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15 Jahre IKT-LinerReport: Schlauchliner-Qualität – Aufwärtstrend gebrochen?

Beitrag vom 07. Februar 2019
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Mann mit weißem Kittel in Labor hält Flasche mit pinker Flüssigkeit über Schlauliner-Probe

Dicht oder nicht? Prüfung der Wasser-Dichtheit im IKT-Labor

Mehr als zehn Jahre lang wurden Schlauchliner besser und besser. Aber aktuelle Prüfergebnisse fallen teils schwächer aus. Vorzeichen für eine Trendumkehr?

Vor 15 Jahren veröffentlichte das IKT seinen ersten LinerReport, und diese Übung wiederholt sich seitdem Jahr für Jahr. In diese Berichte flossen die Prüfergebnisse von insgesamt rund 23.000 Baustellenproben ein. Dies entspricht schätzungsweise 2 bis 2,5 Millionen sanierter Kanalmeter.

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Klassiker der Qualitätssicherung: Die vier Kernprüfkriterien

Die Proben werden auf Baustellen kurz nach dem Einbau entnommen und in den beiden IKT-Prüflaboren in Deutschland und in den Niederlanden (seit 2013) anhand von vier Prüfkriterien untersucht: E-Modul, Biegefestigkeit, Wanddicke und Wasser-Dichtheit. Auf diese Kernprüfkriterien haben sich Mitte der 2000er Jahre Fachleute aus Kommunen, Ingenieurbüros, Hersteller- und Anwenderfirmen sowie Prüflabore geeinigt. Sie wurden ausgewählt, weil sie eine hohe Aussagekraft über die Baustellenqualität von Schlauchlinern besitzen. Zudem sind sie schnell und preiswert durchzuführen. Mittlerweile sind die Prüfnormen in das DWA-Regelwerk (DWA A 143-3 und M 144-3) und in die Zulassungskriterien des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) aufgenommen.

Mann misst mit Präzisionsschieblehre die Dicke einer Schlauchliner-Probe


Wanddicken-Messung: erfordert besonders hohe Präzision

Die IKT-LinerReports sind jährliche Zusammenfassungen der Prüfergebnisse, die das IKT ermittelt und anhand von Vergleichen mit den Soll-Werten für jedes Probestück bewertet hat. Dargestellt wird, wie Sanierungsfirmen bei den vier Prüfkriterien in einem Kalenderjahr abgeschnitten haben. So wird sowohl der Leistungsstand der Schlauchliner-Branche als auch einzelner Firmen übersichtlich aufgezeigt. IKT-LinerReports dienen somit der Markttransparenz für die Fachöffentlichkeit, vor allem für die Nachfrageseite, also für die Betreiber von Abwassernetzen.

Qualitätsdebatte zeigt Wirkung

Nicht zuletzt ausgelöst durch die frühen IKT-LinerReports wurde noch bis Mitte der 2000er Jahre hinein heftig um das Ob und Wie der Schlauchliner-Prüfungen gestritten. Unterschiedliche wirtschaftliche Interessen und Qualitätsansprüche kollidierten miteinander, zum einen zwischen Anbieter- und Kundenseite und zum anderen zwischen den Anbietern untereinander, die um ihre Marktanteile kämpften.

Vor allem die Netzbetreiber verlangten ein hohes Qualitätsniveau mit entsprechenden Qualitätsprüfungen, da der Anspruch der Schlauchliner-Branche ist, zuverlässige und langlebige Kanalsanierungen für bis zu 50 Jahre Nutzungsdauer zu liefern. Daher setzten sich die Netzbetreiber mit ihrer Forderung nach Tests der eingebauten Liner auf Standfestigkeit und Wasser-Dichtheit durch: Tests anhand von Baustellenproben, die festgelegten Richtlinien entsprechen und nicht von den Sanierungsfirmen selbst, sondern von unabhängigen Dritten durchgeführt werden sollen.

Blick zurück auf 15 Jahre

Diagramm Anzahl der Schlauchliner-Proben nach GFK- und Nadelfilz-Linern

Diagramm 1 – Anzahl der Schlauchliner-Proben nach Trägermaterial von 2003 bis 2018 (Grafik anklicken für Großansicht)

Von den etwa 23.000 Baustellenproben, die über die Jahre in die IKT-LinerReports eingeflossen sind, stammen rund 82% von glasfaser-verstärkten Linern (GFK) und 18% von Nadelfilz-Linern (NF). Waren anfangs noch beide Trägermaterialarten fast gleich stark vertreten, so überwiegen ab 2006 zunächst leicht, später dann aber eindeutig die GFK-Liner (vgl. Diagramm 1).

