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IKT - Institut für Unterirdische Infrastruktur gGmbH

Das wird Folgen haben: Abschlusssitzung zum Forschungsprojekt „Drosseleinrichtungen“

Beitrag vom 02. Dezember 2019
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Gruppenbild mit sieben Personen

Forschungsbericht abgestimmt (v.l.n.r.): Prof. Heinrich Schäfer (Erftverband), Andrea Kaste (NRW-Umwelt­ministerium), Roland W. Waniek (IKT), Martina Brehm (Landesumweltamt), Markus Gillar (IKT), Horst Baxpehler (Erftverband), Stefan Görgens (Bezirksregierung Düsseldorf)

Drosseln für Abwasseranlagen sind teuer. Sie sollen problemlos funktionieren und lange halten. Denn von der korrekten Funktion hängt viel ab. Der optimale Zufluss zur Behandlungsanlage zum Beispiel und damit deren optimales Betriebsverhalten. Und nicht zuletzt die Wasserqualität in den Vorflutern.

Die IKT-Prüfstelle für Durchflussmessung hatte erhebliche Zweifel an der Zuverlässigkeit der verbauten Anlagen. Das IKT wollte es deshalb genau wissen und hat im Rahmen eines größeren Forschungsprojekts sechs hydromechanische Drosselorgane in einem IKT-Warentest vergleichend untersucht.

Kürzlich traf sich der kommunale Lenkungskreis des Forschungsprojekts „Drosseleinrichtungen an Regenbecken“ zu seiner abschließenden Sitzung beim Erftverband in Bergheim, um die Ergebnisse zu diskutieren. Der Erftverband als Förderantragssteller hatte eingeladen, und so begrüßte Prof. Heinrich Schäfer, Leiter des Bereichs Abwassertechnik des Erftverbands die Lenkungskreismitglieder, die IKT-Wissenschaftler sowie die Vertreter/-innen des NRW-Umweltministeriums, des Landesumweltamts NRW und der Bezirksregierung Düsseldorf.

Drosseln sind gut bis mangelhaft

Mann mit Brille und Anzug hält Vortrag

Marcel Goerke, M.Sc. (IKT) stellte die zentralen Projektergebnisse vor.

IKT-Wissenschaftler Marcel Goerke, M.Sc. stellte die zentralen Erkenntnisse aus dem Projekt vor: „Die Ergebnisse des Warentests weisen eine große Bandbreite auf. Nur ein Produkt besteht alle Teilprüfungen.“ Die SüwVO-relevante Prüfung mit Klarwasser werde zwar in der Regel bestanden, doch schon normale Betriebsbeanspruchungen mit Schmutzwasser können die Leistungsfähigkeit der Drosseln stark beeinträchtigen. Allzu häufig musste während des Warentests die Verlegebeseitigung aktiviert werden, die Störkörper jedoch zumeist zuverlässig beseitigte. Nach den Prüfungen wiesen die Geräte kaum Gebrauchsspuren auf, nur selten bestehen Korrosionsrisiken. „Allerdings tun sich bei der Qualitätssicherung große Lücken auf“, so Goerke.

Mehr Kontrollen durch Betreiber

Portrait von Mann mit weißen Haaren und Bart

Dipl.-Ing. Horst Baxpehler (Erftverband): „Warentest ist Hilfestellung für Auswahl des Drosselorgans.“

So ganz haut das also nicht hin mit der Zuverlässigkeit. Dipl.-Ing. Horst Baxpehler vom Erftverband dazu: „Der Warentest, der Leitfaden und die Marktübersicht stellen eine hervorragende Ausgangslage für eine qualifizierte Auswahl des Drosselorgans dar. Die zu beachtenden Randbedingungen werden benannt und Hilfestellung gegeben, die richtige Lösung für das jeweilige Projekt zu finden. Als Betreiber wünschen wir uns die Fortführung der Warentests und einen sich daraus entwickelnden Qualitätsprozess. Das Drosselorgan selber hat als kleiner Baustein eines umfassenden Bauwerks elementaren Einfluss auf den Erfolg des Gesamtsystems.“

Enorme wasserwirtschaftliche Bedeutung

Blonde Frau mit dunklem Jackett spricht in Meeting

Dipl.-Ing. Martina Brehm (LANUV NRW): „Einer der wichtigsten IKT-Warentests“

Dipl.-Ing. Martina Brehm vom Landesumweltamt NRW hob die wasserwirtschaftliche Bedeutung dieses Projekts hervor: „Das war vom Auftragsvolumen her ein eher kleiner IKT-Warentest, aber mit Sicherheit einer der wichtigsten.“ Falsch eingestellte Drosseln können dazu führen, dass das Volumen der dazugehörigen Sonderbauwerke nicht optimal ausgenutzt wird. Häufig sind dann Fehlinvestitionen in zusätzliche oder größere Anlagen die Folge.

