IKT - eNewsletter
 
eNewsletter Oktober 2001


Großrohre: Mindestbewehrung für Stahlbetonrohre notwendig?
Stahlbetonrohre haben geringere Wanddicken als Betonrohre, weil ihre Stahlbewehrung teilweise Beton ersetzt. Sie sind leichter und daher einfacher und preiswerter zu transportieren und einzubauen. Sind sie aber auch gleichermaßen dauerhaft und langfristig wirtschaftlich? Das IKT prüft, ob eine Mindestbewehrung notwendig ist...

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Grundstücksentwässerung: Stadt Göttingen saniert die Kanäle ihrer Bürger
Bis zu 1.000% Fremdwasser im Kanalnetz – das war der Göttinger Stadtentwässerung entschieden zu viel. Konsequent setzt sie auf eine systematische Kanalsanierung, die auch die privaten Grundstücke einbezieht. Die dabei gemachten Praxiserfahrungen sind auch für andere Netzbetreiber hochinteressant...

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Eigenkontroll-VO: IKT ermittelt Umsetzungsgrad in NRW
Seit fünf Jahren gilt für Betreiber von Abwasseranlagen in NRW die SüwVKan - eine Verordnung zur Eigenüberwachung von Kanalisationsnetzen und deren technische Einrichtungen. Das IKT hat nun erstmals 20 Netzbetreiber genauer unter die Lupe genommen. Im Vordergrund stehen dabei der derzeitige Umsetzungsgrad, die Ergebnisse und die Handhabbarkeit der SüwVKan...

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Billerbecks sprudelnde Fremdwasserquellen
Zu Uromas Zeiten wuschen die Bewohner Billerbecks ihre Wäsche in Senken, in denen artesisches Quellwasser aufdrang. Heute sprudeln diese längst vergessenen Quellen auf Umwegen über Hausanschlüsse in den öffentlichen Kanal und verursachen unerwünschtes Fremdwasser...

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Emschersystem: Abwasserableitung prägt eine Landschaft
Die sprunghafte Industrialisierung des Ruhrgebiets brachte eine besondere Abwasserproblematik mit sich: Wegen Bergsenkungen war in der Emscherregion ein geeignetes Vorflutsystem nur durch offene Abwasserableitung in Oberflächengewässer zu gewährleisten – das Emschersystem entstand. Seit 1990 arbeitet die Emschergenossenschaft in Essen an seinem naturnahen Umbau...

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IKT-Veranstaltungen: Termine im Herbst 2001
Bitte folgende Termine jetzt schon vormerken!
  • 15. November:
  • IKT-Forum Grundstücksentwässerung 2001 - mit Hausmesse
  • 30. Oktober:
  • IKT-Forum Fremdwasser 2001

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    Der IKT-eNewsletter informiert aktuell über Aktivitäten und Forschungsergebnisse des IKT - Institut für Unterirdische Infrastruktur, Gelsenkirchen. Das IKT ist ein unabhängiges und gemeinnütziges Forschungsinstitut, das sich mit allen Fragen der leitungsgebundenen Wasser-, Gas- und Abwasser-Infrastruktur befasst.

    Der IKT-eNewsletter erscheint monatlich und ist kostenlos. Sie erhalten ihn, weil Sie sich in unseren Verteiler eingetragen haben oder weil Sie in der letzten Zeit Kontakt zum IKT hatten. Sollten Sie an einer weiteren Zusendung nicht mehr interessiert sein, so senden Sie bitte eine Mail an abmelden@ikt.de

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    Rohre aus Stahlbeton sich dadurch aus, dass vergleichsweise hohe statische und dynamische Lasten aufgenommen werden können

    Großrohre: Mindestbewehrung für Stahlbetonrohre notwendig?

    Stahlbetonrohre haben geringere Wanddicken als Betonrohre, weil ihre Stahlbewehrung teilweise Beton ersetzt. Sie sind leichter und daher einfacher und preiswerter zu transportieren und einzubauen. Sind sie aber auch gleichermaßen dauerhaft und langfristig wirtschaftlich? Das IKT prüft, ob eine Mindestbewehrung notwendig ist.

    Mehr Umweltschutz durch mehr Großrohre

    Früher lief die Kanalisation bei Starkregenereignissen einfach über und das Abwasser wurde ungeklärt in Flüsse abgegeben. Inzwischen herrscht ein viel strengeres Umweltbewußtsein vor – derartige Abschläge sind sehr unerwünscht. Daher ist ein Trend zum Bau großer Stauraumkanäle unübersehbar. Netzbetreiber legen v.a. ihre Hauptsammler so aus, daß sie auch große Mengen an Regenwasser aufnehmen und kontrolliert an die Kläranlagen abgeben können. Dafür müssen künftig mehr Großrohre als bisher gebaut werden.

    Aber auch für große Neubauprojekte müssen zahlreiche Großrohre eingesetzt werden, so z.B. für die naturnahe Umgestaltung der Emscher. Daher startet das IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur zusammen mit der Emschergenossenschaft/Lippeverband das Forschungsprojekt "Qualitäts- und Kostensicherung beim Bau begehbarer Abwasserkanäle aus Stahlbetonrohren". Ziel ist es zu untersuchen, inwieweit besondere Qualitätsstandards bei der Mindestbewehrung von Stahlbetonrohren notwendig sind.

    Geringe Wanddicken, hohe Lasten

    Rohre aus Stahlbeton zeichnen sich dadurch aus, dass sie vergleichsweise hohe statische und dynamische Lasten bei verhältnismäßig geringen Wanddicken aufnehmen. Erreicht wird dies durch den Verbund zwischen dem Beton, der die Druckspannungen aufnimmt, und dem Bewehrungsstahl, der die Zugspannungen abträgt.

    Abwasserrohre im allgemeinen und somit auch Abwasserrohre aus dem Verbundwerkstoff Stahlbeton im speziellen müssen sowohl tragfähig als auch dauerhaft dicht sein. Die Tragfähigkeit von Rohren aus Stahlbeton wird nach DIN 1045 im sogenannten "Zustand II" berechnet. Dies bedeutet, dass die auftretenden Zugspannungen einzig von der Stahlbewehrung aufgenommen werden. Gleichzeitig müssen, um diesen Zustand zu erreichen, planmäßige Risse im Beton auftreten. Daneben fordert die DIN 4035 aus Gründen der Wasserdichtheit, dass Rohre möglichst rissfrei sein müssen. Um diese Anforderung zu erfüllen, wird neben dem Tragfähigkeitsnachweis im "Zustand II" nach DIN 4035 ein Nachweis der Verminderung der Rissbildung unter vollen Mitwirkung des Betons in der Zugzone, dem "Zustand I", geführt.

