IKT-eNewsletter Oktober 2006 | |
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Vom Flüssigeisen zum duktilen Gussrohr |
Im IKT beschäftigen sich die Forscher mit der Reinigung von Abwasserrohren, mit dem Wurzeleinwuchs in Abwasserrohre, mit Sanierung, Betrieb und Neubau von Abwasserrohren. Weniger mit der Herstellung eines Rohres. Diesen Prozess machten die IKT-Mitarbeiter bei einer Werksbesichtung der Saint-Gobain Gussrohr GmbH & Co. KG in Saarbrücken für einen Tag zum Programm. |
Saarbrückens heißester Ort Dipl.-Ing. Peter Brune, Handlungsbevollmächtigter und Leiter der Abteilung Normung und Forschungswesen bei Saint-Gobain Gussrohr, stellte das Unternehmen und seine Produkte vor. Großen Anklang bei den IKT-Forschern fanden Technik und aktuelle Entwicklungen im Hause Saint-Gobain Gussrohr. Saint-Gobain Gussrohr stellt duktile Gussrohre in den Nennweiten DN 80 bis DN 2000 bei Längen zwischen sechs bis acht Metern her; in Saarbrücken (Brebach) werden Rohre DN 80 bis DN 700 gegossen. Das Unternehmen wurde im Jahre 1756 als Halberger Schmelz- und Hammerwerk von Fürst Wilhelm Heinrich von Nassau Saarbrücken am Fuße des Halbergs gegründet. In 250 Jahren hat sich daraus eine moderne Schleudergießerei entwickelt, die sich auf die Herstellung und den Vertrieb von Rohrleitungssystemen aus duktilem Gusseisen spezialisiert hat. Formstücke für die Wasser- und Abwassersystemtechnik, Armaturen und Schachtabdeckungen (Viatop) runden die Produktpalette ab. |
Die Rohrherstellung beginnt an Saarbrückens heißestem Ort, dem Kupolofen. Im Kupolofen wird Eisen (festes Roheisen, Kreislaufmaterial, Blechpakete und ausgesuchter Stahlschrott), Koks als Energieträger und Zuschlagsstoffe (Siliziumkarbid, Kies und Kalkstein) erschmolzen. Der nächste Schritt ist die Entschwefelung des Flüssigeisens durch Kalziumkarbid auf einer Schüttelstation. Anschließend wird der lamellaren Ausbildung des Graphits, wie er bei Grauguss vorliegt, vorgebeugt. Die kugelige Graphit-Ausbildung, die die Duktilität des Gusseisens beeinflusst, wird dadurch erreicht, dass unmittelbar vor dem Vergießen eine Impfung des flüssigen Eisens mit Magnesium erfolgt. |
Schleudergussverfahren Das Gussrohr wird im Schleudergussverfahren aus dem Flüssigeisen hergestellt. Die Herstellung der Rohre erfolgt in Kokillen, die von außen mit Wasser gekühlt werden. Die Kokille wird in Rotation versetzt und das flüssige, bis zu 1400°C heißes Eisen aus der Zuteilungspfanne in die Kokille gegossen. Gleichzeitig fährt die Gießmaschine auf einer geneigten Laufschienenbahn nach vorne. An der Innenwand der Kokille entsteht das Rohr. |
Die Wasserkühlung der Kokille macht eine thermische Nachbehandlung der Gussrohre erforderlich. Der Grund dafür ist, dass sich der im flüssigen Eisen gelöste Kohlenstoff im festen Zustand entweder als elementares Graphit ausscheidet oder im Eisen gelöst bleibt. In einem rund 50 m langen Ofen werden die Rohre bei einem anschließenden Glühprozess bei rund 950°C gerollt. Nach der thermischen Behandlung werden die noch warmen Rohre mit ZnAl- oder Zn beschichtet. |
Auskleidung und Beschichtung Qualitätsprüfungen erfolgen optisch (Vollkommenheit der inneren und äußeren Rohroberfläche) und durch Maßkontrollen. Die Ringfaltprüfung liefert Aussagen über den Ferritisierungsgrad und Duktilität (Dehnung). Ein zuvor abgetrennter Ringabschnitt wird extrem ovalisiert. Die Zusammendrückbarkeit ist ein Vergleichsmaß für die Dehnung. Anschließend erfolgt eine Dichtheitsprüfung mit Wasser. Die Rohre für Abwasserentsorgungsanlagen werden mit Zementmörtel auf Basis von Tonerdezement ausgekleidet, um während der Nutzungszeit der Systeme gleichbleibende hydraulische Eigenschaften zu sichern. Die mit Zementmörtel ausgekleideten Rohre werden in Reifekammern gebracht, um eine kontrollierte Aushärtung zu erzielen. Abschließend stehen unterschiedliche Beschichtungen der duktilen Gussrohre zur Verfügung:
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Weitere Informationen zur Herstellung von duktilen Gussrohren finden Sie hier: www.gussline.de/pages/add/herstellung.asp |
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