Siebe und Rechen: Checkliste und Handlungsempfehlungen

Mischwasserentlastung

Betrieb von Sieben und Rechen: Netzbetreiber können gemeinsam eine große Wissensbasis schaffen.

Mischwasserentlastungen sind eine fiese Sache. Gut, wenn Siebe und Rechen wenigstens den groben Schmutz zurückhalten. Doch wer kann sagen, welches System für den jeweiligen Einsatzort am besten geeignet ist? Wissen und Erfahrungen müssen sich Netzbetreiber oft erst noch erarbeiten. Wie das gehen kann, hat das IKT in einem Forschungsprojekt entwickelt. Aber alleine ist das kaum zu schaffen.

Bisher fehlen vielerorts Wissen und Erfahrungswerte über Siebanlagen und Rechen an Mischwasserentlastungen. Grundlage für zukünftige Optimierungsprozesse ist eine standardisierte Erfassung des Betriebs­verhaltens der Grob­stoff­rück­halte­systeme. In einem Verbund­projekt hat das IKT gemeinsam mit seinen Partnern Hand­lungs­empfehlungen und eine Checkliste entwickelt.
Checkliste
Handlungsempfehlungen

Betriebsverhalten systematisch dokumentieren

Umweltverschmutzung nach Mischwasserentlastung

Mischwasserentlastung: Solche Verschmutzungen sollen bald der Vergangenheit angehören.

Um die Leistungsfähigkeit der einzelnen Anlagen besser zu verstehen, empfiehlt es sich grundsätzlich, das Betriebs­verhalten der Grob­stoff­rück­halte­systeme fortlaufend über mehrere Jahre zu dokumentieren. Bisher laufen Entlastungs­ereignisse größtenteils unbeobachtet ab und auch im Nachgang zu diesen findet eine systematische Dokumentation nur selten statt. Eine Umfrage im Rahmen des Forschungs­projekts zeigt, dass Abwasser­betriebe bei der Selbst­überwachung nur in Einzelfällen Anlagen­begehungen zur Einschätzung der Wirksamkeit und des Betriebs­verhaltens der Sieb- und Rechensysteme in ihren Überwachungs­berichten dokumentieren.

Verschmutzungssituation erfassen

Zentrale Erkenntnis aus dem Forschungsprojekt: Nach Regenereignissen sollten die Sichtungs­ergebnisse an Einleitungs­stellen und bei den Grob­stoff­rück­halte­systemen standardisiert dokumentiert werden. Auf diese Weise entsteht mit der Zeit eine Historie zu Betrieb und Rückhalte­vermögen der eingesetzten Systeme, die als Grundlage für weitere Entscheidungen zur Anlagen­optimierung dienen kann. Der Mehraufwand hierfür beschränkt sich bei der Datenerhebung im Wesentlichen auf die Anpassung des Inspektions- oder Sichtungsberichts für das jeweilige Sonderbauwerk. Es würde schon reichen, diese zwei Punkte zu ergänzen:

  1. Einschätzung der Verschmutzungssituation am Gewässer oder der nachgeschalteten Anlage
  2. Einschätzung der Verschmutzungssituation am Grobstoffrückhaltesystem und im Entlastungsbauwerk

Checkliste für dreistufiges Vorgehen

Kontrolle eines Grobstoffrückhaltesystems

Der Schlüssel: systematische Kontrolle und Dokumentation der Sonderbauwerke nach Regenereignissen

Im Forschungsbericht wird eine Checkliste vorgeschlagen, mit der sich der Kenntnisstand zum Betrieb und zur Wirkung problem­behafteter Entlastungs­punkte und Grob­stoff­rück­halte­systeme erweitern und systematisch aufbauen lässt. Das dreistufige Vorgehen basiert dabei auf der Dokumentation im Rahmen der ohnehin stattfindenden und notwendigen Überwachungs­intervalle gemäß Selbst­über­wachungs­verordnung Abwasser (SüwVO Abw NRW).

Wenn so über die Zeit bei den zahlreichen Netzbetreibern neues Wissen aufgebaut und untereinander geteilt wird, dann haben alle etwas davon: die Betreiber, die Bürger, die Umwelt.