    Können Stahlbetonrohre überhaupt rissfrei sein?

    Diese doppelte Bemessung für de "Zustand I" und den "Zustand II" erzeugt in der Praxis bei vielen Auftraggebern Unverständnis wenn Risse auftreten, da sie aufgrund der Bemessung nach "Zustand I" rissfreie Rohre erwarten. Dabei wird jedoch vergessen, dass der Nachweis des Gebrauchszustandes ohne Berücksichtigung eines Sicherheitsbeiwertes erfolgte und die Prüfung der Ringbiegezugfestigkeit nur durch die Scheiteldruckprüfung als Erstbelastung, nicht aber am eingebauten Rohr unter Dauerbelastung, durchgeführt wurde.

    "Klassischer" Scheiteldruckversuch

    Bislang wird zur Durchführung der Scheiteldruckprüfung ein Stahlbetonrohr auf zwei, zuvor mit einem dünnen Gipsbett versehenen Auflagerbalken aus astfreiem Hartholz im Abstand 0,3 da gelagert und über einen Druckbalken aus astfreiem Hartholz belastet. Die Ringbiegezugfestigkeit wird aus der Risskraft errechnet, bei der ein Riss von 0,2 mm Spaltweite und 300 mm Länge und darüber auftritt.

    Der Nachweis der Rohr-Vergleichsspannung nach DIN 4035 stellt keine Rissbreitenbeschränkung, sondern nur eine Festlegung des Rissbeginns dar. Eine Rissbreitenentwickung weit über die dabei definierten 0,2 mm kann somit nicht sicher ausgeschlossen werden.

    Daher wird in der Fachwelt bereits seit geraumer Zeit vermutet, daß dieser "klassische" Scheiteldruckversuch die Realität der Einbausituation eines Großrohrs nicht zutreffend erfaßt.


    Versuchsanordnung für die "klassische" Scheiteldruckprüfung eines kreisförmigen Rohres mit Falzmuffe nach DIN 4035  (Download ca. 150 kb)

    IKT entwickelt modifizierten Scheiteldruckversuch

    Aus diesem Grund ist eine Änderung des Versuchsaufbaus notwendig, um realistische Aussagen über die Tragfähigkeit von Großrohren zu erhalten. Das IKT entwickelt daher in diesem Forschungsprojekt einen modifizierten Scheiteldruckversuch, der das Trag- und Rissverhalten von Stahlbetonrohren großer Nennweite (> DN 1800) zuverlässig prüft.

     
    In den nächsten Monaten werden insgesamt 30 Scheiteldruckversuche mit seitlicher Stützung an Rohren der Nennweite DN 2000 in der Versuchshalle des IKT in Gelsenkirchen durchgeführt. Variiert werden sowohl der Bewehrungsgrad der Rohre als auch das Herstellungsverfahren. Geprüft werden sofortentschalte Rohre und Rohre, die in der Schalung erhärtet sind. Die Erfahrungen der Praxis werden durch die Mitarbeit der Emschergenossenschaft in das Projekt einfließen. Wissenschaftliche Unterstützung erhält das IKT durch den Lehrstuhl für Stahlbeton- und Spannbetonbau der Ruhr-Universität Bochum.

     


    Versuchsaufbau für den modifizierten Scheiteldruckversuch

    Erwartete Ergebnisse

    Mit diesem Projekt will das IKT v.a. die Frage beantworten, ob Großrohre aus Stahlbeton mit einer bestimmten Mindestbewehrung versehen sein müssen, damit sie eine hohe Lebensdauer haben. Schäden sollen auf diesen Weise verhindert und Investitionsrisiken vermindert werden. Die Ergebnisse werden Ende 2002 vorliegen.

     

    Für weitere Informationen
    wenden Sie sich an:

    Dipl.-Ing. Andreas Redmann
    IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur
    Tel.: 0209 17806-0

    Email: redmann@ikt.de


    IKT-Newsletter

    Grundstücksentwässerung: Stadt Göttingen saniert die Kanäle ihrer Bürger

    Bis zu 1.000% Fremdwasser im Kanalnetz – das war der Göttinger Stadtentwässerung entschieden zu viel. Konsequent setzt sie auf eine systematische Kanalsanierung, die auch die privaten Grundstücke einbezieht. Die dabei gemachten Praxiserfahrungen sind auch für andere Netzbetreiber hochinteressant. Auf der Tagung "Entwicklungen in der Kanalisationstechnik" am 4./5. September 2001 in Köln, die das IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur mitveranstaltet hat, berichtete Dipl.-Ing. Manfred Fiedler von der Stadtentwässerung Göttingen über das "Göttinger Modell": Wegen seiner grundsätzlichen Bedeutung geben wir den Vortrag von Dipl.-Ing. Fiedler – nicht zuletzt für diejenigen, die nicht in Köln dabei sein konnten – hier in ungekürzt wieder:

    Praxiserfahrungen der Stadt Göttingen bei der Inspektion und Sanierung im Bereich der Grundstücksentwässerung

    1. Ausgangssituation
    2. Kanalsanierungskonzept
    3. Entstehung eines Arbeitskonzeptes für die Einbeziehung der Grundstücke
    4. Erarbeitung einer Studie zur Sanierungskonzeption
    5. Einbettung eines Fremdwasserkonzeptes in das Kanalsanierungskonzept
    6. Umsetzung
    7. Struktur und Intension der Fremdwasserbearbeitung Göttingen
    8. Grundstücksbearbeitung
    9. Ergebnisse
    10. Zusammenfassung und Ausblick

    1. Ausgangssituation

    Die Stadt Göttingen entwässert fast ausschließlich im Trennsystem. 

    Das Kanalnetz der Stadt umfasst ca. 340 km Schmutz- und ca. 340 km Niederschlagswasserkanäle. 

    Auf einer Länge von ca. zehn km liegen zur Zeit noch Mischwasserkanäle, die in den nächsten Jahren auf das Trennsystem umgestellt werden.

