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IKT-eNewsletter August 2004
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Sanierungskonzepte von Grundstücksentwässerungen
Struktur der Abwasserwirtschaft in Nordrhein-Westfalen, Teil 3:  
 

Im Anschluss an die grundlegende Berichterstattung zum Abwasseraufkommen und zur Entsorgungsinfrastruktur im ersten Teil erfolgte im zweiten Teil die Darstellung der Branchenstrukturen der Abwasserwirtschaft anhand der Kriterien "Träger und Organisation". In der Fortführung ist der dritte Teil des Strukturberichtes der Abschätzung des Wertes der Infrastruktur zur Abwasserentsorgung sowie der geplanten Investitionen gewidmet.

In den kommenden Berichtsteilen erfolgt die weitere Darstellung der Branchenstrukturen und der gesamtwirtschaftlichen Bedeutung der Abwasserwirtschaft in NRW:

  • Teil 4: Kosten und Gebühren
  • Teil 5: Beschäftigung, Produktivität
  • Teil 6: Zustand der Kanalisation
  • Teil 7: Gesamtwirtschaftliche Bedeutung
 
2.3. Wert der Abwasserbeseitigungsinfrastruktur

Der Wert der Bestandes an Kanälen, Schächten, Sonderbauwerken und Kläranlagen lässt sich nur überschlägig ermitteln. Hier wird der Ansatz verfolgt, die Wiederbeschaffungskosten der nordrhein-westfälischen Infrastruktur zur Abwasserbeseitigung zu berechnen. Zu diesem Zweck werden die aktuellen Mengengrößen des Infrastruktur-Bestandes mit den aktuellen durschnittlichen Herstellkosten multipliziert. Im Ergebnis lassen sich auf diese Weise Aussagen zu den heutigen Wiederbeschaffungskosten für das Abwasserkanalnetz, die Schächte, die Regenbecken und Entlastungsanlagen, die Kläranlagen sowie für die Gesamtheit des Bestandes treffen.

Folgende Bestandsgrößen liegen der Berechnung zugrunde:

Abwasserkanalnetz:

87.591 km

Schächte:

2,5 Mio. Stück

Regenbecken, Entlastungsanlagen:

10 Mio. m³

Kläranlagen:

35,4 Mio. EW

 

Als Herstell- bzw. Wiederbeschaffungskosten wird für die o.g. Bestandteile der Entwässerungsinfrastruktur werden jeweils Durchschnittspreise zugrunde gelegt:

  • Für die Herstellung des Abwasserkanalnetzes betragen die durchschnittlichen Kosten rd. 750 € je Meter [1]. Damit summieren sich die Wiederherstellkosten für das 87.591 km lange Abwasserkanalnetz in Nordrhein-Westfalen auf ca. 65,7 Mrd. €.

  • Die Wiederbeschaffungskosten der rd. 2,5 Mio. Schächte belaufen sich bei Stückkosten von 2.500 € auf 6,25 Mrd. €.[2]

  • Die durchschnittlichen Errichtungskosten der Regenbecken und Entlastungsanlagen betragen rd. 900 € je m³ Fassungsvermögen.[3] Für das vorhandene Volumen von rd. 10 Mio. m³ sind insgesamt Kosten in Höhe von 9 Mrd. € zu veranschlagen.

  • Die Wiederbeschaffungskosten der öffentlichen Abwasserbehandlungsanlagen in Nordrhein-Westfalen lassen sich überschlägig auf der Grundlage des bundesweiten Bestandes abschätzen. Bezogen auf die Ausbaugröße der Behandlungsanlagen in Einwohnerwerten im Jahr 1995 (167 Mio. EW) und im Jahr 2005 (168 Mio. EW) werden die Wiederbeschaffungskosten der Kläranlagen mit 57 bis 58 Mrd. € angegeben.[4] Sofern für die nordrhein-westfälischen Kläranlagen durchschnittliche Kosten von 340 € je EW unterstellt werden können, belaufen sich die landesweiten Wiederbeschaffungskosten für die Kläranlagen mit einer Ausbaugröße von 35,4 Mio. EW auf rd. 12 Mrd. €.

Damit summieren sich die Kosten der Wiederbeschaffung der Entwässerungsinfrastruktur auf rd. 93 Mrd. €.

