IKT - Artikelarchiv
und/oder


IKT-eNewsletter Mai 2004
<<< Druckversion aller Artikel Druckversion des akuellen Artikels >>>


Sanierungskonzepte von Grundstücksentwässerungen
Fünf-Jahres-Test: SAERTEX®-LINER unter IKT-Dauerbeobachtung
 

Standard-Prüfungen läßt jeder machen, sich aber freiwillig einem Insitu-Langzeit-Test des IKT zu unterziehen, dazu gehört schon was: Genau dies tut jetzt die SAERTEX multiCom. Sie baut ihren Gelege-konstruierten Liner in einen Dortmunder Kanal ein und läßt ihn fünf lange Jahre vom IKT auf Herz und Nieren prüfen. Von nun an werden halbjährlich Linerproben für Laboranalysen, Werkstoff- und Dichtheitsprüfungen herausgeschnitten. Resultate werden fortlaufend protokolliert und regelmäßig veröffentlicht. Begonnen hat das Ganze mit dem spektakulären Ausbau eines sanierten Kanalabschnitts.

Unmittelbar nach der Veröffentlichung der neuesten IKT-Forschungsergebnisse zum Thema Schlauchlining stellt sich die SAERTEX multiCom jetzt dieser Herausforderung. Obwohl für den SAERTEX®-LINER bereits zahlreiche Eignungsprüfungen und sogar eine Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung durch das Deutsche Institut für Bautechnik vorliegen, will die SAERTEX multiCom den Beweis führen, dass die hohe Qualität ihres Liners auch unter den harten Bedingungen der Baustelle erreicht wird. Denn mit dem Einbau entscheidet sich, welche Werkstoff- und Geometrieeigenschaften der Schlauchliner tatsächlich erhält und damit auch, ob die angestrebte Lebensdauer erreicht wird.

Ermöglicht wurde diese Vorgehensweise durch die Unterstützung der Stadt Dortmund, die einen sanierungsbedürftigen Betonkanal zur Verfügung stellt. Trotz der mit DN 600 relativ großen Nennweite dieser Haltung in der Merklinder Straße und der festgestellten Unterbögen in einigen Haltungsbereichen, entschied sich die SAERTEX multiCom in diesem Fall für eine Dampfhärtung. Lageabweichungen in Form von Unterbögen sind bei der Dampfhärtung von besonderer Bedeutung. Hier sammelt sich Kondenswasser in der Sohle, das bei nicht fachgerechter Vorgehensweise zu einer unvollständigen Aushärtung des Liners führt. Insgesamt handelt es sich also um eine anspruchsvolle Sanierungsaufgabe, die von der beauftragten Hans Brochier GmbH & Co., Niederlassung Dortmund, bewältigt werden muss.

 

Tab. 1: Sanierungsdaten der Merklinder Straße in Dortmund

 

Bild 1: Einbau des SAERTEX®-LINERS in der Merklinder Straße in Dortmund

 

Am 12. Februar 2004 wurde in der Merklinder Straße in Dortmund der Betonkanal DN 600, der sich nach ATV-M 127, Teil 2, im Altrohrzustand II befindet, mit einem SAERTEX®-LINER saniert. Das auf Basis der Forschungserkenntnisse von der unabhängigen und neutralen IKT-Prüfstelle entwickelte Prüfprogramm setzt bereits hier an. Es startet mit der Prüfung von Linerabschnitten unmittelbar nach dem Einbau des Liners auf der Baustelle und begleitet den in Dortmund verlegten SAERTEX®-LINER über fünf lange Jahre. Hieran werden zahlreiche Prüfungen durchgeführt, die für Baustellenproben weit über das übliche Maß hinausgehen. Doch zunächst müssen die Probekörper entnommen werden.