    Die Göttinger Abwasserreinigungsanlage behandelt das Abwasser der Stadt Göttingen (ca. 130.000 EW) sowie einiger Umlandgemeinden (ca. 35.000 EW). Der Fremdwasserzuschlag der Göttinger Kläranlage liegt bei starken Regenereignissen nach den gemachten Betriebserfahrungen der letzten Jahre bei 400 – 500 %. Eine Langzeitstudie hat gebietsweise bis zu 1000 % Fremdwasser aufgezeigt.

     


    Planauszug zu gemessenen Fremdwassermengen
    (Download ca.135 kb)

    2. Kanalsanierungskonzept

    Seit 1992 wird nach einem festgelegten Prioritätenplan das Kanalsanierungs-konzept mit einer geschätzten Gesamtinvestition von ca. 90 Mio. DM für die öffentlichen Schmutzwasserkanäle umgesetzt. Die Bearbeitung ist in der ersten Stufe auf einen Zeitraum von 12 Jahren angelegt. Die zweite Stufe ist auf acht Jahre angelegt wird auf weitere ca. 50 Mio. DM geschätzt. Das Netz ist in 60 Sanierungsgebiete mit einer Länge von je ca. sechs km aufgeteilt.

    Nur beste Qualität der Untersuchungen und der Dokumentation ermöglicht eine wirtschaftliche Sanierung des Kanalnetzes. Die TV-Untersuchung wird daher in Göttingen nicht im Wettbewerb, sondern freihändig nach Festlegung von umfangreichen Qualitätskriterien vergeben.
     


    Wo möglich, wird der Hauptkanal auch begangen
     

    Die inzwischen angesammelten und ausgewerteten Informationen aus den TV-Untersuchungen ergeben in Göttingen folgendes durchschnittliches Bild der Verteilung der Schadenshäufigkeit je Haltung im öffentlichen Bereich:

    • ca. 25 % der Haltungen sind schadensfrei.

    • ca. 50 % der Haltungen weisen 1-3 Schäden je Haltung auf.

    • ca. 25 % der Haltungen haben 4 oder mehr Schäden.

    Die Schäden sind sehr unterschiedlich und spiegeln häufig den Stand der Technik zu den unterschiedlichen Baujahren wider. Insbesondere nicht fachgerechte Abzweige, Riss- und Scherbenbildung, Wurzeleinwuchs und Muffenversätze mit Undichtigkeiten prägen das Schadensbild.

    Die Stadt Göttingen vergibt die Planung und Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen fast ausschließlich an Ingenieur-Büros. Als äußerst kostenminimierend hat sich hierbei folgende Arbeitsweise herausgestellt:

     


    Nicht fachgerechte Nutzung

    • Die Freigabe der extern aufgestellten Sanierungskonzepte erfolgt durch eine Endkontrolle des Auftraggebers in einer Klausurtagung mit gemeinsamer Videobetrachtung aller zur Sanierung anstehenden Strecken.

    • Der Planer ist hierdurch gefordert, Varianten aufzuzeigen und diese kostenmäßig zu beziffern.

    • Die Entscheidung über die Sanierung wird in der Regel einvernehmlich zwischen dem Auftraggeber und dem Ing.-Büro im Rahmen der Klausurtagung festgelegt.

    3. Entstehung eines Arbeitskonzeptes für die Einbeziehung der Grundstücke und der Fremdwasserbearbeitung

    Das Problem großer Fremdwassermengen im Schmutzwasserkanal trat ins-besondere Anfang der 90er Jahre in das Bewusstsein der Stadtentwässerung. 


    Fremdwassereintritt nachts beobachtet
     

     


     Allerdings waren es zu diesem Zeitpunkt in erster Linie zwei Ortsteile, die durch sehr hohen Abwasseranfall vornehmlich in den Wintermonaten sowie bei Regenereignissen auffielen.

    Die Folgen hoher Fremdwasseranteile für die zentrale Abwasseranlage der Stadt Göttingen sind in erster Linie:

    • Hydraulische Überlastung des Schmutzwasserkanalnetzes

    • Ungesteuerte Entlastung über Notauslässe im Schmutzwasserkanal,

    • Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit der zentralen Abwasseranlage,

    • Hohe Betriebs- und Unterhaltungskosten,

    • Erhöhte Abwasserabgabe und

    • Einige Baugebiete können nicht weiter erschlossen werden.

    Die immer klarer zu Tage tretenden negativen Auswirkungen des hohen Fremdwasseranteils - insbesondere der o.g. zwei Ortsteile - führten im Winter 1993/1994 zu der Bildung einer Fremdwasserarbeitsgruppe in dem damaligen Gewässerschutzamt der Stadt Göttingen.

    Eine effektive Herangehensweise an die Fremdwasserproblematik konnte erst auf der Grundlage der technologischen Entwicklung der letzten Jahre in den Bereichen der TV-gestützten Schadenserfassung (Hausanschlußkamera) sowie der Sanierungsmethodik erfolgen. Weiterhin bedurfte es einer grundsätzlichen, gedanklichen Neuorientierung bezüglich der Rolle der kommunalen Verwaltung bei der Bewertung und zielgerichteten Umsetzung einer Sanierungsmaßnahme dieses Umfanges.

    In den Jahren 1994 bis 1996 wurden in den beiden Ortsteilen die Methodik der Grundstücksuntersuchung, die schriftliche Verfahrensführung mit den Grundstückseigentümern sowie die Grundzüge einer datenbankgestützten Dokumentation der grundstücksbezogenen Maßnahmen erarbeitet und weiterentwickelt. Dabei erfolgte noch ein Mitarbeiterwechsel, so dass die gesamte Bearbeitung der Fremdwasserproblematik erst allmählich in Schwung kam.

     

    4. Erarbeitung einer Studie zur Sanierungskonzeption

    Die Erkenntnisse der ersten Jahre wurden zusammengetragen und durch Auswertungen von bislang durchgeführten TV-Untersuchungen des Kanalnetzes sowie durchgeführten baulichen Sanierungen ergänzt. Dabei zeigte sich, dass das Fremdwasserproblem nicht auf zwei Ortsteile beschränkt war, sondern grundsätzlich das ganze Stadtgebiet betrifft:

    • Eine Vielzahl von Grundstücken sind nicht an die vorhandenen Regenwasserkanäle angeschlossen und der Regenabfluss von befestigten Flächen wird dem Schmutzwassernetz zugeleitet.

    • In Teilgebieten ist ein öffentlicher Regenwasserkanal noch nicht verlegt, so dass zwangsläufig die Entwässerung befestigter Flächen über das Mischwasserkanalnetz geschieht.

