IKT-eNewsletter Februar 2008 | |
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Hemer: Kanäle „intelligent“ reinigen | ||
Die Stadtentwässerung Hemer (SEH) nimmt am IKT-Forschungsprojekt „Bedarfsorientiertierte Kanalreinigung“ teil. Dabei nutzte Hemer die Gelegenheit seine Kanalreinigungsstrategie zu überprüfen und nach neuesten Erkenntnissen auszurichten. Eine Diplomarbeit im Forschungsprojekt unterstützte die Konzeptentwicklung vor Ort. | ||
Bedarfsorientiert – mit eigenem Personal Bedarfsorientierte Kanalreinigungsstrategien wurden in kommunal geführten Betrieben mit eigenem Fuhrpark bisher kaum umgesetzt. Die Aufwandsverminderungen im Bereich der flächendeckenden Unterhaltungsreinigung, die durch das Betriebswissen der Mitarbeiter ermöglicht werden sollen, gefährden zunächst auch Arbeitsplätze beim Betriebspersonal. Deswegen gibt es i.d.R. große Probleme mit der Mitarbeitermotivation und Ängsten um den Arbeitsplatz. Belastbare Überwachungsdaten zu dem Ablagerungsaufkommen sind unter diesen Voraussetzungen schwierig zu erhalten. Die Basis für einen erfolgreichen Strategiewechsel sind daher transparente Zielsetzungen und Konzepte mit langfristigen Perspektiven für den Betrieb. An dieser Stelle setzt die im Rahmen des IKT-Forschungsprojektes „Bedarfsorientierte Kanalreinigung“ erarbeitete Diplomarbeit an: | ||
Diplomarbeitsthema: Umsetzung einer bedarfsorientierten Kanalreinigungsstrategie: Fallbeispiel Kanalbetrieb Hemer
„In dieser Diplomarbeit wurde eine bedarfsorientierte Reinigungsstrategie konkret an einem Fallbeispiel entwickelt und die erste Phase der Umsetzung unterstützt. Sehr interessant war für mich dabei der intensive, praxisnahe Einblick in die Betriebsprozesse vor Ort. Hervorragend war auch die Unterstützung von Stadtentwässerung und Betriebshof in Hemer“ | ||
Betriebserfahrungen sind der Schlüssel Die Stadt Hemer, eine mittelgroße Stadt in Nordrhein-Westfalen, reinigte ihr Kanalnetz nach der Präventivstrategie alle zwei Jahre komplett, gebietsweise auch in kürzeren Intervallen. Aufmerksam geworden durch den Erfahrungsaustausch im Rahmen der Workshops zu dem Forschungsprojekt „Bedarfsorientierte Kanalreinigung“ entschloss sich die Stadtentwässerung Hemer (SEH), ihre Kanalreinigungsstrategie überprüfen zu lassen. Bisher reinigte Hemer sein Kanalnetz wie vielerorts üblich nach der Präventivstrategie - alle zwei Jahre komplett durch. Erklärtes Ziel der SEH ist es, Kanäle intelligent zu reinigen. Das heißt, Betriebserfahrungen über die verschiedenen Netzbereiche mit z.B. verstärkter Ablagerungsbildung in die Reinigungsplanung mit einzubeziehen. Selten verschmutzende Haltungen sollen weniger häufig als schnell verschmutzende Haltungen gereinigt werden. | ||
Analyse des Betriebsprofils und Zusammenführung des Betriebswissens In einem ersten Schritt wurden die betrieblichen Randbedingungen des Kanalbetriebs der Stadt Hemer aufgenommen und analysiert. Hierzu wurden Befragungen der Mitarbeiter, Begleitungen der Kanalreinigung sowie eine Auswertung von vorhandenem Datenmaterial durchgeführt. Im nächsten Schritt wurde die Ablagerungssituation in den Teilbereichen des Kanalnetzes in Hemer erhoben, die nach dem zweijährlichen Turnus zur Reinigung vorgesehen waren. Auf Basis dieser Ergebnisse wurden Konzepte für die Umsetzung einer an die vorhandene Betriebsstruktur angepassten bedarfsorientierten Reinigungsstrategie erarbeitet und deren Umsetzung begleitet.