Dies spiegelt in erster Linie die Entwicklung auf dem deutschen Markt wider, aber auch andere Märkte folgen diesem Trend nach und nach. So verzeichnen zum Beispiel die Niederlande und die Schweiz starke GFK-Zuwächse.

Gesamtentwicklung positiv

Diagramm zur Darstellung der Prüfergebnisse der vier Prüfkriterien

Diagramm 2 – Prüfergebnisse der vier Prüfkriterien von 2003 bis 2018 (Grafik anklicken für Großansicht)

Die Gesamtentwicklung der Prüfergebnisse über die letzten 15 Jahre ist positiv. Noch Mitte der 2000er Jahre bestanden 15 bis 17 Prozent aller Schlauchliner die Prüfungen nicht. Inzwischen hat sich die Durchfallquote auf 1 bis 6 Prozent reduziert. Dies ist ein erfreuliches Gesamtbild.

Es wird allerdings dadurch leicht getrübt, dass nach sehr guten, zum Teil an 100 Prozent heranreichenden Erfolgsquoten, der Anteil nicht bestandener Prüfungen in der zweiten Hälfte der 2010er-Jahre erkennbar zunimmt, mit Ausnahme des Prüfkriteriums Wasser-Dichtheit (vgl. Diagramm 2).

15 Jahre und ein gebrochener Trend?

Diagramm Entwicklung der Ergebnisse der vier Prüfkriterien über die Jahre

Diagramm 3 – Entwicklung der bestandenen Prüfungen in den vier Prüfkriterien von 2003 bis 2018 (Grafik anklicken für Großansicht)

Die Entwicklung der Schlauchliner-Qualität ist in den letzten 15 Jahren durch zwei Phasen gekennzeichnet: Zunächst durch eine starke Ver­bes­se­rung von 2003/04 bis 2013/15 und danach durch eine zweite Phase leicht abnehmender Erfolgs­quoten. Deutlich wird dies auch, wenn man betrachtet, wie viele Sanierungs­firmen die Tests mit allen ihren Proben bestehen. So gelang es 2015 fast 70% der Firmen, das Prüfkriterium E-Modul mit allen ein­ge­sandten Proben zu bestehen. Von da an kehrte sich der Trend um und der Anteil der Firmen mit allen Proben „bestanden“ redu­zierte sich bis 2018 auf gut 35% (vgl. Diagramm 3).

Ähnliche Trends sind auch bei den anderen drei Prüfkriterien zu beobachten: Im Jahr 2011 bestanden 75% der Sanierungsfirmen alle Biegefestigkeits-Prüfungen, sieben Jahre später sind es nur noch 45%. Bei der Wanddicke war 2013 das beste Jahr mit 53% Firmen, die diese Tests mit allen ihren Proben bestanden, hingegen sind es 2018 lediglich 35%. Nur bei der Wasser-Dichtheit ist der Rückgang etwas geringer, nämlich von 70% der Firmen im Jahr 2010 auf 55% im Jahr 2018 (vgl. Diagramm 3).

Sorgenkind Wanddicke

Diagramm bestandene Prüfungen von GFK-Linern in den vier Prüflkriterien über die Jahre 2003 bis 2018

Diagramm 4 – Anteil bestandener Prüfungen bei GFK-Linern (Grafik anklicken für Großansicht)

Das Prüfkriterium Wanddicke fällt über alle 15 Jahre des IKT-LinerReports am schwächsten aus. Hier sind durchgehend die geringsten „Bestanden“-Quoten zu verzeichnen. Zwar sind die Ergebnisse der Wanddicken-Prüfungen heutzutage besser als vor 15 Jahren, aber mit einer Erfolgsquote von 94% bestandener und 6% nicht-bestandener Prüfung in 2018 bleibt die Wanddicke das Kriterium mit den schlechtesten Ergebnissen. Man muss sich vor Augen halten, dass diese Durchfallquote in Höhe von 6% bedeutet, dass ungefähr jeder 15. Liner die vom Auftraggeber geforderte Wanddicke nicht erreicht (vgl. Diagramm 2).

