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Durchflussmessungen

IKT prüft 80 Durchflussmesseinrichtungen auf Kläranlagen

Auf vielen Kläranlagen werden Durchflussmengen im Zu- bzw. Ablauf kontinuierlich erfasst. Doch wie zutreffend sind die dort gemessenen Werte wirklich? Den Messergebnissen kommt nämlich eine entscheidende Bedeutung für die Höhe der Abwasserabgabe zu. Im Auftrag von Emschergenossenschaft und Lippeverband überprüft das IKT nun 80 Durchflussmesseinrichtungen auf Kläranlagen und nimmt damit seine Tätigkeit als nordrhein-westfälische Prüfstelle auf.

Der Gesetzgeber gibt vor ...

Spätestens seit der Einführung des Abwasserabgabengesetzes – AbwAG 1976 sind bundesweit die meisten Kläranlagen mit Durchflussmesseinrichtungen im Zu- bzw. Ablauf ausgestattet. Die in NRW zusätzlich 1990 in Kraft getretene Selbstüberwachungsverordnung – SüwV gibt zudem vor, an Kläranlagen mit mehr als 500 angeschlossenen Einwohnerwerten, kontinuierlich aufzeichnende Mengenmessungen vorzusehen.

Die Gründe für eine Durchflussmengenmessung sind sowohl im betrieblichen als auch im rechtlichen Bereich angesiedelt. Aus betrieblicher Sicht sind die auf der Kläranlage gemessenen Abwassermengen vielfach entscheidend für die optimale Steuerung der Anlage: angefangen bei der Zugabe von Fällungs- oder Flockungsmitteln bis hin zur volumenabhängigen Steuerung einzelner Anlagenteile unter Berücksichtigung von Tages- bzw. Jahreszulaufganglinien.

Auf dem Hintergrund des Gewässerschutzes bilden die ermittelten Mengen gereinigten Abwassers außerdem eine maßgebliche Grundlage für die Berechnung der Abwasserabgabe, die der Kläranlagenbetreiber zu entrichten hat. In Verbindung mit den bekannten Schadstoffkonzentrationen im gereinigten Abwasser bedeutet eine fehlerhafte Messung des Volumenstroms folglich auch eine fehlerhafte Berechnung der Abwasserabgabe – zugunsten oder zuungunsten des Betreibers.

Sowohl Betreiber als auch der Gesetzgeber sind folglich an einer möglichst genauen Messung der gereinigten Abwassermengen interessiert. Ob jedoch mit den bestehenden Messeinrichtungen richtige Messergebnisse erzielt werden, wurde bisher nur in seltenen Fällen geprüft.

Das Pilotprojekt ...

Im Rahmen eines Pilotprojektes prüft das IKT nun erstmalig 80 dieser Messstellen auf Kläranlagen in Nordrhein-Westfalen auf ihre Ausführung und Messgenauigkeit. Auftraggeber sind die beiden NRW Wasserwirtschaftsverbände Emschergenossenschaft und Lippeverband, die damit im Interesse der eigenen Qualitätssicherung sämtliche Kläranlagen auf den Prüfstand stellen: angefangen bei der kleinsten Anlage, ausgebaut für nur wenige 100 Einwohner, bis hin zu den größten und modernsten NRW-Kläranlagen in Bottrop und Dinslaken (Klärwerk Emschermündung, vgl. Abb.).

Abb. KA Emschermündung (Dinslaken): links: Blick vom Faulturm über die KA; rechts: eine von insgesamt 18 magnetisch-induktiven Messrohrleitungen mit einer Durchflussmenge von je 1.200 l/s

In einem ersten Schritt wurde in den vergangenen Wochen bereits eine Vorbesichtigung und Bestandsaufnahme sämtlicher Anlagen abgeschlossen (vgl. Abb.).

Abb.1: links: Vermessungstechnische Aufnahme der Messstelle (hier: Venturi-Kanal); rechts: Aufzeichnung der Messdaten in der KA-Leitwarte

Dabei zeigte sich, dass innerhalb dieser Auswahl alle gängigen Messverfahren vom Venturi-Kanal bis zur magnetisch-induktiven Messung Anwendung finden – zuzüglich exotischer Messprinzipien, wie z.B. die Einpunktmessung oder das Laufzeitdifferenzenverfahren im offenen Gerinne.

Auf Basis der zunächst vor Ort erhobenen Daten wird derzeit ein individuelles Prüfkonzept für jede einzelne Messstelle erarbeitet, das in den nächsten Monaten umgesetzt wird. Angepasst an die jeweilige Messstelle werden dabei sowohl Vergleichsmessungen mit kalibrierten Messgeräten durchgeführt als auch die hydrometrischen Randbedingungen der Messstellen überprüft. In Anlehnung an die Anforderungen der DIN 19559 Teil 2 wird mit dem anschließend ausgestellten Prüfzeugnis die anforderungsgerechte Funktionsfähigkeit der Messeinrichtung bestätigt bzw. Hinweise zur Ertüchtigung der Messstelle ausgesprochen.

IKT - Die Prüfstelle für Durchflussmesseinrichtungen ...

Im Rahmen des vom Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz geförderten und in NRW einzigartigen Pilotprojektes zur Überprüfung von Durchflussmesseinrichtungen auf Kläranlagen erwirbt das IKT, unterstützt durch das Ingenieurbüro Reich & Heß, Kassel, die staatliche Anerkennung als Prüfstelle für Durchflussmesseinrichtungen nach Eigenkontrollverordnung EKVO-Hessen. Nach Abschluss aller 80 Prüfungen auf den Kläranlagen von Emschergenossenschaft und Lippeverband steht das IKT damit voraussichtlich als erste staatlich anerkannte Prüfstelle auch in NRW anderen Kläranlagenbetreibern als Dienstleister auf diesem Gebiet zur Verfügung.

Für weitere Informationen
wenden sie sich bitte an:

Dipl.-Ing. Thomas Birkner
IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur
Exterbruch1, Gelsenkirchen
Tel.: 0209 17806-36
Fax: 0209 17806-88
Email: birkner@ikt.de



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