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Stichprobenhafte Erhebung des Ablagerungsaufkommens Im Ergebnis zeigten die Ablagerungsinspektionen, dass in den untersuchten Teilbereichen nach zwei Jahren ohne Kanalreinigung kaum hydraulisch relevante Störungen durch Ablagerungen feststellbar waren. Die vereinzelt angetroffene Bildung von ausgeprägten bleibenden Ablagerungen hatte in der Regel besondere Ursachen:
Ein funktionaler Zusammenhang von Gefälle, Nennweite und Rohrmaterial auf die Ablagerungssituation konnte nicht nachgewiesen werden. Im Rahmen der Ablagerungsuntersuchungen kamen verschiedene Inspektionstechniken zum Einsatz, so z.B. die TV-Untersuchung, die Schachtkamera, der Kanalspiegel, die Inaugenscheinnahme von Schachtgerinnen und die Begehung einzelner Haltungen. Der Kanalbetrieb Hemer bewertet die Methode der Kanalspiegelung als pragmatische Methode, um unter günstigen Randbedingungen (Sonnenlicht) Ablagerungskontrollen für Kanalstrecken kostengünstig und mit geringem Zeitaufwand durchzuführen. | ||
Konzeptentwicklung bedarfsorientierte Kanalreinigung Zur Entwicklung eines an die Betriebsstruktur des Kanalbetriebs in Hemer angepassten Konzeptes wurden verschiedene Vorgehensweisen diskutiert. Kern der von dem Kanalbetrieb der Stadt Hemer bevorzugten Variante ist es, kontinuierlich Betriebswissen über Kanalablagerungen aufzubauen und Maßnahmen im Hinblick auf den Gewässerschutz verstärkt umzusetzen. Damit gewinnen Schachtinspektionen und Ablagerungskontrollen an Bedeutung. Das Kanalnetz soll zunächst in einem Intervall von zwei Jahren im Hinblick auf Ablagerungen überwacht werden, gebietsweise in kürzeren Intervallen. Die Ablagerungsinspektionen dienen dabei als Synergieeffekt mit den Schachtinspektionen, die durch das DWA-Arbeitsblatt 147 Teil 1 gefordert werden.
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Gewässerschutz im Blick Die Kanalreinigung soll im Wesentlichen nur noch nach Feststellung von Ablagerungshöhen von mehr als 15 % der Profilhöhe erfolgen. Die Anforderungen der SüwV Kan NRW werden somit erfüllt. Um die Inspektionsergebnisse zu erfassen, ist eine Datenbank eingerichtet worden. Die Datenbank ermöglicht auch die notwendigen Berichte an die Aufsichtsbehörden. Über Jahre soll dadurch kontinuierlich Betriebswissen über Kanalablagerungen aufgebaut werden und unterhaltungsintensive Objekte erkannt werden. Darüber hinaus soll die Reinigung von Drosselkanälen an Regenüberläufen verstärkt werden, um Inbetriebnahmen der Entlastungsbauwerke und daraus resultierende Feststoffeinträge in Gewässer nach Möglichkeit zu minimieren. Mögliche frei werdende Kapazitäten sollen insbesondere für die häufigere Reinigung der Straßeneinläufe sowie für die Wartung der Bachverrohrungen genutzt werden. Dadurch sollen insbesondere eine Verminderung des Eintrags von Schwermetallen infolge von Straßenabtrieb und eine Begrenzung von Überflutungshäufigkeiten erreicht werden. | ||
Piloteinsatz bestätigt den eingeschlagenen Weg In einem ersten Piloteinsatz wurde der Stadtteil Deilinghofen „bedarfsorientiert gereinigt“. Alle Haltungen und Schachtbauwerke im genannten Stadtteil wurden lückenlos inspiziert. Die Ergebnisse aus den vorangegangenen Untersuchungen wurden dabei bestätigt. Tendenziell wurde geringes Ablagerungsaufkommen festgestellt. Die Abschnitte, die zunächst Ablagerungshöhen > 15 % der Profilhöhe aufwiesen, wurden in einer Wiederholungsinspektion nach Starkregenereignissen ablagerungsfrei vorgefunden. Der Nachweis der Wirtschaftlichkeit der bevorzugten Variante der Kanalreinigungsstrategie gegenüber der herkömmlichen Präventivstrategie muss noch erfolgen. Auf Basis der neu entwickelten Strategie wird die Entwicklung der Ablagerungssituation im Kanalnetz der Stadt Hemer jedoch verstärkt überwacht, so dass insbesondere veränderte Abflussverhältnisse infolge geänderter Gebietsstrukturen und Verbraucherverhalten zukünftig gezielter berücksichtigt werden können. Das Betriebswissen der Mitarbeiter ist der Schlüssel zum Erfolg. Dies wurde auch von den politischen Gremien und der Tagespresse in Hemer aufmerksam aufgenommen:
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Dipl.-Ing. Marco Schlüter |
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