    • Neben bekannten Verbindungen zwischen Schmutz- und Regenwasserkanälen bestehen weitere Querverbindungen in unbekannter

    • Lage und Anzahl. Während die bekannten Verbindungen zwischenzeitlich verschlossen wurden, sind Aussagen über das Betriebsverhalten der unbekannten Querverbindungen nicht möglich.

    • Durch nicht fachmännisch hergestellte Anbindungen der Anschlusskanäle, Hausdränagen und sonstige Grundwasserzuflüsse treten erhebliche Fremdwasserzuflüsse im Schmutzwasserkanalnetz auf.

    • Die Straßen sind zu ca. 10% falsch angeschlossen.

    • In Teilbereichen des Entwässerungsnetzes wurde ein hoher Grundwasserspiegel für den Fremdwasserzufluss vermutet.

    Zur Erarbeitung sinnvoller Lösungsmöglichkeiten für diesen Missstand wurde der Fremd- und Regenwasserabfluss aus einzelnen Teilgebieten des Entwässerungsnetzes möglichst genau und flächendeckend quantifiziert. Hierfür wurde das Ingenieurbüro Dr. Pecher beauftragt. Ein großräumig und kleinteilig angelegtes Messprogramm diente als Grundlagenermittlung.

    Es gelang, Fremdwasserschwerpunkte im Entwässerungsnetz und ihre Ursachen zu untersuchen sowie den zukünftigen Fremd- und Regenwasserzufluss zur Kläranlage zu quantifizieren. Es wurde deutlich, dass ein erheblicher Anteil der befestigten Fläche an den Schmutzwasserkanal angeschlossen ist. Dadurch wächst bei Starkregenereignissen der Abwasserzufluss zur Kläranlage kräftig an. Ferner ist in Göttingen durch abfließendes Grund-, Schichten- und Dränagewasser eine ausgeprägte Jahresganglinie des Fremdwassers im Schmutzwasserkanalnetz schon bei Trockenwetter zu beobachten. Der Fremdwasseranfall erreicht dabei in den Wintermonaten seinen Höchststand.

    5. Einbettung eines Fremdwasserkonzeptes in das Kanalsanierungskonzept

    Die gewonnenen Erfahrungen aus den ersten drei bis vier Jahren sowie die Ergebnisse der Studie führten zu der Überzeugung, dass eine grundlegende Lösung der Fremdwasserproblematik nur durch eine flächendeckende, systematisch-logistische Untersuchung aller öffentlichen und privaten Entwässerungsleitungen realisiert werden kann. Diese Erkenntnis erforderte eine Verschmelzung der Sanierungsbemühungen im öffentlichen wie auch im privaten Bereich. Die beiden Abteilungen Kanalsanierung und Grundstücksentwässerung des nunmehr Eigenbetriebes Stadtentwässerung Göttingen, welche bislang ihr Augenmerk nahezu ausschließlich auf den ihnen jeweils unterstehenden öffentlichen bzw. privaten Bereichen gelegt hatten, wurden mit neuen Aufgaben konfrontiert. Die Integration dieser veränderten Aufgabenstellung und das Einbeziehen der Belange des "anderen" bei der Projektplanung und –umsetzung zeigten sehr schnell die gewachsenen Schachstellen der Verwaltung. Der folgende Abstimmungs- und Neuausrichtungsprozeß innerhalb der Stadtentwässerung Göttingen ließ das derzeitige grundstücksgrenzenüberschreitende Kanalsanierungs- und Fremdwasserekonzept entstehen.

    Es wurde der Sanierung des privaten Grundstücksbereiches und der vollständigen Einführung des Trennsystems der entsprechend hohe, fremdwasserrelevante Stellenwert eingeräumt. Hierbei waren die Erfahrungen des bereits seit 1992 laufenden und in der ersten Stufe auf 12 Jahre konzipierten Kanalsanierungskonzeptes der Stadt Göttingen von unschätzbarem Wert.

    Die Zusammenführung der Bearbeitungssysteme und der neuen Aufgabenbereiche wurden von teils kontroversen Diskussionen begleitet. Die konstruktive Umsetzung und das Zusammenführen der unterschiedlichen Standpunkte zeigt das Transformationspotential öffentlicher Verwaltungsstrukturen.

    Noch in die Anfangszeit und damit in die laufenden Diskussionen fiel Ende 1997 die Entscheidung der Stadtwerke Göttingen, kurzfristig (10 Jahre) ca. 80 km Graugussrohre des Gasleitungsnetzes in offener Bauweise auszuwechseln. Sinnvollerweise wurde das Kanalsanierungs- und Fremdwasserkonzept in die Planungen der Stadtwerke integriert.

    Durch dieses gemeinsame Vorgehen war es schlüssig, die anderen Leitungsträger (EVU, Telekom) sowie den Straßenbaulastträger mit in das Gesamtkonzept einzubinden. So entstand ab 1998 eine Allianz unterschiedlichster Behörden und Dienstleister, in der die Fremdwasserproblematik zukünftig in der notwendigen Dimension angegangen werden kann.

    6. Umsetzung

    Wesentliche Voraussetzung für die Bearbeitung der Fremdwasserproblematik ist eine ganzheitliche Betrachtung der Entwässerung. Nicht nur die Untersuchung, Bewertung und gegebenenfalls Sanierung des öffentlichen Kanals muss erfolgen, sondern gleichzeitig die Untersuchung und Sanierung auf dem privaten Grundstück. Unter Umständen ist ein separater Regenwasserhausanschluss zu legen oder ein bestehender im öffentlichen wie im privaten Bereich zu sanieren.

    Zweckmäßigerweise werden die Gesamtmaßnahmen frühzeitig koordiniert und gemeinsam durchgeführt. Dies gilt in gleicher Weise für andere Leitungsträger.

    Kanaluntersuchung

    Während sich die Kanaluntersuchungen in der Vergangenheit nach dem bestehenden Kanalsanierungskonzept allein auf die öffentlichen Schmutzwasserkanäle bezogen, müssen sie für die neuartige Vorgehensweise ausgeweitet werden. Hausanschlüsse, in der Vergangenheit nur sporadisch und unabhängig vom öffentlichen Kanal untersucht, werden in die maßnahmenbezogene Untersuchung mitaufgenommen. Dabei geht die Untersuchung soweit wie möglich auf das private Grundstück. In der Nähe der Grundstücksgrenze wird die Lage durch das Einschlagen eines Vermessungsnagels markiert. In gleicher Weise wird der Regenwasserkanal untersucht. Wenn Hausanschlüsse vorhanden sind, werden sie ebenfalls mit einem Nagel markiert (rot - Schmutzwasser, blau - Regenwasser).