Vergleich GFK- versus Nadelfilz-Liner

Diagramm bestandene Prüfungen von Nadelfilz-Linern in den vier Prüflkriterien über die Jahre 2003 bis 2018

Diagramm 5 – Anteil bestandener Prüfungen bei Nadelfilz-Linern (Grafik anklicken für Großansicht)

Sowohl GFK- als auch Nadelfilz-Liner (NF) sind über die letzten 15 Jahre besser geworden. Bei den NF-Linern fällt diese Verbesserung stärker aus, allerdings ausgehend von einem niedrigeren Anfangsniveau als bei GFK-Linern. Letztere bewegen sich über fast alle Jahre hinweg in einem engen Band von 95 bis 99 Prozent „bestanden“. Einzige Ausnahme ist die Wanddicke, die bei den GFK-Linern deutlich schwächer ausfällt als die anderen drei Prüfkriterien (vgl. Diagramme 4 und 5).

NF-Liner weisen demgegenüber eine deutlich höhere Varianz ihrer Prüfergebnisse über die Zeit auf. Erst in den letzten drei Jahren pendeln sich die Ergebnisse der vier Kriterien auf einem hohen Niveau zwischen 95 und 100 Prozent ein. Bemerkenswert ist, dass seit zwei Jahren kein NF-Liner mehr bei der Wasser-Dichtheit durchgefallen ist. Ein Kriterium, das über viele Jahre nicht zu den Stärken der NF-Liner gehörte (vgl. Diagramm 5).

zum Download der IKT-LinerReports der vergangenen Jahre

Prüfergebnisse 2018

Mann in weißem Kittel beugt sich im Labor über Prüfgerät für Drei-Punkt-Biegeversuch

Drei-Punkt-Biegeversuch: mechanische Prüfung von E-Modul und Biegefestigkeit

In den neuesten IKT-LinerReport fließen mehr als 2.100 Schlauchliner-Proben ein, die im Jahr 2018 auf Baustellen zwecks Qualitätskontrolle entnommen und von der IKT-Prüfstelle für Schlauchliner untersucht wurden. Wie in den Vorjahren auch, werden für jede Baustellenprobe E-Modul, Biegefestigkeit, Wanddicke und Wasser-Dichtheit bestimmt. Die Prüfergebnisse werden verglichen mit den jeweiligen Soll-erten aus den DIBt-Zulassungen (Niederlande: KOMO-Zertifikat; Schweiz: QUIK-Richtlinie) oder Auftraggeber-Angaben, z.B. statische Berechnungen.

Die Tabellen 1 und 2 in dieser PDF-Datei stellen die Prüfergebnisse für jede Sanierungsfirma beziehungsweise für jedes Liner-System im Detail dar. Die Anteile von „Bestanden“-Ergebnissen der vier Prüfkriterien bewegen sich auch 2018 auf hohem Niveau (Mittelwerte: 98,9%; 97,5%; 97,4%; 94,1%). Sie bleiben damit auf Vorjahreshöhe, mit minimalen Abweichungen nach oben beim E-Modul und sehr geringen Abweichungen nach unten bei den drei anderen Kriterien (vgl. Tabelle 3). Auch 2018 war insgesamt ein gutes Jahr für die Schlauchliner-Qualität.

Alle vier gleichzeitig

Diagramm Liner-Proben nach Anzahl bestandener Prüfkriterien

Diagramm 6 – Liner-Proben nach Anzahl bestandener Prüfkriterien (Grafik anklicken für Großansicht)

Für rund zwei Drittel der von der IKT-Prüfstelle in 2018 getesteten Liner-Proben lagen alle erforderlichen Sollwerte vor. Nur wenn alle Sollwerte bekannt sind, ist ein Soll-Ist-Vergleich und damit die vollständige Bewertung der Proben in allen Kriterien möglich. Für ein Drittel der Proben fehlte mindestens ein Sollwert. Von den insgesamt 1.366 Proben mit allen vier Sollwerten haben 90% gleichzeitig alle vier Prüfkriterien erfüllt. Ein Zehntel versagt bei mindestens einem Prüfkriterium (vgl. Diagramm 6).

