IKT-eNewsletter Juni 2002URL /index.php?doc=159
20.06.2002


Injektionstechnik

Injektionstechnik: Das heimliche Verschwinden eines Verfahrens

Injektionsverfahren in nicht begehbaren Kanälen gelten als eine Möglichkeit, kleinere und punktuelle Kanalschäden zu reparieren. Sie sind eine Alternative zur haltungsweisen Sanierung bzw. Erneuerung. Eine IKT-Umfrage unter 150 Netzbetreibern in NRW ergibt jedoch, dass sie so gut wie gar nicht mehr eingesetzt werden. Unsicherheiten bezüglich der Dauerhaftigkeit ist nur eine der Ursachen.

Das IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur, Gelsenkirchen, befragte 150 nordrhein-westfälische Netzbetreiber über ihren Einsatz von Injektionsverfahren. Gerade einmal 20 Betreiber setzen überhaupt eines oder mehrere der marktgängigen Verfahren ein. Einen Überblick über die Häufigkeit der Verfahrensnennungen durch gibt Abbildung 1.


Abbildung 1: Verfahrensnennung bei Netzbetreibern (Häufigkeit)

Die Netzbetreibern machten deutlich, dass Unsicherheiten bezüglich der Einsatzmöglichkeiten und –grenzen der verschiedenen Verpressmaterialien und Verfahren bestehen. Auch die Dauerhaftigkeit der Maßnahme war ungewiss.

Darüber hinaus bestehen seitens der Netzbetreiber Zweifel an der Zuverlässigkeit der begleitenden Dichtheitsprüfungen bei Muffeninjektionen. Angezweifelt wird insbesondere, ob die Prüfeinrichtung den zu sanierenden Prüfraum überhaupt richtig abdichten kann, z.B. bei sehr starken Inkrustationen. Somit ist es für die befragten Kommunen fragwürdig, ob einwandfreie Rohrverbindungen auch zweifelsfrei als solche erkannt oder fälschlicherweise als sanierungsbedürftig eingestuft werden.

Kanalsanierung mit Hilfe von Injektionsverfahren

Nach DIN EN 752-5 versteht man unter dem Begriff der Sanierung, alle Maßnahmen zur Wiederherstellung oder Verbesserung von vorhandenen Entwässerungssystemen.

Darauf basierend beinhaltet die bauliche Sanierung von Entwässerungssystemen folgende Hauptgruppen:

a) Renovierung
b) Erneuerung und
Reparatur

Laut DIN EN 752-5 beinhaltet der Begriff der Reparatur alle Maßnahmen zur Behebung von örtlich begrenzten Schäden und umfasst die Untergruppen der Ausbesserungs-, Abdichtungs- und Injektionsverfahren (s. Abbildung 2).


Abbildung 2: Einordnung der Injektionsverfahren in Anlehnung an [1]

Unter Injektion (Einpressen) wird nachfolgend in Anlehnung an DIN 4093 das Einbringen von pumpfähigen Injektionsmitteln (Einfüllgut nach DIN 4093 oder Füllgut nach ZTV-Riss 93) unter Druck in Risse und Hohlräume des umgebenden Baugrundes über Einfüllstutzen verstanden. Sie dienen allgemein zur:

  • Abdichtung örtlich begrenzter Undichtigkeiten zur Vermeidung von In- und Exfiltrationen und / oder

  • Wiederherstellung der statischen Tragfähigkeit

Injektionen können von innen und außen vorgenommen werden. Hingegen ist eine manuelle Injektion von innen nur im begehbaren Nennweitenbereich möglich. Abbildung 3 zeigt einige der am Markt verfügbaren Injektionsverfahren für den Einsatz in nicht begehbaren Kanälen.


Abbildung 3: Injektionsverfahren für den Einsatz in nicht begehbaren Kanälen

Je nach Zielstellung und Einsatzort wurden für diese Verfahren komplexe Robotersysteme entwickelt bzw. weiterentwickelt. Sie unterscheiden sich nicht nur in der Effektivität der optischen Zustandserfassung, der Zugänglichkeit, sondern auch nach der Wahl der Einpressgüter (s. Abbildung 4) gemäß DIN 4093 und der damit verbundenen unterschiedlichen Mischtechnik voneinander.


Abbildung 4: Übersicht über Injektionsmittel nach [1]

Das Verfahren der Muffeninjektion gehört laut DIN 752 - 5 zu den Reparaturverfahren und gilt als anerkannter Stand der Technik. Allerdings wird dieses Verfahren z.B. durch das Relining-Verfahren nahezu gänzlich vom Markt verdrängt und damit äußerst selten eingesetzt.

Noch zu wenig Erfahrungen

Da Erfahrungen mit dem Einsatz von Injektionsverfahren bis heute kaum bekannt sind, fehlen sichere Beurteilungskriterien (z. B. Dauerhaftigkeit, Dichtwirkung) zur Bewertung von Injektionsverfahren bei undichten Muffen und kleineren Rissen im nicht begehbaren Kanal. Unsicherheiten bei der Wahl eines geeigneten Verfahrens und die Gefahr einer mangelhaften Ausführung sind die Folge.

Diese möglichen Fehlerquellen können bei der Auswahl und Anwendung dieses Verfahrens, aufgrund der hohen Anzahl an undichten Muffen (s. Abbildung 5), einen großen wirtschaftlichen Schaden verursachen.

Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Verfahren oder glauben Sie den Aussagen einiger Kommunen, dass dieses Verfahren bald gänzlich vom Markt verschwindet ?

Diskutieren Sie mit im IKT-Diskussionsforum oder sprechen Sie uns an.

 


Abbildung 5: Infiltration durch eine undichte Muffe

[1] Mühlhofer, C.: Reparatur durch Injektionsverfahren; bbr-Wasser, Kanal- & Rohrleitungsbau, RBV-Sonderausgabe 2001, Sanierung von Abwasserleitungen.

Für weitere Informationen
wenden Sie sich bitte an:

Dipl.-Ing. Stefan Kötters
IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur
Tel.
: 0209 / 17806-0
Fax: 0209 / 17806-88
Email: koetters@ikt.de

 

 


© IKT - Institut für Unterirdische Infrastruktur gGmbH2024
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung des IKT