    Auswertung

    Da für die Sanierungsplanung des öffentlichen Kanals verschiedene regionale Ingenieurbüros eingesetzt und hiermit gute Erfahrungen gemacht wurden, lag es nahe, auch für die Bearbeitung auf den Grundstücken Ingenieurbüros einzusetzen. Die Vergabe wurde über eine VOF-Ausschreibung abgewickelt und die grundstücksbezogene Fremdwasserbearbeitung ab Herbst 1998 zwei örtlichen Ingenieurbüros mittels Rahmenaufträgen übergeben. Anzumerken ist, dass viele Büros, die an der Ausschreibung teilnahmen keinerlei Erfahrungen und zum Teil auch keine Vorstellungen bezüglich der anders gearteten Tätigkeit auf den privaten Grundstücken hatten.

    Die Auswertung der Kanaluntersuchungen erfolgt nunmehr für den öffentlichen wie für die privaten Bereiche durch die beauftragten Ingenieurbüros. Dabei erhält das Büro für die Grundstücksentwässerungen einen detaillierten grundstückbezogenen Auftrag.

    7. Struktur und Intension der Fremdwasserbearbeitung Göttingen

    Die Erfahrungen der ersten Jahre können wie folgt zusammengefaßt werden:

    • Es gibt kein räumlich abgegrenztes Fremdwasserproblem. Neben den Undichtigkeiten der Schmutzwasserkanäle sind insbesondere die nicht oder nicht vollständig im Trennsystem entwässernden Grundstücke verantwortlich für die Fremdwasserproblematik. Abgesehen von den Neubaugebieten der 80`- und 90`er Jahre, ist der Trennungszustand der privaten Flächen in etwa 50% der Fälle zu bemängeln.

    • Die Verfahrensführung bei der Sanierung der Schäden auf den Privatgrundstücken bzw. der Einführung der getrennten Ableitung erweist sich als sehr zeitintensiv. Die Umsetzung der Baumaßnahmen muß parzellenweise in einem jeweils individuellen Verfahren abgewickelt werden. Gleichwohl hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, daß nur über die Einbeziehung des Privatbereiches ein Gesamtsanierungserfolg zu erzielen ist.

    • Eine Zeitgemäße Ansprache und eine zielgerichtete Begleitung der betroffenen Eigentümer bzw. Institutionen während der Sanierungsmaßnahme ist für den Einzel- sowie den Gesamterfolg von entscheidender Bedeutung.

    8. Grundstücksbearbeitung

    In den ersten Jahren wurde die schriftliche Ansprache der Eigentümer auf der Grundlage des niedersächsischen Verwaltungsverfahrensgesetzes durchgeführt. Es zeigte sich, dass diese Verfahrensführung bedingt durch den hoheitlichen Charakter in Formulierung und Stil nicht das geeignetste Instrument ist, um den Bürgern das Fremdwasserproblem verständlich zu machen sowie ihnen ihren Beitrag zur Lösung des Missstandes näher zu bringen. Darüberhinaus geht der Verwaltungsansatz von der Fiktion des "unwilligen" Bürgers aus. Bedingt durch die Rückmeldung der betroffenen Eigentümer schien hier zwingend ein anderer Ansatz von Nöten, der folgende Parameter voraussetzt:

    • Alle Grundstückseigentümer sind mündige Bürger. Auftretende Widerstände werden erstmals der Unkenntnis des Problems und der Überforderung der Eigentümer zugeschrieben.

    • Jeder Grundstückeigentümer hat das Recht auf freundliche, individuelle und erschöpfende Information über die Fremdwasserproblematik generell sowie über die grundstücksbezogenen erforderlichen Maßnahmen.

    • Jeder Grundstückseigentümer soll die Möglichkeit einer fachlichen Begleitung von der Erstinformation bis zur baulichen Abnahme der Sanierungsmaßnahme an seiner Grundstücksentwässerungsanlage erhalten.

    In verschiedenen Gesprächen wurde mit den beteiligten Ingenieurbüros die Vorgehensweise intensiv erörtert. Grundsätzlich wurden für die Arbeitsweise auf den Grundstücke folgende Schritte festgelegt:

    1. Schritt: Grundstücksuntersuchung

    Planerische Vorarbeit (Hausaktenauswertung, Nebelplanerstellung, Bürgerinformation), Aufnahme des Ist-Zustandes vor Ort, Signalnebeluntersuchung, Färbeversuche, Kanalvideo, Dokumentation der Einzelergebnisse, EDV-Erfassung.

    2. Schritt: Grundstücksbearbeitung

    Auswertung der TV-Untersuchungsergebnisse der SW-und NW-Hausanschlüsse, Abklärung der entwässerungstechnischen, grundstücksspezifischen Fragestellungen mit den Abteilungen der Stadtentwässerung, schriftliche Mitteilung an den Grundstückseigentümer über die festgestellten Mängel an der Entwässerungsanlage einschl. Lageplan, Sanierungs- bzw. Trennungsgespräche sowie bautechnische Beratungen mit den Grundstückseigentümern vor Ort einschl. schriftlicher Fixierung der Absprachen.

    3. Schritt: Grundstücksabnahme

    Bautechnische Abstimmung der Sanierung bzw. Neuverlegung der Hausanschlussleitungen mit der Abteilung Kanalsanierung, dem Ing.-Büro und der Baufirma des öffentlichen Bereiches, Begleitung der Baumaßnahmen auf dem Privatgrundstück, Abnahme der Grundstücksentwässerungsanlage mit schriftlichem Protokoll, Erstellung eines grundstücksbezogenen Bestandsplanes, EDV-Erfassung

    Die Abarbeitung der Grundstücke erfolgt durch die eingesetzten Ingenieurbüros über alle Verfahrensschritte mit den involvierten Grundstückseigentümern, soweit diese auf freiwilliger Basis der notwendigen satzungsgemäßen Änderung bzw. Sanierung ihrer Grundstücksentwässerungsanlage zustimmen und die baulichen Erfordernisse beauftragen.

    Alle nicht in freiwilliger Zusammenarbeit zwischen Eigentümer und Ingenieurbüro zu bearbeitenden Grundstücke werden der Stadtentwässerung zur Weiterbearbeitung übergeben. Diese Quote liegt zur Zeit bei unter 1%.