 

Wiederbeschaffungskosten der Infrastruktur zur Abwasserbeseitigung (Stand 2001)

 

Durchschnittliche Herstellkosten

Bestand in NRW

Wiederbeschaffungs-kosten

Abwasserkanalnetz

Schächte

Regenbecken, Entlastungsanlagen

Kläranlagen

 

Summe

0,75 Mio. € / km

2.500 € je Schacht

900 € / m³

343 € / EW

 

 

87.591 km

2,5 Mio. Schächte

10 Mio. m³

35,4 Mio. EW

 

 

65,7 Mrd. €

6,25 Mrd. €

9 Mrd. €

12 Mrd. €

 

rd. 93 Mrd. €

 
2.4. Investitionen

Auf der Grundlage der kommunalen Abwasserbeseitigungskonzepte (ABK) lässt sich ein Einblick in die Investitionsplanung der Netzbetreiber sowie in die Aufteilung der Investitionen für Sanierungs- und Erschließungsmaßnahmen gewinnen. Die ABK enthalten in der ersten Zeitstufe, der sich über einen Zeitraum von fünf Jahren erstreckt, eine chronologische Auflistung der geplanten Investitionsmaßnahmen sowie der damit verbundenen Kosten. Das IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur hat in den Jahren 2001 und 2002 eine Erfassung und Auswertung der ABK von nordrhein-westfälischen Gemeinden vorgenommen.[5]

Die Auswertung der von den Kommunen geplanten Investitionen umfasst die Angaben von 210 kommunalen ABK. Damit repräsentiert die Datenbasis

  • 58.930 km Kanallänge, d.h. etwa 67,3 % des Kanalnetzes im Lande bzw.
  • 13,8 Mio. Einwohner, d.h. ca. 76,7 % der nordrhein-westfälischen Einwohner.

Die Hochrechnung dieser Daten auf die nordrhein-westfälische Einwohnerzahl bzw. Kanalnetzlänge ergibt jährliche Investitionen von durchschnittlich 1,0 Mrd. € bis 1,13 Mrd. €.[6] Davon fließen landesweit etwa 0,50 bis 0,57 Mrd. € in Sanierungsvorhaben.

 
IKT-eNewsletter-Reihe "Struktur der Abwasserwirtschaft in Nordrhein-Westfalen"

In den nächsten IKT-eNewslettern zum Thema "Struktur der Abwasserwirtschaft in Nordrhein-Westfalen" erfahren Sie, welche weiteren Branchenstrukturen die nordrhein-westfälische Abwasserwirtschaft aufweist und welche Position die Abwasserbranche in gesamtwirtschaftlicher Perspektive einnimmt.

  • Teil 4: Kosten und Gebühren
  • Teil 5: Beschäftigung und Produktivität
  • Teil 6: Zustand der Kanalisation
  • Teil 7: Gesamtwirtschaftliche Bedeutung
 

 

1 Die mittleren spezifischen Kosten des Kanalbaus liegen bei rd. 750 € je Meter, wobei in Innenstädten weitaus höhere und in ländlichen Regionen erheblich niedrigere Kosten anfallen. Vgl. Dohmann, Max et al.: Die Entwicklung der Marktnachfrage nach Abwasserentsorgungsdienstleistungen in Deutschland. Gutachten im Auftrag des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungswirtschaft e.V. (Hrsg.): Taschenbuch für die Entsorgungswirtschaft, Aachen, Köln 1997, S. 63 f.

2 Nach Auskunft von Netzbetreibern werden für den Schachtneubau Kosten in Höhe von 2.500 € veranschlagt.

3 Vgl. Bode, H.; Evers, P.; Jardin, N.: Organisation der Niederschlagswasserbehandlung – Erfahrungsbericht über den Betrieb von 500 Niederschlagswasserbehandlungsanlagen, 35. Essener Tagung für Wasser und Abfallwirtschaft, Band 188 Gewässerschutz-Wasser-Abwasser, Gesellschaft zur Förderung der Siedlungswasserwirtschaft an der RWTH Aachen e.V., Aachen 2002, S. 23/1 – 23/19, hier S. 23/11 ff.

4 Die Angaben erfolgen in Preisen von 1995. Vgl. Dohmann, Max et al. [1997], a.a.O., S. 96 ff.

5 Die im November 2002 durchgeführte Erfassung der ABK in den Kommunen der StUA-Bezirke Aachen, Bielefeld, Köln, Lippstadt, Minden, Münster und Siegen ist auf die ABK der Kommunen mit mehr als 20.000 Einwohnern beschränkt.

6 Der erste Betrag ergibt sich bei Hochrechnung auf die Einwohnerzahl, der zweite bei Hochrechnung auf die Kanalnetzlänge.

 
 

Für weitere Informationen
wenden Sie sich bitte an:

Dr. rer. oec. Lutz Rometsch

IKT - Institut für Unterirdische Infrastruktur

Exterbruch 1

45886 Gelsenkirchen

Tel.: 0209 17806-0

Fax.: 0209 17806-88

Email: rometsch@ikt.de
Internet:
www.ikt.de



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