Kaum war der SAERTEX®-LINER ausgehärtet und die Haltung für das Abwasser freigegeben, stellt sich den Sanierern eine ungewöhnliche Frage: Wie baut man einen 2 m Linerabschnitt DN 600 wieder aus? Eine Seilwinde der Hans Brochier GmbH & Co. mit 5 Tonnen Zugkraft sollte den zuvor am Ende der Haltung mit einem Fräsroboter abgeschnittenen Linerabschnitt einfach in den Schacht ziehen – so die anfänglichen Überlegungen. Doch in der Praxis zeigte der Linerabschnitt mehr Halt im Kanal, als die Sanierer erwartet hatten. Mit "nur" 5 Tonnen Zugkraft konnte der Liner nicht bewegt werden. Da die Schächte als Widerlager für die Umlenkrollen der Zugseile dienen, war es ohne Gefahr für die Bausubstanz auch nicht möglich, eine stärkere Seilwinde einzusetzen.

Daher musste schließlich analog zu der aufwendigen Vorgehensweise im IKT-Forschungsprojekt ein kompletter Haltungsabschnitt aufgegraben und herausgetrennt werden. Diese nicht alltägliche Vorgehensweise für die Probenentnahme wollten sich auch der Hersteller des von SAERTEX verwendeten Advantex-Glas, die OWENS CORNING, und der Harzentwickler, die DSM Composite Resins, nicht entgehen lassen. Am 13. März wurde schließlich vor dem staunenden Fachpublikum ein Haltungsabschnitt entnommen.

 

 

Bild 2: Freischneiden des Haltungsabschnittes

 

Bild 3: Blick in die Baugrube

 

Bild 4: Wertvoller Probekörper: SAERTEX®-LINER mit Altrohr.
(Im Liner ist der Schnitt des Fräsroboters für den versuchten Ausbau mit der Seilwinde zu erkennen.)

 
Das Aufgraben der Haltung hat sich gelohnt. Der SAERTEX®-LINER wird zusammen mit dem unversehrten Altrohr, einschließlich einer Rohrverbindung, geborgen. Jetzt kann nicht allein der Schlauchliner, sondern das vollständige Altrohr-Linersystem detailliert untersucht werden.
 
Untersuchungen am Altrohr-Linersystem

Die heutige Qualitätssicherung bei Schlauchlinern ist sehr stark auf die Materialkennwerte wie Elastizitätsmodul oder Biegefestigkeit ausgerichtet. Geometriekennwerte hingegen, wie z.B. der Ringspalt in Folge ungenauer Linerkonfektion, werden kaum erfasst und beachtet. Dabei haben geometrische Kennwerte erheblichen Einfluss auf die Tragsicherheit eines Liners und müssen bei der statischen Berechnung in der zu erwartenden Größe berücksichtigt werden. Überschreitet der Ringspalt den in der Berechnung angesetzten Maximalwert ist dies ebenso wichtig, wie Abweichungen im Elastizitätsmodul oder bei der Biegefestigkeit.

Durch das Ausgraben des SAERTEX®-LINERS zusammen mit dem Altrohr ist es möglich, dessen geometrische Kennwerte genau zu analysieren. Die nachfolgenden Bilder zeigen den SAERTEX®-LINER im Altrohr unmittelbar nach dem Freischneiden auf der Baustelle und fünf Wochen später während des Ausbaus aus dem Betonrohr. Das Ergebniss ist beeindruckend: An dem entnommenen Rohrabschnitt ist kein Ringspalt sichtbar. Der SAERTEX®-LINER liegt über den gesamten Querschnitt am Altrohr an. Diese Aussage wird auch bestätigt, wenn man das Betonrohr um den Liner entfernt. Auch in Längrichtung des Rohres ist an keiner Stelle des Rohres ein Ringspalt zu erkennen (Bild 7).

 

 

Bild 5: Blick auf den Altrohrquerschnitt.