    Mit der Koordination und hoheitlichen Bearbeitung schwieriger Grundstücks-entwässerungsfälle ist bei der Stadtentwässerung eine technische Angestellte befasst. Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass zwischenzeitlich sowohl bei allen Mitarbeitern der Grundstücksentwässerung und im gesamten Betrieb das Stichwort "Fremdwasser" bei allen laufenden Maßnahmen und Fällen besondere Beachtung erfährt.

    Zusätzlich wird durch die straßen- oder gebietsweise Bearbeitung der Entwässerungssanierung und die begleitenden Bürgerinformations-veranstaltungen auch bei den betroffenen Grundstückeigentümern und den Mietern die Problematik des Fremdwassers nahe gebracht.

     

    9. Ergebnisse

    Die Ergebnisse sind den Kopien der folgenden Kopien zu entnehmen.

    Völlig überraschend und alle Erwartungen übertreffend ist die hohe Akzeptanz der Frage der Kanalsanierung in der Bevölkerung. Trotz Einzelkosten zwischen 5.000 DM und über 40.000 DM je Grundstück und durchschnittlichen Kosten von rd. 15.000 DM liegt die Rückgaberate schwieriger Fälle an die Stadtentwässerung bei lediglich 2% und die Widersprüche bewegen sich im Promillbereich.

    10. Zusammenfassung und Ausblick

    Die Fremdwasserproblematik wird von der Stadtentwässerung Göttingen als eine zentrale Herausforderung gesehen. Insbesondere mit der privatwirtschaftlichen Vergabe und des Beschränkens auf Koordinierungs- und hoheitliche Tätigkeiten scheint ein guter Weg eingeschlagen zu sein. Die angestrebte weitgehend kooperative Grundstücksbearbeitung scheint der richtige Weg, um in absehbarer Zeit Verbesserungen im privaten Bereich erreichen zu können.

    Obwohl auf die Grundstückseigentümer z.T. erhebliche Aufwendungen für die Sanierung ihrer privaten Abwasserkanäle oder die Abwassertrennungsmaßnahmen auf den Grundstücken zukommen, vermeidet der eingeschlagene Weg weitestgehend langwierige verwaltungsrechtliche Verfahren. In fast allen Fällen konnte bislang mit den Beteiligten eine Einigung erzielt werden.

    Zukünftig wird es darauf ankommen, die Prioritätensetzung bei der Kanalsanierung mehr aus der Problematik des Fremdwasseranfalls zu gestalten. Hierzu werden zur Zeit intensive Untersuchungen durchgeführt, in welchen Bereichen die Fremd-wassermengen besonders hoch sind, um dann abgestimmt mit dem öffentlichen Kanalbau, anderen Leitungsträgern sowie dem Straßenbaulastträger die erforderlichen Maßnahmen in Angriff nehmen zu können.

    Insbesondere mit der privatwirtschaftlichen Vergabe dieses Bereiches wurde durch die Stadtentwässerung Göttingen Neuland betreten. Die ersten Erfahrungen belegen eindrücklich die Effizienz dieses Schrittes und relativieren die erheblichen Schwierigkeiten bei der externen Vergabe dieser Aufgabe.

     

    Weiter Informationen bei:
    Dipl.-Ing. Manfred Fiedler
    Stadtentwässerung Göttingen
    Tel.: 0551 400-2586
    Fax: 0551 400-2842

    Email: m.fiedler@goettingen.de


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    Eigenkontroll-VO: IKT ermittelt Umsetzungsgrad in NRW

    Seit fünf Jahren gilt für Betreiber von Abwasseranlagen in NRW die SüwVKan - eine Verordnung zur Eigenüberwachung von Kanalisationsnetzen und deren technische Einrichtungen. Das IKT hat nun erstmals 20 Netzbetreiber genauer unter die Lupe genommen. Im Vordergrund stehen dabei der derzeitige Umsetzungsgrad, die Ergebnisse und die Handhabbarkeit der SüwVKan.

    20 Netzbetreiber stehen Rede und Antwort

    Zu den 20 Netzbetreibern im Dienstbezirk des Staatlichen Umweltamtes (StUA) Duisburg zählen im Einzelnen

    • die vier kreisfreien Städte Duisburg, Essen, Mülheim und Oberhausen,
    • 13 Kommunen im Kreis Wesel sowie
    • die Wasserverbände Emschergenossenschaft/Lippeverband (EG/LV), Ruhrverband und LINEG,

    die in das Projekt einbezogen wurden (vgl. Karte). Insgesamt wurde damit die Selbstüberwachung der Kanalisationsnetze für ca. zwei Mio. Einwohner näher beleuchtet.

    Mit Ausnahme der Angaben zweier Netzbetreiber, die zum Zeitpunkt der Berichtserstellung noch bearbeitet wurden, konnte mehr als 2/3 der Kanalnetzlänge im Bereich des StUA Duisburg (4.347 km) in der Auswertung berücksichtigt werden.


    Die beteiligten Netzbetreiber im Bereich des StUA Duisburg
    (Download ca. 145 kb)

    Überraschende Ergebnisse

    Die Auswertung im Rahmen des Projektes umfasste im Wesentlichen drei Aspekte:

    • die technische Umsetzung (Überwachungs-, Wartungsintervalle),
    • die organisatorische Umsetzung (Anweisung- und Berichtswesen, Bestandsunterlagen),
    • das von den kommunalen Betreibern geplante Investitionsvolumen.
    Das wohl am häufigsten zitierte Kriterium für den Umsetzungsgrad der SüwV Kan ist zweifelsohne die erstmalige Kanalinspektion und Zustandserfassung der Netze. Erstaunlicherweise zeigte sich, dass von den berücksichtigten 4.347 km Kanalnetzlänge bis einschließlich zum Jahr 2000 bereits 68 % erfasst und zustandsklassifiziert (vgl. Abbildung) wurde. Im Vergleich zu der jährlich angestrebten Erfassung von 10%, d.h. 50% in fünf Jahren stellt dies ein deutlich positives Ergebnis dar.  


