In den Kapiteln 4 und 5 wurde deutlich, dass eine Bewertung der Wurzelfestigkeit von Rohrverbindungen stets auch die Kenntnis der Einflussfaktoren für das Wurzelwachstum voraussetzt und auch Prüfverfahren und Bewertungsmodelle hierauf aufbauen müssen. Dennoch bleibt zu konstatieren, dass es sich beim Phänomen Wurzeleinwuchs immer um das Verhalten eines mit ingenieurtechnischen Methoden kaum zu beschreibenden, auch biologischen Vorganges handelt.

Entsprechend gewinnt gerade für die Optimierung von Verbindungstechniken und Sanierungsverfahren die Simulation der tatsächlichen Wachstumsvorgänge und Rohrbeanspruchungen eine besondere Bedeutung. So beginnt die Rohr-Wurzel-Interaktion bereits im Leitungsgraben an der Rohroberfläche und setzt sich über die äußere Rohrverbindung und das Dichtmittel bis in das Rohrinnere fort. Um diesen Vorgang unter kritischen Bedingungen möglichst realitätsnah nachzubilden, wurden Pflanzversuche entwickelt, deren Aufbau und Randbedingungen im Folgenden dargestellt werden. Mit Ergebnissen aus ersten Tastversuchen ist mit Abschluss kommender Wachstumsperioden zu rechnen.

Die Pflanzversuche wurden für zwei Rohrverbindungsarten mit jeweils mehreren Prüfkörpern vorbereitet und in speziell konstruierten Pflanzgefäßen angesetzt. Dabei wird das mögliche Einwuchsverhalten in Rohre mit einer Nennweite bis DN 150 bei gleichzeitigem Einwirken einer Scherlast unter kontrolliertem Schwerweg untersucht. Als gemeinsame Steuergröße für die parallel laufenden Versuche wird die in einem lastgeregelten Versuchsstand gemessene Verschiebung der Rohrverbindung herangezogen. Die Scherlasten orientieren sich an den jeweiligen Normbedingungen. Einer der eingesetzten Versuchsstände ist in Abb. 185 dargestellt (vor der Bepflanzung). Er besteht aus einem Pflanzgefäß, der Belastungseinheit und den Prüfkörpern. Die Lasten werden über einen Hebelarm von unten auf das Spitzende der Rohrverbindung aufgebracht und der Scherweg gemessen (vgl. Abb. 186). Zur Durchführung der weggeregelten Versuche wird die Belastungseinheit durch eine Scherwegarretierung ersetzt.

Abb. 185: Pflanzversuche, Ansicht des Versuchsaufbaus.

Abb. 186:  Pflanzversuche, Detail Belastungeinheit, Lasteintrag.