Checkliste
Handlungsempfehlungen
Forschungsbericht

Ansprechpartner

Dipl.-Ing. Markus Gillar
Telefon: 0209 17806-46
E-Mail: gillar@ikt.de

Verbundprojekt „Siebe und Rechen“

siebe-und-rechen-a-320Projektpartner des IKT
– Emschergenossenschaft/Lippeverband
– Erftverband
– Stadt Erkelenz
– Stadt Iserlohn
– Wirtschaftsbetrieb Hagen WBH
– Wupperverband

Bei dem Verbundprojekt „Siebanlagen und Rechen an Mischwasserentlastungen“ standen der Informationsaustausch sowie die Erfassung von betrieblichen Erfahrungen zu Grobstoffrückhaltesystemen im Vordergrund. Zunächst wurde ein Grundkonzept zu Grobstoffrückhaltesystemen entworfen, das die wesentlichen Komponenten der Systeme beinhaltet und beschreibt.

Es wurden betriebliche Erfahrungen zu Grobstoffrückhaltesystemen zusammengetragen – zum einen im Kreise der beteiligten Netzbetreiber und Wasserverbände, bei denen ausgewählte Systeme vor Ort besichtigt wurden, und zum anderen im Rahmen einer bundesweit durchgeführten Befragung. Hier konnten Netzbetreiber identifiziert werden, die über Erfahrungen mit Grobstoffrückhaltesystemen verfügen.

Es wurden die am Markt angebotenen Systeme zum Grobstoffrückhalt recherchiert und in Marktübersichten dargestellt.

Schließlich wurden die gewonnenen Erkenntnisse mit Blick auf den gesamten Betrachtungsumfang in Handlungsempfehlungen zur Verbesserung des Kenntnisstandes zu Grobstoffrückhaltesystemen zusammengeführt.

Forschungsbericht

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Handlungsempfehlungen: Dazu raten die Forscher
Im Gesamtblick haben die IKT-Wissenschaftler folgende Handlungsempfehlungen zusammengefasst (gekürzt):
  • Informationsdefizite eingrenzen: Die Informationslücke bei Betriebsverhalten und Wirksamkeit von Grobstoffrückhaltesystemen sollte durch eine systematisch und kontinuierlich stattfindende Dokumentation geschlossen werden.
  • Dokumentation/Checkliste erstellen: Vorhandene betriebliche Überwachungskonzepte für Sonderbauwerke lassen sich um wenige zusätzliche Punkte zum Betrieb und zur Wirksamkeit von Grobstoffrückhaltesystemen erweitern – eine kleine Anpassung des ohnehin vorliegende Inspektions- oder Sichtungsbericht zum Sonderbauwerk.
  • Dokumentationshilfen nutzen: Die standardisierte Bewertung der Situation im Nachgang eines Regenereignisses sollte mit dem Betriebspersonal abgestimmt werden. Hilfreich kann zum Beispiel eine Fotodokumentation oder bei auffälligen Anlagen auch der Einsatz einer Webcam – möglicherweise sogar mit Anbindung an das Prozessleitsystem – sein.
  • Vorher-nachher-Vergleiche anstellen: Durch systematische Vergleiche vor und nach Einbau eines Grobstoffrückhaltesystems ist es möglich, Aussagen zur Wirkung der Anlage zu treffen. Im Kontext mit anderen Systemen und im Austausch mit anderen Betreibern lassen sich diese Ergebnisse verifizieren.
  • Marktübersichten nutzen: Für die Produktauswahl sollten mehrere Informationsgespräche mit Anbietern – zum Beispiel aus der Marktübersicht im IKT-Forschungsbericht – geführt und wenn möglich Referenzanlagen bei anderen Betreibern besichtigt werden.
  • Erfahrungen austauschen: Um Kenntnisse anderer Netzbetreiber zu erhalten und eigene Erfahrungen weiterzugeben, bietet sich die Durchführung regelmäßig stattfindender Erfahrungsaustausche an.
Handlungsempfehlungen
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