    Erstmalige Zustandserfassung,
    über 50% klassifiziert
    (Download ca. 90 kb)


    Anweisungs- und Berichtswesen,
    vielfach gute Ergebnisse
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    Neben der technischen Umsetzung beleuchtete das IKT zudem die Organisationsstrukturen der Abwasserbetriebe. Von Bedeutung war dabei insbesondere das in der SüwV Kan verankerte Anweisungs- und Berichtswesen sowie die Einsichtnahme in Bestandsunterlagen. Als besonders problematisch zeigte sich dabei die oftmals zeitaufwendige Erstellung von Betriebsanweisungen. Vielfach werden diese für den täglichen Betrieb als nicht unbedingt notwendig eingestuft werden.
     
    Die Auswertung von insgesamt 17 kommunalen ABK zeigt einen erheblichen Investitionsbedarf bis zum Jahr 2006. Für den Bereich Entwässerung hat das IKT ein mindestens geplantes Investitionsvolumen von insgesamt ca. 700 Mio. DM identifiziert (vgl. Abbildung). Davon entfallen allein ca. 533 Mio. DM auf die Sanierung und Erneuerung maroder Abwassernetze. Für die Erschließung neuer Teilnetze sollen bis zum Jahr 2006 voraussichtlich 168 Mio. DM ausgegeben werden.
     


    Investitionsvolumen:
    Fünf-Jahres-Vorschau
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    Landesweiter Überblick

    Nach dem erfolgreichen Abschluss des Pilotprojektes im September 2001 wurde das IKT nun vom Umweltministerium NRW mit der landesweiten Unterstützung der StUÄ zur Erfassung des Umsetzungsgrades der SüwV Kan beauftragt. Neben dem StUA Duisburg betrifft dies 11 weitere der NRW-StUÄ mit insgesamt 396 kommunalen Netzbetreibern.

    Für weitere Informationen
    wenden Sie sich an:

    Dipl.-Ing. Thomas Birkner
    IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur
    Exterbruch1, Gelsenkirchen
    Tel.: 0209 17806-36
    Fax: 0209 17806-88

    Email: birkner@ikt.de

    oder

    Dr. Ing. Bert Bosseler
    IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur
    Exterbruch1, Gelsenkirchen
    Tel.: 0209 17806-14
    Fax: 0209 17806-88

    Email: bosseler@ikt.de


    Fremdwasser Billerbeck

    Billerbecks sprudelnde Fremdwasserquellen

    Zu Uromas Zeiten wuschen die Bewohner Billerbecks ihre Wäsche in Senken, in denen artesisches Quellwasser aufdrang. Heute sprudeln diese längst vergessenen Quellen auf Umwegen über Hausanschlüsse in den öffentlichen Kanal und verursachen unerwünschtes Fremdwasser.

    Einer der seltenen Höhenzüge in der ansonsten morphologisch ziemlich abwechslungslosen Ebene der Münsterländer Bucht sind die Baumberge, die sich nordöstlich der Stadt Billerbeck um immerhin 100 Höhenmeter über das durchschnittliche Niveau erheben. Kreidezeitliche Sandsteine haben an dieser Stelle der Verwitterung stärkere Argumente entgegengehalten als im weiteren Umland. Die widerstandsfähigen Sandsteine sind an Trennflächen  


    Ludgerusbrunnen

    – so genannten Klüften – gut wegsam für Niederschlagswasser. Der so gespeiste Grundwasserkörper in den Sandsteinen und unterlagernden Kalk- und Mergelsteinen setzt sich in den Kluftgrundwasserleiter unterhalb der Stadt Billerbeck fort. Die Wassersäule kann natürlich innerhalb des Höhenzugs entsprechende Druckhöhen annehmen, für die es im Bereich der tiefer liegenden Stadt Billerbeck keine Fassung gibt. In historischer Zeit existierten in der Innenstadt an zahlreichen Stellen so genannte Aufwäschen, Bereiche, in denen Grundwasser subartesisch oder sogar artesisch (oberhalb der Geländeoberfläche) austrat. Heutzutage ist von diesen Quellen nur noch der Ludgerusbrunnen erhalten, dessen Druckhöhe aktuell rund einen Meter unter Geländehöhe liegt.

     

    Artesische Quellen im Keller sind nicht jedermanns Sache
     


    Fremdwasser aus Hausanschlüssen
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      Mit der Bebauung der Quellgebiete verschwand das Wasser nicht automatisch im Nichts. Aus den neueren Baugebieten der Stadt sind die aktuellen Auswirkungen bekannt: einige der Häuser im Quellgürtel der Stadt haben eine artesische Quelle im Keller, deren Wasser vom jeweiligen Besitzer gefasst und abgeleitet werden muss, damit der Keller begehbar bleibt. In den älteren Stadtgebieten erledigen offensichtlich hauptsächlich Hausdränagen, undichte Anschlusskanäle und noch nicht sanierte Schäden am öffentlichen Kanal das Problem,
    indem sie das unter Druck stehende Grundwasser aufnehmen und ableiten. Diese so nüchtern geschilderten Zusammenhänge sorgen dafür, dass das Mischwassernetz der Stadt Billerbeck im gesamten Stadtgebiet erheblich mit Fremdwasser belastet ist.

    Eine nächtliche Kanal-TV-Inspektion gibt erschreckende Einsicht
     

    Im Rahmen eines vom nordrhein-westfälischen Umweltministerium geförderten Vorhabens wurden ausgewählte Teile des Kanalisationsnetzes durch das IKT untersucht. Neben den obligatorischen Fremdwassermengenmessungen wurden in jedem der hoch belasteten Teileinzugsgebiete nächtliche TV-Inspektionen des öffentlichen Kanals angesetzt. Die Befahrung zeigte teilweise erschreckende Bilder: obwohl der Schmutzwasserfluss im Zeitfenster zwischen Mitternacht und 4 Uhr morgens in den Wohngebieten völlig zum Erliegen gekommen war, traten aus 50 % der Hausanschlüsse zum Teil armdicke Wasserstrahlen in den Sammler ein. Klares, unverschmutztes Wasser – Grundwasser aus dem Kluftgrundwasserleiter, das unter Druck in Hausdränagen und undichte Grund- und Hausanschlussleitungen eindringt.

     


    Ergebnis der nächtlichen TV-Inspektion
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    Nur den öffentlichen Kanal zu sanieren nützt gar nichts

    Wie in vielen anderen Kommunen auch, festigt sich unter den vorliegenden Ergebnissen die Erkenntnis, dass es wenig hilft, allein den öffentlichen Kanal zu sanieren. Unter dem Gesichtspunkt der Fremdwasserbeseitigung wird das Abdichten des Hauptkanals keine spürbare Verbesserung der Situation bringen: der Anteil des Fremdwassers, der nicht mehr direkt in den Sammler eintreten kann, wird jetzt seinen Weg durch das private Leitungsnetz suchen.