 

Bild 6: Kein Ringspalt zwischen SAERTEX®-LINER und Betonrohr

 

 

Bild 7: Freischneiden des SAERTEX®-LINERS

 

Bild 8: Ausgebauter  SAERTEX®-LINER

 
Das IKT-Prüfprogramm

Für die weiteren Untersuchungen an dem ausgebauten SAERTEX®-LINER hat das IKT auf Basis der Forschungserkenntnisse ein umfangreiches Prüfprogramm aufgestellt. Das Forschungsprojekt "Qualitätseinflüsse Schlauchliner - Stichprobenuntersuchung an sanierten Abwasserkanälen", hat gezeigt, dass das Risiko von Qualitätseinbußen während des Einbaus auf der Baustelle sehr groß ist. Die Ergebnisse von Eignungsprüfungen sind vor diesem Hintergrund allein nicht geeignet, um die Verfahrensqualität und –sicherheit von Schlauchlinersystemen unter Praxisbedingungen zu bewerten. Die SAERTEX multiCom läßt daher alle wesentlichen Eigenschaften ihres Schlauchliners an Baustellenproben aus der Merklinder Straße in Dortmund überprüfen. Das IKT wird hierüber in Kürze berichten.

Kurzzeit-Scheiteldruckversuche an den Baustellenproben zeigen bereits jetzt, dass der SAERTEX®-LINER mit 16.000 N/mm² einen sehr hohen Elastizitätsmodul besitzt und daher auch für den Einsatz unter extremen statischen Randbedingungen geeignet ist. Der statische Nachweis des Linersystems für den jeweiligen Einzelfall ist hierbei selbstverständlich unverzichtbar. Derzeit laufen Langzeit-Scheiteldruckversuche an den Baustellenproben aus der Merklinder Straße. Hiermit kann nachgewiesen werden, ob der günstige Abminderungsfaktor für dauernde Lasten von 1,35 auch für SAERTEX®-LINER gilt, die unter den rauhen Bedingungen einer Baustelle hergestellt wurden.

 

 

Bild 9: Kurzzeit-Scheiteldruckversuch an den Probekörpern aus der Merklinder Straße

 

Bild 10: Langzeit-Scheiteldruckversuch an den Probekörpern aus der Merklinder Straße

 
Fehler bei der Herstellung und dem Einbau des Schlauchliners können – wie das IKT-Forschungsprojekt gezeigt hat – zu erheblichen Qualitätsminderungen führen, die evtl. auch die Beständigkeit im Betrieb verringern. Inwieweit allerdings die Kanalatmosphäre und Betriebseinflüsse, wie z.B. Kanalreinigung oder Sedimenttransport, den Schlauchliner tatsächlich abnutzen, kann erst nach einigen Betriebsjahren eingeschätzt werden. Daher wird der in Dortmund eingebaute SAERTEX®-LINER über fünf Jahre halbjährlich durch das IKT untersucht. Um hierbei nicht jedesmal aufwendige Aufgrabungen durchführen zu müssen, wird bei den späteren Untersuchugnen auf Proben zurückgegriffen, die aus der Haltung entnommen werden können. Das IKT wird über die weiteren Untersuchungen berichten.
 
 

Für weitere Informationen
wenden Sie sich bitte an:

IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur
Exterbruch 1

45886 Gelsenkirchen
Tel.: 0209 17806-0
Fax: 0209 17806-88
Email: info@ikt.de

Internet: www.ikt.de



  Weitere Artikel zum Thema  
  Sanierung  
  Sanierung von Kleinkläranlagen 12/12  
  Neues Forschungsprojekt: Auswirkungen von Kanalabdichtungen 09/12  
  Umfrage: Folgen der Kanalabdichtung für Vegetation und Bauwerke? 09/12  
  Produktprüfung und Warentest  
  NEU: Fahrzeug-Check für Hochdruckspül- und Saugfahrzeuge 09/12  
  Auf dem Prüfstand: Feinstoffe aus Regenwasser trennen 06/12  
  Wurzeln: das andere Ende des Baumes 06/12  
 


<<< Druckversion aller Artikel Druckversion des aktuellen Artikels >>>
Zum Seitenanfang >>>


© IKT - Institut für Unterirdische Infrastruktur gGmbH 2024
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung des IKT