Mit der Selbstüberwachungsverordnung Abwasser liege das richtige Instrument für einen reibungslosen Betrieb der Drosseln eigentlich vor, sagt Brehm, diese müsse nur konsequent umgesetzt werden. Vorgeschrieben sind monatliche Sicht- und Funktionskontrollen, jährliche Inspektionen und alle fünf Jahre eine hydraulische Kalibrierung. „Die Drosseln bedürfen einer intensiveren Überwachung als es in der Praxis zurzeit geschieht.“

Auch im Zusammenhang mit der Wasserrahmenrichtlinie seien die Projektergebnisse von Bedeutung, erklärt Martina Brehm. „Unbeabsichtigte und somit nicht genehmigungskonforme Entlastungen aus Sonderbauwerken in ein Gewässer, bedingt durch nicht funktionierende Drosseln, haben einen wesentlichen Einfluss auf die Einhaltungen der Qualitätsziele der Wasserrahmenrichtlinie.“ Das gelte nicht nur für Nordrhein-Westfalen sondern für ganz Deutschland. Gibt es in NRW mehr als 5.000 hydromechanische Drosseln, so sind es deutschlandweit mindestens 21.500 solcher Anlagen mit einem unvorstellbar großen Speichervolumen von rund 15 Millionen Kubikmetern. Das mache die Bedeutung dieser Anlagen für die Umwelt deutlich, so Brehm.

Blonde Frau mit blauem Schal gestikuliert

Dipl.-Ing. Andrea Kaste vom NRW-Umweltministerium erwägt Konsequenzen aus den Projektergebnissen.

Aus diesem Grund misst auch das NRW-Umweltministerium dem Drossel-Projekt des IKT und der beteiligten Netzbetreiber große Bedeutung zu. In Düsseldorf überlege man jetzt genau, was zu tun ist, sagte Dipl.-Ing. Andrea Kaste vom Umweltministerium. Denn eins ist klar: Ohne Folgen werden diese Ergebnisse nicht bleiben können.

Der Forschungsbericht zu diesem Projekt soll Anfang 2020 veröffentlicht werden. Sie erfahren es hier von uns. Der Warentestbericht ist aber schon verfügbar:
Hier den Bericht downloaden

IKT-Warentest „Drosselorgane an Regenbecken“

eingebaute Drossel im Versuchsstand

Die Drosseln wurden im Labor unter realitätsnahen, reproduzierbaren Bedinungen getestet.

Das IKT hat sechs hydromechanische Drosseleinrichtungen für Regenbecken in einem unabhängigen Warentest vergleichend untersucht. Die Ergebnisse sind breit gestreut: Sie reichen von GUT (2,1) bis MANGELHAFT (5,0). Eine Drossel konnte aus technischen Gründen nicht bewertet werden.

Diese sechs Drosseln waren beim IKT-Warentest „Drosselorgane“ dabei:

  • HydroSlide Automatikregler Giehlmatic (Steinhardt GmbH Wassertechnik, Taunusstein) – GUT (2,1)
  • APA-SSD 200 Typ II (APA Abwassertechnik GmbH, Pfedelbach-Windischenbach) – BEFRIEDIGEND (3,3)
  • Waage-Drossel Typ II (bgu-Umweltschutzanlagen GmbH, Bretzfeld) – BEFRIEDIGEND (3,3)
  • Turbo-Wirbeldrossel TUR 3,3 DN 200 (UFT Umwelt- und Fluid-Technik Dr.H.Brombach GmbH, Bad Mergentheim) – BEFRIEDIGEND (3,5)
  • Alpheus Abflussbegrenzer Automatic Typ AA (Biogest AG, Taunusstein) – MANGELHAFT (5,0)
  • Strahl-Drossel Typ I (bgu-Umweltschutzanlagen GmbH, Bretzfeld) – NICHT BEWERTET

Ergebnistabelle
Warentest-Bericht
mehr über den IKT-Warentest „Drosselorgane“

IKT-Warentests

Lenkungskreismitglieder untersuchen Drosseln

Mitglieder des Lenkungskreises untersuchen gemeinsam mit Projektleiter Markus Gillar (unten) die Drosseln nach dem Ausbau.

In den vergleichenden IKT-Warentests werden Produkte und Verfahren unter Labor- und Praxisbedingungen auf Herz und Nieren geprüft. Jeder Warentest wird von einer Gruppe von Netzbetreibern getragen. Dieser sogenannte Lenkungskreis entscheidet über Testinhalte, -verfahren und -kriterien. Die Ergebnisse liefern den Netzbetreibern solide und verlässliche Informationen über Stärken und Schwächen der am Markt angebotenen Produkte und Verfahren. So können sie ihre Kaufentscheidungen auf Basis von harten Fakten statt allein aufgrund der Herstellerwerbung treffen. Gleichzeitig bieten die IKT-Warentests den Anbietern Anhaltspunkte zur Verbesserung der getesteten Produkte und Verfahren und damit auch zur Stärkung ihrer Marktstellung. Davon profitiert letztlich die gesamte Branche.

mehr über IKT-Warentests

IKT-Prüfstelle für Durchflussmessung

Drossel leitet in Bach ein

Drosselcheck und Kalibrierung: IKT-Prüfstelle für Durchflussmessung

Die staatlich anerkannte Prüfstelle für Durchflussmessung des IKT führt Prüfungen an abwassertechnischen Anlagen gemäß SüwV-kom NRW und SüwVO Abw NRW durch. Außerdem unterstützen die Mitarbeiter der Prüfstelle gerne bei Fragen rund um Messkonzepte, Messtechnik, Betrieb und weitere Prüfungstätigkeiten.

mehr über die IKT-Prüfstelle für Durchflussmessung

Ansprechpartner

Marcel Goerke, M.Sc.
Telefon: 0209 17806-34
E-Mail: goerke@ikt.de

 

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