    In Billerbeck werden bereits verschiedene Alternativen diskutiert. Die Reaktivierung still gelegter Dränagekanäle im Sohlbereich des Hauptsammlers, an die die Hausdränagen angeschlossen werden können, um drückendes Wasser von der Bausubstanz fernzuhalten, die Überleitung von gehobenem Dränagewasser in Oberflächengewässer, die teilweise neu in das Wohnumfeld eingefügt werden müssen – oder besser: können, denn diese aus der Not geborene Maßnahme könnte auch erheblich zur Verbesserung des Wohnumfelds beitragen.

    Unabhängig davon, welche Maßnahme Billerbeck letztendlich ergreifen wird, eins ist sicher: eine erfolgreiche Reduzierung der Fremdwassermengen im öffentlichen Netz wird nicht ohne die Beteiligung der privaten Anschlussnehmer funktionieren.

     

    Für weitere Informationen
    wenden Sie sich bitte an:

    Frau Dr. Sabine Cremer
    IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur
    Postfach 10 09 43, 45809 Gelsenkirchen
    Tel.: 0209 17806-0
    Fax: 0209 17806-88
    Email:cremer@ikt.de


    Aufgrund der Bergbautätigkeit in der Emscherregion mit den daraus resultierenden Senkungen stellte im letzten Jahrhundert die offene Ableitung aller Abwässer in Gewässern, das sogenannte Emschersystem, die einzige technische Lösung dar, geeignete Vorflut

    Emschersystem: Abwasserableitung prägt eine Landschaft

    Die sprunghafte Industrialisierung des Ruhrgebiets brachte eine besondere Abwasserproblematik mit sich: Wegen Bergsenkungen war in der Emscherregion ein geeignetes Vorflutsystem nur durch offene Abwasserableitung in Oberflächengewässer zu gewährleisten – das Emschersystem entstand. Seit 1990 arbeitet die Emschergenossenschaft in Essen an seinem naturnahen Umbau.

     

    Blick vom Gasometer Oberhause über den Rhein-Herne-Kanal auf die Emscher

    Nachdem die Bergsenkungen entlang im Emschergebiet weitgehend abgeklungen sind, können schrittweise geschlossene Abwasserkanäle gebaut und im Anschluß daran die Gewässer ökologisch verbessert werden. Entlang der Emscher soll als Schlüsselprojekt im Rahmen des Umbaus von Dortmund bis Dinslaken ein Kanal unterirdisch gebaut werden, der das Abwasser zu den drei Kläranlagen der Genossenschaft in Dortmund, Bottrop und Dinslaken transportiert. Nach der Fertigstellung des Kanals kann dann der Emscherhauptlauf sukzessiv ökologisch verbessert werden.


    Einzugsgebiet der Emscher mit dem geplanten Abwasserkanal

    Der Kanal wird voraussichtlich 58 km lang sein, in Tiefenlagen zwischen 10 und 35 m liegen und Durchmesser von DN 800 bis DN 3800 aufweisen. Als Material ist Stahlbeton geplant. Etwa alle 750 m werden Betriebsschächte angeordnet. Das Abwasser soll im Freigefälle mit Fließgeschwindigkeiten zwischen 0,5 und 5-6 m/s abgeleitet werden. Aufgrund der jeweils vorgeschalteten Regenwasserbehandlung sind die Abwässer auf den Trockenwetter- (Q tx ) bzw. zweifachen Trockenwetterabfluß (2 Q tx ) konzentriert.

    Die gesetzlichen Regelungen in Nordrhein-Westfalen für den Betrieb und die Überwachung von Abwasserkanälen (SüwV Kan) schreiben eine regelmäßige Kanalinspektion vor, durch die der Betreiber in der Lage sein muß, den Kanalzustand beurteilen zu können.

     
    Bei Normalbetrieb ist der Kanal zu etwa 40 % gefüllt. Eine bemannte Inspektion ist bei der Wassertiefe, den herrschenden Fließgeschwindigkeiten und aus Gründen der Arbeitssicherheit nicht mehr möglich. Wegen fehlender Rückhaltung ist die Trockenlegung einzelner Teilstücke des Kanals nicht durchführbar. Dagegen ist eine Vollfüllung des Kanals bei Normalbetrieb durch Abflussregelungen durchaus denkbar.
     


    Füllgrade des Kanals

    Die Emschergenossenschaft beabsichtigt, durch ein Forschungs- und Entwicklungsvorhaben ein Inspektions- und Reinigungssystem zu entwickeln. Hierzu suchen wir kompetente Partner, um bis Ende 2003 eine intelligente Lösung für vorgenannte Aufgabenstellung zu entwickeln Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung.

     

    Ihr Ansprechpartner:

    Emschergenossenschaft
    Projektleiter Herr Althoff
    Kronprinzenstr. 24
    45128 Essen
    Germany
    Tel: +49 201 104 2513
    Fax: +49 201 104 2661

    Email: heiko.althoff@eglv.de


    IKT-eNewsletter Juli 2001

    IKT-Veranstaltungen: Termine im Herbst 2001

    Bitte folgende Termine jetzt schon vormerken bzw. online anmelden!

    Titel: 

     

    IKT-Forum Grundstücksentwässerung 2001
    - Fachseminar mit Hausmesse für kommunale Entscheidungsträger, Architekten und planende Ingenieurbüros -
     

     

    Inhalte:

     

    Neubau und Sanierung von Haus- und Grundleitungen
    Reinigung und Inspektion
    Dichtheitsprüfung
    Versickerung
    Regenwassernutzung
    Rund 50 Fachfirmen stellen in der IKT-Versuchshalle aus

    Termin: 

     

    15. November 2001

    Ort:

    IKT, Gelsenkirchen

    Anmeldung:

    Einladung mit Programm und Anmeldung

    Titel:

    IKT-Forum Fremdwasser 2001
    - Fachseminar für kommunale Entscheidungsträger -
     

     

    Inhalte:

    Vermeidung von Fremdwasser durch
    - bauliche Maßnahmen
    - angepasste Bauaufsicht
    - Informationsveranstaltungen für Architekten und Bauherren

    Termin:

    30. Oktober 2001

    Ort:

    IKT, Gelsenkirchen

    Anmeldung: 

    Einladung mit Programm und Anmeldung