6.2 Bewertung von Rohrverbindungen
     
   

Auf Grundlage der Ergebnisse des Forschungsvorhabens sind drei wesentliche Eigenschaften von Rohrverbindungen zur Bewertung ihrer Wurzelfestigkeit zu unterscheiden:

     
   

I. Gegendruck:

     
    Das am häufigsten diskutierte Mittel zur Verhinderung von Wurzeleinwüchsen ist der Einsatz mechanisch wirkender Dichtmittel, die eine hohe statische Sicherheit gegen äußere Druckbelastung bieten. Ein Nachweis gegenüber solchen Drücken ist zum einen durch direkte Belastung der Rohrverbindung durch ein von außen wirkendes Medium möglich oder durch Nachweis einer Vorspannung an der kritischen Angriffsstelle, die durch die zu erwartende Druckbelastung nicht überwunden werden kann. Im vorliegenden Fall bieten sich Außenwasserdruckprüfungen mit Dichtheitsnachweis (vgl. Abb. 184) bzw. der Nachweis einer geeigneten Anpressdruckverteilung in der Rohrverbindung mit und ohne Scherlastbeanspruchung an (vgl. Kapitel 5.4 ).
   

 

   

     
   

Abb. 184 :  Entwurf eines Außendichtheitsprüfgerätes.

     
    II. Abweisende Geometrie:
     
    Die Baustellenuntersuchungen und Pflanzversuche zeigten deutlich, dass luftgefüllte Freiräume das Wachstum der Wurzeln fördern können. Entsprechend kann die Wurzelfestigkeit entscheidend durch die Geometrie der Rohrverbindung und die damit angebotenen bzw. verwehrten Wachstumswege dauerhaft beeinflusst werden. Schon geringe Spaltbildungen in Steckverbindungen können einen Einfallpunkt für feine Haarwurzeln bieten. Große Ringräume unmittelbar vor dem Dichtelement erlauben ein verstärktes Dickenwachstum der Wurzeln bei gleichzeitiger Verspannung in der Rohrverbindung, so dass in der Folge die Dichtung verdrängt und ein Zugang für Sekundärwurzeln geschaffen werden kann. Spitz zulaufende Zwickel der Lippendichtung stellen dann einen maßgeblichen Angriffspunkt dar. Weiterhin konnten bei den Aufgrabungen Unterschiede in der Ausbildung des Wurzelwerkes in Abhängigkeit der Oberflächenstruktur der Rohrwerkstoffes beobachtet werden. Haftungsabweisende Oberflächen scheinen hier ein Weg zur Reduzierung des Einwuchsrisikos zu sein.
     
    III. Gasdichtheit:
     
    Aus den bisherigen Untersuchungen kann geschlossen werden, dass die Verfügbarkeit von Sauerstoff für das Wurzelwachstum und Überleben der Pflanze von entscheidender Bedeutung sein kann. Letztlich kann daher nicht ausgeschlossen werden, dass bei extrem ungünstigen Belüftungsverhältnissen im Boden, eine Sauerstoff-Zufuhr durch gasdurchlässige Rohrverbindungen eine bessere Sauerstoffversorgung und damit einen zusätzlichen Wuchsreiz im Umfeld der Rohrverbindung schafft. Darüber hinaus kann eine Gasdurchlässigkeit der Verbindung auch weitere Undichtigkeiten ankündigen (vgl. [92]).
     
    Betrachtet man vor diesem Hintergrund beispielhaft die im Rahmen des Forschungsvorhabens untersuchten Rohrverbindungen nach Kapitel 5.4 (Link auf Meu9.doc), so wird deutlich, dass einige der zur Bewertung notwendigen Prüfungen bereits im Rahmen des Forschungsvorhabens durchgeführt wurden. Auf dieser Grundlage kann somit ein erster Ansatz für ein Bewertungsmodell zur Wurzelfestigkeit von Rohrverbindungen dargestellt werden (vgl. Tabelle 9). Auch wenn die Bewertung und Gewichtung der einzelnen Kriterien zum Teil subjektiven Einflüssen unterliegt, so werden hierdurch doch die Stärken und Schwachpunkte der am Markt verfügbaren Produkte in übersichtlicher Weise deutlich. Die Beurteilung erfolgt als Stufen keiner (o), geringer (·), großer (··) und ausgezeichneter Wirkung (···) zur Verhinderung eines Wurzeleinwuchses durch die Rohrverbindung.
     
   

Tabelle 9: Beurteilung der Wurzelfestigkeit von Rohrverbindungen auf Basis der Wurzeleinwuchs behindernden Einflüsse