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18.01.2005


Sanierungskonzepte von Grundstücksentwässerungen
IKT-LinerReport: Reaktionen und Schlußfolgerungen

Im September veröffentlichte das IKT seinen LinerReport 2003/2004, in dem erstmalig Prüfergebnisse von Schlauchliner-Baustellenproben in einer Gesamtübersicht dargestellt sind. Vier Tabellen fassen die Ergebnisse der Prüfkriterien Kurzzeit-E-Modul, Biegezugfestigkeit, Wanddicke und Wasser-Dichtheit firmenweise zusammen. Ausgewertet sind gut 1.000 Baustellenproben des Zeitraums Januar 2003 bis Juni 2004. 

 

 

 

Vermessen der Baustellproben

 
Die Resonanz der Fachwelt übertraf das Erwartete bei weitem und war weitgehend positiv. Eine Frage beschäftigt vor allem die Netzbetreiber: Welche Schlußfolgerungen sollen sie für künftige Sanierungsmaßnahmen ziehen? 

Vor allem Netzbetreiber und Ingenieurbüros begrüßten nachdrücklich die Intention des IKT-LinerReports, nämlich den Auftraggebern eine Übersicht der tatsächlich auf den Baustellen erzielten Schlauchliner-Qualitäten zu schaffen. Insbesondere die Ergebnisse des Prüfkriteriums „Wasser-Dichtheit“ fanden große Beachtung. Schließlich geht es bei einer Rohrsanierung in erster Linie darum, undichte Rohre wieder abzudichten, um potentiell umweltschädliche In- und Exfiltrationen zu verhindern. Aber auch die Soll-Ist-Vergleiche der Kennwerte E-Modul, Biegezugfestigkeit und Wanddicke stießen auf Interesse der Fachöffentlichkeit.

 
Großer Bedarf nach Markt- und Qualitätstransparenz

Die Reaktionen auf den IKT-LinerReport verdeutlichen einen sehr großen Bedarf der Netzbetreiber nach Transparenz auf dem Schlauchliner-Markt. Es zeigt sich, daß Auftraggeber zunehmend kritisch werden und die Leistungsversprechen der Sanierungsfirmen immer häufiger hinterfragen. Viele von ihnen fühlen sich nur einseitig informiert und mißtrauen den Hochglanzprospekten. Sie wollen sicherstellen, daß ihnen tatsächlich auch die versprochene Qualität geliefert wird. Auf das Risiko schadhafter Sanierungen mit Nachbesserungsarbeiten bis hin zu Rechtsstreitigkeiten wollen sich nur die wenigsten einlassen. Den meisten Auftraggebern geht es in erster Linie um eine erfolgreiche Sanierungsmaßnahme mit einer problemlosen Abwicklung.

 
Versuchsaufbau des Dreipunkt-Biegeversuchs
 
Schlußfolgerungen für Netzbetreiber

Welche Schlußfolgerungen können Netzbetreiber nun aus dem IKT-LinerReport für ihre künftigen Sanierungsmaßnahmen ziehen? Erstens stellt sich ein positiver Gesamteindruck heraus. So haben sich die meisten Linerproben als wasserdicht erwiesen. Auch haben sie die Prüfkriterien zu E-Modul, Biegezugfestigkeit und Wanddicke in der Regel erfüllt. Der Erfolg der Schlauchliner als marktführendes Sanierungsverfahren findet Bestätigung in dieser auf einer breiten Grundgesamtheit basierenden Auswertung des IKT.

Zweitens wird aber auch klar, daß Sanierungsfirmen nicht nur durchgehend gute Arbeit abliefern, sondern daß es offenbar Qualitätsdifferenzen gibt. Diese schlagen sich zum einen in unterschiedlich hohen Anteilen bestandener Prüfungen und zum anderen in der maximalen Unterschreitung der Sollwerte nieder. Letztere können „statistische Ausreißer“ sein, sie kommen aber hin und wieder vor und stellten das maximale Qualitätsrisiko dar, das Auftraggeber in der Vergangenheit getroffen hat. Zwei Gründe kommen hierfür in Frage: entweder eine nicht-sachgemäße Probenentnahme oder eine tatsächlich fehlerhafte Ausführung der Sanierung. Insofern unterstreichen die Ergebnisse des IKT-LinerReports, daß der Preis nicht das alleinige Entscheidungskriterium sein darf. Vielmehr kommt es auf das Preis-Leistungs-Verhältnis an. 

Der IKT-LinerReport wirft ein Schlaglicht auf die Ausführungsqualitäten der Sanierungsfirmen und kann somit ein wichtiger Baustein für das Entscheidungsgefüge über eine künftige Sanierungsmaßnahme sein. Es handelt sich um einen Labor-basierten Baustein. Zu beachten ist aber auch, daß dieser Baustein Einflüsse der örtlichen Baustellenbedingungen, der Vorgehensweisen bei Probenentnahmen und der Auswahl der Entnahmestellen auf die Probenqualität nicht berücksichtigen kann – weder in positiver noch in negativer Richtung. Für Entscheidungsträger ist es daher notwendig, sich mit den konkreten Baustellenbedingungen intensiv zu beschäftigen und ihre Qualitätsanforderungen detailliert in die Ausschreibung zu fassen. 

Daher ist ein Ausschluß einzelner Firmen allein aufgrund der Ergebnisse des IKT-LinerReports nicht empfehlenswert. Vielmehr – und das ist die dritte zentrale Schlußfolgerung – ist zu jeder Schlauchliner-Maßnahme eine gründliche Qualitätssicherung dringend zu empfehlen. Qualitätssicherung ist facettenreich, ein Aspekt hat jedoch herausragende Bedeutung: eine neutrale und unabhängige Prüfung der Sanierung. Dafür muß der Auftraggeber eine Probenentnahme unter seiner Aufsicht anordnen. Die gewonnen Proben muß er dann bei einem Prüflabor seines Vertrauens untersuchen lassen. Dem Auftragnehmer muß er von Anfang an klar machen, daß es auf die Prüfergebnisse ankommt und daß schlechte Ausführungsergebnisse zu Konsequenzen führen werden.

 

Verlauf der Spannungs-Dehnungs-Kurve für Filzliner (Beispiel)

 
Fortschreibung folgt

In den IKT-LinerReport sind bisher Prüfergebnisse von etwas mehr als 1.000 Schlauchlinerproben eingeflossen. Die ihm zugrunde liegende Linerdatenbank wächst ständig. Jedes neue Prüfergebnis wird darin sorgfältig eingetragen und erweitert so das Wissen um die Ausführungsqualitäten der Sanierungsfirmen. Damit wächst der Übersichtscharakter des IKT-LinerReports, der fortgeführt und regelmäßig veröffentlicht wird.

In dem Maße, wie den Sanierungsfirmen klar wird, daß ihre Qualitätsleistungen in den IKT-LinerReport Eingang finden, werden sie bedacht sein, künftig besser zu arbeiten, um nicht der Konkurrenz hinterher zu hinken. Eine größere Transparenz im Schlauchliner-Markt wird so erreicht, die letztlich zu einer Verbesserung der Qualitäten beiträgt – zum Wohle des Sanierungsmarkts und des Umweltschutzes.

 

Prüfung der Wasserdichtheit mit 0,5 bar Unterdruck

 

 

 
 

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Roland W. Waniek
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