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28.06.2008


IKT-Newsletter

IKT Forschungsschwerpunkt „Liner“:
Süddeutsche Kanalnetzbetreiber geben wertvolle Anregungen

Seit Herbst 2007 wird im IKT der Forschungsschwerpunkt "Liner" mit dem Projekt "Abnahme von Liningmaßnahmen" bearbeitet. Begleitet wird das Projekt in Gelsenkirchen von einem Lenkungskreis mit 27 Kommunen und in München von einem Projektbeirat mit derzeit 13 Kommunen. Der Informationsaustausch beider Gruppen wird durch das IKT sichergestellt.

Am 5. Juni 2008 fand entsprechend zum dritten Mal der Erfahrungsaustausch „Kanalsanierung mit Schlauchlinern“ süddeutscher Kanalnetzbetreiber im IKT-Süd in Neubiberg bei München statt. Insgesamt nahmen 16 Mitarbeiter von 13 Netzbetreibern an dem Erfahrungsaustausch teil:

  • Gemeinde Grünwald
  • Gemeindewerke Triftern
  • Ingolstädter Kommunalbetriebe AöR
  • SER Rottenburg am Neckar
  • Stadt Augsburg
  • Stadt Neuburg an der Donau
  • Stadt Regensburg
  • Stadt Straubing, Tiefbauamt
  • Stadtentwässerung Friedrichshafen
  • Stadtwerke Sonthofen
  • Zweckverband München Südost
  • Zweckverband zur Abwasserbeseitigung Ammersee-West
  • Zweckverband zur Abwasserbeseitigung im Hachinger Tal

Aus den Fehlern Anderer lernen

Die Teilnahme am Erfahrungsaustausch „Kanalsanierung mit Schlauchlinern“ bietet nicht nur die Möglichkeit, sich aus erster Hand über das laufende Forschungsvorhaben informieren zu lassen. Vielmehr ist es das Ziel, Anregungen und Erfahrungen seitens der Netzbetreiber aufzunehmen, um das Projekt praxisnah auszurichten.

Darüber hinaus ergibt sich für die Teilnehmer Gelegenheit, sich mit anderen Netzbetreibern aus der Region auszutauschen, um nicht zuletzt auch aus „Fehlern Anderer lernen zu können“.
Anhand der Teilnehmerentwicklung und der regen Diskussion lässt es sich deutlich ablesen, dass sich dieser Erfahrungsaustausch zu einer festen Institution in Süddeutschland entwickelt.

Auffälligkeiten bei der Abnahme von Liningmaßnahmen

Die IKT Forscher stützen sich bei der Recherche zu Liner-Auffälligkeiten auf die Erfahrungen der IKT-Prüfstelle der letzten sechs Jahre mit insgesamt rund 4.400 Untersuchungen. Zusätzlich wurde dem IKT auch umfangreiches Bildmaterial von Teilnehmern des Lenkungskreises in Gelsenkirchen und des Projektbeirates München zur Verfügung gestellt.

Gemeinsam mit den Kanalnetzbetreibern wurden mögliche Ursachen und Auswirkungen von Auffälligkeiten bei Linern, wie zum Beispiel Schwankungen der Wanddicke, ungleichmäßige Harzverteilung, Reinharzschichten, Falten, Beulen, Risse, Verfärbungen, freiliegende Fasern, abgelöste Innenfolien, Ablösungen, Falten sowie schadhafte Schachteinbindungen diskutiert.

Dabei wurde auch deutlich, dass es schwierig ist, allein auf der Grundlage einer optischen Inspektion Rückschlüsse auf die Linerqualität zu ziehen.

Anregungen der Netzbetreiber für die Qualitätssicherung

Die Kanalnetzbetreiber regten an, im Rahmen des Projektes den gesamten Prozess von der Planung über die Ausschreibung und Ausführung bis zur Baustellenüberwachung zu betrachten. Auf der Grundlage von Praxiserfahrungen wurde herausgestellt, dass insbesondere in den Phasen der Planung und Ausschreibung Fehlerquellen bestehen, die sich negativ auf die nachfolgenden Prozesse auswirken können.

Darüber hinaus sollte aus Sicht der Teilnehmer geklärt werden, auf welche Ursachen unregelmäßige Tränkungen zurückgeführt werden können.

Masterarbeit im IKT-Forschungsprojekt

Ein Mitarbeiter eines beteiligten Netzbetreibers bearbeitet begleitend zum IKT-Forschungsprojekt eine Masterarbeit zum Thema „Analyse und Bewertung von Erfahrungen aus der Bau- und Gewährleistungsabnahme von Liningmaßnahmen“.

Zielstellung der Masterarbeit ist, vorliegende Erfahrungen aus der Bau- und Gewährleistungsabnahme von Liningmaßnahmen aufzunehmen, zu analysieren und ingenieurtechnisch zu bewerten.

