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Schön, aber undicht: Stutzen-Sanierung im IKT-Warentest
Schön, aber undicht: Stutzen-Sanierung im IKT-Warentest
 
Mehr als 15 Mio. Hausanschlüsse gibt es in deutschen Kanalnetzen, viele davon undicht. Laut ATV-Umfrage ist dies sogar die häufigste Schadensart. Daher hat das IKT 13 Reparaturverfahren im Auftrag von 26 Netzbetreibern neutral und unabhängig getestet. Auf Abnahmevideos sehen die meisten sanierten Stutzen prima aus. Aber: Dichtheitsprüfungen hält kaum einer Stand. So schließt nur ein einziges Reparaturverfahren mit "GUT" ab, wenige sind "BEFRIEDIGEND", der Großteil ist jedoch bloß "AUSREICHEND" oder schlechter.

Das IKT - Institut für Unterirdische Infrastruktur hat eineinhalb Jahre lang Reparaturverfahren für Anschlussstutzen vergleichend getestet. Beauftragt wurde dieser Warentest von 26 Kanalnetzbetreibern: Ahlen, Alsdorf, Beckum, Bergisch Gladbach, Braunschweig, Dinslaken, Dortmund, Düsseldorf, Espelkamp, Essen, Gladbeck, Hamburg, Hamm, Hemer, Hilden, Iserlohn, Kamen, Kempen, Monheim am Rhein, Neuss, Mönchengladbach, Recklinghausen, Rietberg, Troisdorf, Tönisvorst, Warendorf. Untersucht wurden sieben Injektionsverfahren und sechs Hutprofilverfahren. Die Ergebnisse wurden am 30 Juni 2004 auf einer Pressekonferenz im Beisein der Auftraggeber und der Verfahrensanbieter der Öffentlichkeit präsentiert.

 

 

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Bild 1 und 2: Besichtigung der ausgebauten und freigelegten Reparaturstellen durch die Netzbetreiber auf dem IKT-Testgelände

 
Die Ergebnisse des IKT-Warentests "Reparaturverfahren für Anschlussstutzen" können vom IKT-Web-Server heruntergeladen werden: unter www.ikt.de (Download)
 
Folgende Verfahren wurden getestet:

Injektionsverfahren

  • DSS-Flex (Mörtelinjektion), Fa. DiTom- Kanaltechnik GmbH
  • Hächler-Verpresssystem (Mörtelinjektion), Hächler AG Umwelttechnik
  • IMS Injektionsverfahren (Harzinjektion), IMS GmbH
  • Janßen-Stutzensanierungsverfahren (Harzinjektion), Umwelttechnik Franz Janßen GmbH
  • KA-TE Schalungsmanschette (Harzinjektion), KA-TE System AG
  • ProKasro-Verpresssystem (Harzinjektion), ProKasro Mechatronic GmbH
  • Strobel-Betonverfahren (Mörtelinjektion), Umwelttechnik Strobel GmbH
Hutprofilverfahren
  • Houseliner-Hutprofil (Polyestergewebe mit Harz), KMG GmbH
  • Hutstutzen für DS CityLiner (Polyestergewebe mit Harz), D & S Rohrsanierung GmbH & Co. KG
  • IMS-Hutprofilverfahren (Polyestergewebe mit Harz), IMS GmbH
  • Insituform-Hutprofil (Nadelfilz mit Harz), Insituform Rohrsanierungstechniken GmbH
  • ProKasro-Laminathut-Setzsystem (Nadelfilz mit Harz), Prokasro Mechatronic GmbH
  • Pyrolus-System (Polyestergewebe mit Harz), PKT GmbH & Co. KG

 

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Bild 3: Aufbau einer Versuchsstrecke im Großversuchsstand des IKT

 

Bild 4: Reparturvorbereitung im Großversuchsstand des IKT

 

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Bild 5: Ferngesteuerte Reparaturdurchführung

 
Prüfungen und Bewertung

Im Vordergrund der IKT-Warentests steht die intensive Zusammenarbeit zwischen Forschung und Praxis. Daher werden die IKT-Warentests basierend auf den Praxiserfahrungen und den Qualitätsanforderungen der beteiligten Netzbetreiber entwickelt. Der zentrale Aspekt ist die Prüfung der Eignung von Produkten bzw. Verfahren für den Praxis-Einsatz und unter Betriebsbedingungen, z.B. Hochdruckspülung.

Der IKT-Warentest "Reparaturverfahren für Anschlussstutzen" wurde intensiv durch die 26 Kanalnetzbetreiber begleitet. Insgesamt fanden sieben Arbeitssitzungen statt, in denen die gesamten Testinhalte, vom Untersuchungsprogramm bis zur Bewertung, abgestimmt wurden. Drei Schwerpunkte standen im Vordergrund: Qualitätssicherung der Verfahrensanbieter, Systemprüfungen und Baustellen-Untersuchungen.

