im Mischsystem angelegt sind.

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Kanalreinigung mit Einsatzfahrzeug

Bei der diesjährigen Reinigung traten im Vergleich zu den Vorjahren ungewohnt viele Ausblasungen in den Häusern auf. Insbesondere Neubaugebiete mit Schmutzwasserkanälen DN 200 bis DN 250 waren betroffen. Die Ursache für die Häufigkeit der Ausblasungen ist dem Personal nicht bekannt.

Zusammen mit dem IKT wiederholte das Personal die Kanalreinigung gezielt an den Stellen, wo es zuvor zu Ausblasungen und Beschwerden der Anwohner kam. Vor dem Beginn der Reinigungstätigkeit informierte der Kerkener Mitarbeiter die Anwohner über das Vorhaben. Die Anwohner erhielten den Hinweis, einen schweren Gegenstand, wie zum Beispiel einen Trinkwasserkasten, auf den Toilettendeckel zu stellen. So sollte einer möglichen "umgekehrten Toilettenspülung" vorgebeugt werden.

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Kanalreinigung bis ins Badezimmer

Es wurde versucht die Druckleistung der Düse gering zu halten, um Ausblasungen zu verhindern. Jedoch wird eine gewisse Druckleistung benötigt, um die Reinigunsdüse bis zum Endschacht zu befördern. Ein Versuch bei 70 bar war erfolgreich - sowohl in Bezug auf die Reinigung als auch auf die Ausblasungen an den Geruchsverschlüssen. Denn ohne die behelfsmäßige Vorsichtsmaßnahme wäre es in den Badezimmern der Anwohnern erneut zu Verschmutzungen gekommen.
Um zukünftig Ausblasungen zu vermeiden, hat das IKT Betriebshinweise für den Einsatz der Hochdruckreinigung zusammen gestellt.

 

Vorbeugende Maßnahmen

Folgende Parameter können Ausblasungen bei der Kanalreinigung verhindern:

  • Auswahl eines geeigneten Düsenkopfes, zum Beispiel Düsen mit größerem Strahlwinkel. Flach strahlende Düsen erzeugen dagegen einen deutlich höheren Luftstrom.
  • Einstellung eines geringeren Betriebsdruckes am Fahrzeug, ausreichende Zugkraft muss gewährleistet sein,
  • Verringerung des Druckes beim Zurückziehen der Düsenköpfe,
  • Reinigung von Haltung zu Haltung,
  • Abschnittsweise Reinigung bei großen Ablagerungshöhen und Aufstau im Kanal,
  • Luftaustausch durch das Öffnen der Schachtdeckel garantieren,
  • Anlieger auf die Überprüfung der Funktion von Be- und Entlüftungen aufmerksam machen, eventuell eine Nachrüstung empfehlen und
  • Anlieger auf die Möglichkeit des Öffnens von Revisionsschächten zur Vermeidung von Schäden aufmerksam machen.

 

Kanalreinigung in Kerken

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Ausspritzen eines Schachtes

In einem einjährigen Turnus reinigt ein externes Unternehmen, begleitet von einem Mitarbeiter der Gemeinde Kerken, die rund 82 km Kerkener Kanalnetz mit dem Hochdruckspülverfahren, von denen 30 km im Mischsystem angelegt sind. Das gesamte Kanalnetz weist geringes Gefälle und niedrige Trockenwetterabflussmengen auf. Für die komplette Reinigung benötigt der Dienstleister sechs bis acht Wochen. Die Senkenreinigung findet zweimal im Jahr in Kerken statt. Das Auslegen der Rattenköder erfolgt mindestens einmal im Jahr, unabhängig von der Kanalart.

 

Hintergrund der Problematik

Durch die Hochdruckreinigung wird Luft im Kanal ausgetauscht oder extrem beschleunigt. Insbesondere in Schmutz- und Mischwasserkanälen der Nennweiten DN 200 bis DN 250 mit seitlichen Anschlüssen besteht dabei die Gefahr, dass die Geruchsverschlüsse, beispielsweise von Toiletten, ausgesaugt oder ausgeblasen werden.

Ursache hierfür sind die bei der Hochdruckreinigung herrschenden Unter- und Überdruckverhältnisse. Der austretende Spülstrahl beschleunigt die im Kanal befindliche Luft. Dadurch bildet sich vor dem Düsenkopf ein Unterdruck, im Strahlbereich ein Überdruck. Die Druckdifferenz ist abhängig von Düsenart und Größe, Strahlwinkel, Betriebsdruck und Kanaldurchmesser. In unmittelbarer Nähe eines Hausanschlusses führt die im Düsenbereich herrschende Druckdifferenz beim Vorziehen der Düse zu einem plötzlichen Druckwechsel in der Anschlussleitung. Ist dann die Entlüftung am Haus nicht leistungsfähig genug, werden die Geruchsverschlüsse der häuslichen Entwässerung zunächst ausgesaugt und können beim Ausgleich der Druckdifferenz mitunter sogar ausgeblasen werden.

Haben auch Sie ähnliche Probleme in Ihrem Kanalnetz? Dann wenden Sie sich an das IKT. Gern hilft Ihnen weiter:

 

Dipl.-Ing. Marco Schlüter
IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur gGmbH
Exterbruch 1
45886 Gelsenkirchen
Tel.: 0209 17806-31
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