Das Arbeitsprogramm beinhaltet u.a. die Untersuchung des Einflusses von Ort und Zeitpunkt der Probenentnahme auf die Ergebnisse der Qualitätssicherung. Die Umsetzung der Ergebnisse wird voraussichtlich bei zwei aktuellen Liningmaßnahmen getestet. Vorgesehen sind insgesamt 70 Probestücke aus dem Nennweitenbereich DN 150 bis DN 1000.

Darüber hinaus werden Ausschreibungsunterlagen diverser Kommunen ausgewertet. Insgesamt liegen bis dato 15 Leistungsverzeichnisse vor. In 13 dieser Dokumente wurden Mängel festgestellt.

Beprobung von Sanierungsmaßnahmen mit Linern

Im Rahmen des Forschungsprojektes werden aktuelle Sanierungsmaßnahmen begleitet und beprobt. Erste Ergebnisse liegen bereits vor. Sie wurden den Kanalnetzbetreibern vorgestellt.

In der anschließenden Diskussion wurden folgende Punkte diskutiert:

  • Das Gefährdungspotential verschiedener Linerkomponenten für die Umwelt wird als kritisch betrachtet. So wird u.a. befürchtet, unplanmäßig austretendes Harz könnte zu Verunreinigungen des Bodens und des Grundwassers führen.
  • Die Stutzensanierung wird von den anwesenden Netzbetreibern als ein Hauptproblem der gesamten Sanierungsmaßnahme angesehen. Alle drei gängigen Verfahren auf dem Markt (Hutprofiltechnik, Verpressung und der Neubau mit neuen Anschlussstutzen) haben Vor- und Nachteile.
  • Hinsichtlich der Probenentnahme aus der Haltung bestehen bei Netzbetreibern Unsicherheiten. Zum einen wird die Beschädigung der Sanierung kritisch betrachtet, zum anderen ist die Frage der „Sanierung der Sanierung“ offen.
  • Mit Blick auf detaillierte Untersuchungen unter reproduzierbaren Randbedingungen wird angeregt, Prüfstrecken aufzubauen.

Sind zerstörungsfreie Prüfverfahren einsetzbar?

Zum Abschluss wurden durch das IKT verschiedene zerstörungsfreie Prüfverfahren vorgestellt. Dazu gehören u.a.:

  • Laservermessung,
  • Radar,
  • Seismik,
  • Ovameter,
  • Ultraschall,
  • Wärmefluss-Thermographie,
  • Mikrowellen-Tomographie und
  • Wirbelstrom-Tomographie.

Eine weitere zerstörungsfreie Prüfmethode, stellt die Temperaturmessung mittels Glasfaserkabel während des Linereinbaus dar. Über zwei Testeinsätze in der Praxis, begleitet und dokumentiert durch das IKT, wurde im Rahmen der Sitzung berichtet.

Seitens des IKT wird angeregt, weitere Vor-Ort-Einsätze der Glasfaserkabel-Messtechnik durchzuführen. Hierbei soll jeweils der Einbau eines GFK-Liners und eines Nadelfilz-Liners begleitet werden. Die Projektbeiratsteilnehmer werden vor diesem Hintergrund gebeten, das Forschungsprojekt durch die Benennung geeigneter Sanierungsmaßnahmen zu unterstützen.

Als grundsätzliche Voraussetzung für die Anwendung zerstörungsfreier Prüfmethoden werden von den Sitzungsteilnehmern Praxistauglichkeit und Wirtschaftlichkeit genannt. Insbesondere die „linienhafte“ Temperaturmessung mittels Glasfaserkabeln wird als technische Alternative zur bisher üblichen punktuellen Temperaturmessung angesehen.

Sich einbringen heißt wichtige Erfahrungen sammeln

Insgesamt kann festgehalten werden, dass dieser Erfahrungsaustausch geprägt durch eine sehr intensive Diskussion war, so dass man gespannt sein darf, welche Ergebnisse und Diskussionen der vierte Erfahrungsaustausch bringen wird.

Wir vom IKT-Süd laden interessierte Netzbetreiber zum 4. Erfahrungsaustausch am 18. September 2008 um 10.00 Uhr zum IKT-Süd in Neubiberg bei München ein. Infos dazu gibt es wieder im IKT-eNewsletter oder nehmen Sie mit uns Kontakt auf.

Auch der Lenkungskreis in Gelsenkirchen tagte vor Kurzem. Über die Inhalte der Sitzung vom 24. Juni 2008 wird ebenfalls berichtet werden.


Ansprechpartner am IKT-Süd:

Dipl.-Ing. Uwe Reisch
Werner-Heisenberg-Weg 39
85577 Neubiberg bei München
Tel.: +49 (0) 89 6004-3498
Fax: +49 (0) 89 6004-3858
E-Mail: info@ikt.de
Internet: www.ikt.de


IKT- Projektleiter „Abnahme von Liningmaßnahmen“:

Dipl.-Ing. Oliver Sokoll
IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur gGmbH
Exterbruch 1
45886 Gelsenkirchen
Tel.: 0209 17806-26
Fax: 0209 17806-88
E-Mail: info@ikt.de
Internet: www.ikt.de



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