 
Qualitätssicherung der Verfahrensanbieter

Das IKT hat bei den Anbietern der getesteten Verfahren die Verfahrenshandbücher bzw. -beschreibungen, Aussagen zu Schulungen, Prüfzeugnisse (praxisnahe Prüfungen) und bauaufsichtliche Zulassungen der Verfahren angefordert sowie Auskunft darüber eingeholt, inwieweit das jeweilige Verfahren bereits mit Fremdüberwachungsleistungen am Markt angeboten wird. Die Angaben und Unterlagen der Verfahrensanbieter wurden vom IKT ausgewertet.

 
Systemprüfung

Zur Systemprüfung der Verfahren wurden Kanalstrecken mit definiert eingebrachten Schäden im Großversuchsstand und auf dem Außengelände des IKT erstellt. Aufgrund der deutlichen Verfahrensunterschiede wurden die Verfahrensgruppen Injektionsverfahren und in einer "Sonderprüfung-Reparatur" die Hutprofilverfahren (Einsatz in nicht sanierten Hauptrohren) getrennt betrachtet. Daher wurden für den Test der beiden Verfahrensgruppen von den Netzbetreibern unterschiedliche Schadensbilder und z.T. unterschiedliche Rohrwerkstoffe bzw. Rohrnennweiten ausgewählt. Bei den Schäden wurde grundsätzlich zwischen der Reparatur eines sogenannten Standardschadens (Überprüfung der generellen Einsatzmöglichkeiten der Verfahren) und eines sogenannten Extremschadens (Überprüfung der Grenzbereiche beim Verfahrenseinsatz) unterschieden. Die Injektionsverfahren wurden in Kanalstrecken aus Steinzeug DN 250 und Beton DN 300 mit Anschlussleitungen aus Steinzeug DN 150 untersucht. Die Hutprofilverfahren wurden in der "Sonderprüfung-Reparatur" in Kanalstrecken aus Steinzeug DN 250 und GfK DN 500 ebenfalls mit Anschlussleitungen aus Steinzeug DN 150 untersucht. Bei der Reparatur konnten die Anbieter eigene Techniker einsetzen oder eine Kanalsanierungsfirma für die Durchführung empfehlen. Im Auftrag des IKT führten die jeweiligen Firmen die Reparaturen durch. Nach den Reparaturen wurde der optische Zustand der reparierten Anschlussstutzen erfasst.

 

 

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Bild 6: Standardschaden für Injektionsverfahren

 

Bild 7: Extremschaden für Injektionsverfahren

     

 

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Bild 8: Standardschaden für Hutprofilverfahren

 

Bild 9: Extremschaden für Hutprofilverfahren

     

 

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Bild 10: Reparaturergebnis mit Injektion am Standardschaden

 

Bild 11: Reparaturergebnis mit Injektion am Extremschaden

     

 

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Bild 12: Reparaturergebnis mit Hutprofil am Standardschaden

 

Bild 13: Reparaturergebnis mit Hutprofil am Extremschaden

 
Hochdruckspülungen in Kanalstrecken dienten anschließend zur Simulation betrieblicher Belastungen der reparierten Anschlussstutzen. Unmittelbar nach der Reparaturdurchführung wurden die im Großversuchsstand des IKT ausgeführten Reparaturen mit Außenwasserdruck (Grundwassersimulation) belastet. Die Dichtheit der Reparaturstellen wurde mit Innenwasserdruck sowohl nach der Reparaturdurchführung als auch nach den Hochdruckspülungen überprüft. Als Zusatzuntersuchungen wurden der Einfluss auf die Abwasserableitung sowie Einwirkungen aus Scherlast und Schwefelsäure untersucht.
 
Baustellen-Untersuchungen

Um zu sehen, wie die Verfahren in der Baustellen-Praxis angewendet werden, begleitete das IKT den Einsatz aller Reparaturverfahren des Tests in bestehenden Kanalnetzen auf insgesamt 13 Baustellen. Im Fokus stand der Gesamteindruck der jeweiligen Maßnahme sowie die Reparaturergebnisse unter Insitu-Bedingungen (z.B. Verkehr, Wetter, Zeitdruck).

 
Test-Ergebnisse

Die Ergebnisse der Reparatur sind i.d.R. nicht mit dem Neubau vergleichbar. Sowohl die Qualifikation des ausführenden Technikers als auch die durchgeführten Vor- und Nacharbeiten (z.B. Fräsbild, HD-Reinigung) haben erheblichen Einfluss auf das Reparaturergebnis.

