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Warentest Hausanschluß-Stutzen

Nicht alle dicht: IKT-Warentest Hausanschluß-Stutzen

Das IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur, Gelsenkirchen, hat ein Jahr lang neun marktgängige Stutzenmodelle vergleichend geprüft. Beauftragt wurde dieser in der Abwasserbranche bislang einmalige Warentest von 14 kommunalen Netzbetreibern: Bergisch Gladbach, Bochum, Braunschweig, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Gelsenkirchen, Krefeld, Leverkusen, Mönchengladbach, Mülheim/Ruhr, Neuss, Oberhausen, Recklinghausen. Die Ergebnisse wurden auf einer Pressekonferenz im Beisein der Auftraggeber und der Stutzenhersteller am 13. Juni 2002 der Öffentlichkeit präsentiert.


Bild 1: Präsentation der Ergebnisse

Die Ergebnisse des IKT-Warentest Hausanschluss-Stutzen sowie die Empfehlungen zur Ausschreibung und Qualitätssicherung können vom IKT-Web-Server heruntergeladen werden: zu den Downloads...

Folgende Stutzenmodelle wurden getestet:

  • Awadock-Anschlusssystem (Rehau AG): PVC-Leitungen an Beton-Hauptrohre,

  • Connex-Abzweig (Funke Kunststoffe GmbH): PVC-Leitungen an PVC-Hauptrohre,

  • Fabekun-Sattelstück (Funke Kunststoffe GmbH): PVC-Leitungen an Beton- und Steinzeug- Hauptrohre,

  • Flexoset-Anschlusselement B (Steinzeug GmbH): Steinzeug-Leitungen an Beton-Hauptrohre,

  • Flexoset-Anschlusselement ST (Steinzeug GmbH): Steinzeug-Leitungen an Steinzeug-Hauptrohre,

  • Friafit ASA-TL (Friatec AG): PE-HD-Leitungen an PE-HD-Hauptrohre,

  • Sattelstück aus duktilem Gusseisen (Saint-Gobain Gussrohr GmbH): Gusseisen-Leitungen an Gusseisen-Hauptrohre,

  • Steinzeug-Stutzen mit B-Ring (Steinzeug GmbH): Steinzeug-Leitungen an Steinzeug- Hauptrohre,

  • Stutzen mit universellem Anschlag (Firma Nyloplast Europe B.V.): Steinzeug-Leitungen an Beton-Hauptrohre.

Das IKT und die 14 beteiligten Netzbetreiber haben gemeinsam ein Prüfprogramm auf die Beine gestellt, in das zum einen die Qualitätsanforderungen der Netzbetreiber und zum anderen Forschungserkenntnisse des IKT einflossen. Besonderer Wert wurde auf betriebliche Anforderungen gelegt. Die Belastungen wie z.B. Hochdruckspülung, Kettenschleuder, Bodenbewegungen und –drücke, denen Stutzen während eines jahrzehntelangen Betriebs unterliegen, wurden praxisnah simuliert.

Auf diese Weise entstand ein wissenschaftlich fundiertes und gleichzeitig praxisorientiertes Prüfprogramm mit drei Schwerpunkten: Herstellerinformationen, Systemprüfungen und Baustellen-Untersuchungen. Insofern drückt das Prüfprogramm aus, welche Stutzen-Eingenschaften den Kommunen wichtig sind.

Prüfungen und Bewertungen

Im Rahmen dieser drei Schwerpunkte wurden die neun Stutzenmodelle zahlreichen Prüfungen unterzogen und bewertet. Ggf. wurden Verbesserungspotentiale aufgezeigt.

Herstellerinformationen:
Die Einbauanleitungen und Prüfzeugnisse für die Stutzen wurden bei den Herstellern angefordert. Einbauanleitungen wurden hinsichtlich ihrer Verständlichkeit sowie Fehlerlosigkeit, die Prüfzeugnisse hinsichtlich des Umfangs der Prüfungen benotet.

Systemprüfungen:
Das IKT beauftragte für den Einbau der Stutzen Baufirmen, die von den Stutzenherstellern empfohlen wurden. Der Einbau erfolgte auf dem Prüfgelände des IKT (siehe Bilder). Beim Einbau wird ein Bohrloch hergestellt und der Stutzen in das Kanalrohr eingebaut.


Bild 2: Einbau und Prüfungen


 


Bild 3: Einbau und Prüfungen

Seitens der Hersteller werden für die Durchmesser der Bohrlöcher einzuhaltende Bohrlochtoleranzen angegebenen. Diese liegen i.d.R. zwischen –1mm und +1mm, was unter Baustellenbedingungen ein hoher Anspruch ist. Der Einfluss von Toleranzabweichungen auf die Dichtheit der Stutzen sowie die Komplexität des Einbaus wurden überprüft.

Anschließend wurden die Auswirkungen von betrieblichen Belastungen auf die Stutzen erfasst. Folgende betriebliche Belastungen wurden durchgeführt:

  • Abwinkelung der Anschlussleitung,

  • Scherlast auf die Anschlussleitung,

  • Hochdruckreinigung der Hauptrohre,

  • Einsatz einer Kettenschleuder in den Hauptrohren,

  • Schwefelsäurebefüllung der Hauptrohre.