Durch den Test wurden zahlreiche Schwachpunkte der Verfahren identifiziert. Z.B. waren die meisten Reparaturen bei den Dichtheitsprüfungen - trotz eines häufig optisch ansprechenden Zustands - undicht. Daraus folgt auch, dass der optische Eindruck keinen Rückschluss auf die Dichtheit zulässt. Vor allem bei den Extremschäden wurde die Funktionsfähigkeit des Anschlussstutzens durch die Reparatur häufig nicht signifikant verbessert (z.B. erhöhrte Verstopfungsgefahr nach der Reparatur). Dennoch sind die verfahrenstechnischen Voraussetzungen für die Reparatur schadhafter Anschlussstutzen in geschlossener Bauweise grundlegend gegeben.

 
Nur einmal "GUT"

Lediglich mit einem Verfahren konnten wesentliche Qualitätsanforderungen der Netzbetreiber erfüllt werden; was mit "GUT" bewertet wurde. Für den Großteil der Verfahren wurde das Prüfurteil "AUSREICHEND" und "MANGELHAFT" vergeben. Folgende Übersichten geben die Bewertungen wieder:

 

 

Ergebnistabelle "Injektionsverfahren bei Standardschaden"

(0,4 MB - Format PDF)

 

Ergebnistabelle "Injektionsverfahren bei Extremschaden"

(0,4 MB - Format PDF)

     

 

Ergebnistabelle "Hutprofilverfahren bei Standardschaden"

(0,4 MB - Format PDF)

 

Ergebnistabelle "Hutprofilverfahren bei Extremschaden"

(0,4 MB - Format PDF)

     

Bild 13: Ergebnisse IKT-Warentest "Reparaturverfahren für Anschlussstutzen"

 

Download des gesamtes Projektberichtes

(4,0 MB - Format PDF)

 
Schlussfolgerungen für Netzbetreiber
  • Bei der optischen Beurteilung ausgeführter Reparaturen ist die gesamte Reparaturstelle, d.h. Hauptkanal und Anschlussleitung, zu betrachten. Vor allem die Ausbildung der Übergangsbereiche zwischen Injektionskörper bzw. Hutprofil und Anschlussleitung kann einen erheblichen Einfluss auf die Funktionsfähigkeit (z.B. Verstopfungsgefahr) haben.

  • Eine Dichtheit des Anschlussstutzens wird durch die Reparatur nur selten erreicht. Um Kenntnis über die Dichtheit zu erlangen, sind Dichtheitsprüfungen unumgänglich.

  • Die Reparatur von extremen Schäden (sehr spitzer Anschlusswinkel, Grundwasser usw.) ist in geschlossener Bauweise möglich. Jedoch ist abzuwägen, ob aus wirtschaftlicher und ökologischer Sicht alternative Sanierungsverfahren bevorzugt werden sollten (z.B. Erneuerung).

Schlussfolgerungen für Verfahrensanbieter: Verfahren müssen besser werden

Ein Großteil der Reparaturverfahren sollten wesentlich verbessert werden, um eine den Qualitäts-anforderungen der Netzbetreiber entsprechende Reparatur durchführen zu können:

  • Durch die Reparatur soll die "Dichtwirkung" des Anschlussstutzens verbessert werden. Eine Voraussetzung hierfür ist die ideale Kombination aus Verfahren und eingesetztem Material (Verbundverhalten).

  • Die Funktionsfähigkeit des Anschlussstutzens sollte durch die Reparatur ebenfalls signifikant verbessert werden, d.h. dass beispielsweise keine Abflusshindernisse (z.B. starke Kanten oder Falten) entstehen dürfen.

  • Eine Modifikation der Imprägnierungsmethode ist bei fast allen Hutprofilverfahren empfehlenswert (meist allein händische Imprägnierung).

  • Für den Einsatz der Injektionsverfahren zur Reparatur extremer Schäden (z.B. spitzer Anschlusswinkel) ist bei einigen Verfahren die Modifikation der Dichtblase zu empfehlen.

Fortsetzung folgt

Der IKT-Warentest "Reparaturverfahren für Anschlussstutzen" ist nun nach eineinhalb Jahren Projektdauer abgeschlossen. Es steht jedoch jedem Verfahrensanbieter offen, seine verbesserten oder neuen Reparaturverfahren einem Test nach diesem Prüfprogramm zu unterziehen. Die Ergebnisse werden laufend auf der IKT-Homepage veröffentlicht, so dass Netzbetreiber jederzeit die Qualitäten der aktuell im Markt angebotenen Reparaturverfahren einsehen und vergleichen können.

 

Ergebnisse des IKT-Warentests im Internet: zu den Downloads

 
 

Für weitere Informationen
wenden Sie sich bitte an:

Dipl.-Ing. Gunter Kaltenhäuser
IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur
Exterbruch 1

45886 Gelsenkirchen
Tel.: 0209 17806-0
Fax: 0209 17806-88
Email: kaltenhaeuser@ikt.de

Internet: www.ikt.de



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