Nach Einbau und den jeweiligen betrieblichen Belastungen wurden die Stutzen mit Wasserüberdruck auf Dichtheit geprüft. Es zeigte sich, dass Kettenschleudern und Scherlasten erheblichen Einfluss auf die Dichtheit haben. Die Ergebnisse dieser Wasserüberdruckprüfungen spielen in der Bewertung der Stutzen die entscheidendste Rolle.

Baustellen-Untersuchungen:
Um zu sehen wie sich die Stutzen in der Praxis verhalten, wurden alle neun Stutzenmodelle auf Baustellen der beteiligten Netzbetreiber eingebaut. Die Einsatzmöglichkeiten der Stutzen sowie die Umsetzbarkeit der Herstellerangaben in der Baupraxis wurden untersucht. Die Faktoren Platzbedarf, Zeitaufwand und Zusatzwerkzeug wurden als positive und negative Baustellen-Randbedingungen erfasst.

Schwachstelle betriebliche Belastungen

Vor allem die betrieblichen Belastungen führten in den Systemprüfungen bei fünf Stutzenmodellen zu Noten zwischen "BEFRIEDIGEND" und "UNGENÜGEND". Hier zeigte sich, dass nur die beiden Testsieger den betrieblichen Belastungen sehr gut standhalten. Bei sechs Stutzenmodelle entstanden zum Teil erhebliche Schäden mit der Folge: Versagen bei den Dichtheitsprüfungen nach Belastung.

Nur zweimal "SEHR GUT"

Die Ergebnisse dieses IKT-Warentests offenbaren z.T. große Schwachstellen bei den meisten marktgängigen Stutzen. Von den neun untersuchten Stutzenmodellen erhielten lediglich zwei das Prüfurteil "SEHR GUT" und einer "GUT". Folgende Übersicht gibt alle Prüfergebnisse wieder:


Bild 4: Prüfergebnisse IKT-Warentest Hausanschlussstutzen (Acrobat Datei: ca. 1 MB)

Die mit "SEHR GUT" benoteten Stutzen Friafit ASA-TL der Fa. Friatec AG und Sattelstück aus duktilem Gusseisen der Fa. Saint-Gobain Gussrohr GmbH erfüllten die Qualitätsanforderungen der Netzbetreiber vollkommen. Das mit "GUT" benotete Fabekun-Sattelstück erfüllte sie fast vollkommen. Es zeigte lediglich beim Einsatz der Kettenschleuder und bei der Einbauanleitung Mängel. Die schlechtesten Prüfurteile erhielt der Steinzeug-Stutzen mit B-Ring ("MANGELHAFT") und das Flexoset-Anschlusselement B ("UNGENÜGEND").

Beim Prüfungsschwerpunkt Herstellerinformation wurden Noten von 1,5 (Friafit ASA-TL und Flexoset Anschlusselement ST) bis 4,0 vergeben. Die Dichtheitsprüfungen nach Einbau bestanden sieben Stutzenmodelle mit "SEHR GUT". Lediglich der Steinzeug-Stutzen mit B-Ring und das Flexoset-Anschlusselement B erhielten hierbei ein "BEFRIEDIGEND".

Die Dichtheitsprüfungen zeigten, dass die Nichteinhaltung der von den Herstellern geforderten Bohrlochtoleranzen nicht automatisch zu undichten Stutzen führt. Ein direkter Zusammenhang zwischen der Abweichung von den Bohrlochtoleranzen und dem Nichterfüllen der Dichtheitskriterien konnte somit nicht bestätigt werden.

Bei sämtlichen Stutzen ist die Einsatzmöglichkeit und Umsetzbarkeit der Herstellerangaben auf Baustellen gegeben. Beim Friafit ASA-TL ist der hohe Platzbedarf und Zeitaufwand, und beim Sattelstück aus duktilem Gusseisen und beim Fabekun-Sattelstück der hohe Zeitaufwand für den Einbau einschränkend zu erwähnen.

Fortsetzung folgt

Der IKT-Warentest Hausanschluss-Stutzen ist nun nach einem Jahr Projektdauer abgeschlossen. Es steht jedoch jedem Hersteller offen, seine verbesserten oder neuen Stutzenmodelle einem Test nach diesem Prüfprogramm zu unterwerfen. Die Ergebnisse werden laufend auf der IKT-Homepage veröffentlicht, so dass Netzbetreiber jederzeit die Qualitäten der aktuell im Markt angebotenen Hausanschluss-Stutzen einsehen und vergleichen können.

Ergebnisse im Internet

Die Ergebnisse des IKT-Warentest Hausanschluss-Stutzen sowie die Empfehlungen zur Ausschreibung und Qualitätssicherung können von der IKT-Homepage heruntergeladen werden: zu den Downloads...

Für weitere Informationen
wenden Sie sich bitte an:

Dipl.-Ing. Gunter Kaltenhäuser
IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur
Tel.: 0209 17806-0
Fax.: 0209 17806-88
Email: kaltenhaeuser@ikt.de



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