Spitzengruppe: Der „100%-Club“

Einer Gruppe von fünf Sanierungsfirmen gelingt es sogar, alle vier Prüfkriterien mit allen ihren Baustellenproben zu 100% zugleich zu bestehen. Sie erfüllen damit die gestellten Qualitätsanforderungen vollständig. Zu diesem „100%-Club“ des Jahres 2018 gehören die Firmen:

  • Bluelight GmbH mit PAA-F-Liner
  • Hamers Leidingtechniek B.V. mit Alphaliner
  • ISS Kanal Services AG mit Alphaliner
  • Jeschke Umwelttechnik GmbH mit Alphaliner
  • Kanaltechnik Agricola GmbH mit Brandenburger Liner

Tabelle "100%-Club 2018" mit Sanierungsfirmen, goldenen Sternen und dem Siegel "100% bestanden"In unserer „Sternentabelle“ erhalten diese Firmen für jedes Jahr im „100%-Club“ je einen Stern, der ihre Leistungen hervorhebt.

Qualitätsverlusten vorbeugen

Der IKT-LinerReport spiegelt seit 2003/04 die Qualitätsentwicklung von Schlauchlinern wider. Der Blick zurück auf die letzten 15 Jahre zeigt zunächst einen deutlichen Trend zu besseren Qualitäten, der rund zehn Jahre dauerte und bis 2013/15 anhielt, um sich dann auf hohem Niveau zu stabilisieren. Ab dem Jahr 2015 zeigen sich bei den mechanischen Prüfkriterien leichte Tendenzen zu einem Rückgang der bis dahin erreichten Qualitätsstufe. Ist damit der lang anhaltende Aufwärtstrend der Schlauchliner-Qualität gebrochen?

Vorzeichen für weniger Qualität?

Dies zu behaupten erscheint derzeit noch verfrüht zu sein. Aber die im Durchschnitt leicht rückläufigen Erfolgsquoten der letzten drei bis vier Jahre weisen darauf hin, dass ein Ausharren auf einem einmal erreichten hohen Qualitätsniveau keine Selbstverständlichkeit ist. Man könnte dies auch als Vorzeichen einer möglichen Trendumkehr interpretieren. Gründe hierfür gäbe es genug: Ein intensiver Kampf der Sanierungsfirmen um Marktanteile in einem nach wie vor sehr preiswettbewerblichen Markt, der Aufbau neuer Maschinen- und Anlagekapazitäten, der Eintritt neuer Marktteilnehmer und nicht zuletzt der viel diskutierte Fachkräftemangel, der sich insbesondere im gewerblichen Bereich bemerkbar macht. Vieles bleibt spekulativ, daher bleibt es abzuwarten, wie sich die Märkte entwicklen.

Datenbasis IKT-LinerReport 2018
  • Anzahl Schlauchliner-Proben: 2.125
  • davon: 1.870 GFK-Liner und 255 Nadelfilz-Liner
  • Mindestmenge: je Sanierungsfirma 25 Linerproben eines Typs von fünf verschiedenen Baustellen
  • Probeneinsender: 72% Bauherren, 28% Sanierungsfirmen
  • Herkunftsländer: Belgien, Deutschland, Großbritannien, Niederlande, Schweiz, Tschechische Republik

Bauherren müssen Qualitätsprüfungen beauftragen

Für ein weiterhin hohes Schlauchliner-Qualitätsniveau müssten die Auftraggeber den Anbietern deutlich machen, dass ihnen Qualität wichtig ist und dass sie die Anforderungen der Regelwerke sehr ernst nehmen. Dazu müssen sie in ihrer Bauherren-Funktion firmenunabhängige Prüfungen selber in Auftrag geben und im Fall von negativen Prüfergebnissen auf Konsequenzen bestehen.

Auftraggeber sollten darauf achten, dass sie alle Schlauchliner-Baustellen prüfen lassen, damit nicht Qualitäts-Schlupflöcher entstehen, die sich in späteren Jahren als sehr teuer erweisen können. Und schließlich müssen sie noch viel mehr als bisher auf gewissenhafte Gewährleistungsabnahmen achten, weil sie dann das Heft des Handelns noch in ihren Händen haben, später aber auf den Kosten mangelhafter Sanierungsarbeiten sitzen bleiben werden.

Download des IKT-LinerReports 2018 mit allen Daten und Tabellen

zum Download der IKT-LinerReports der vergangenen Jahre

mehr über die IKT-Prüfstelle für Bauprodukte

Ansprechpartner

Dipl.-Ing. Dieter Homann
Leiter IKT-Prüfstelle für Bauprodukte
Telefon: 0209 17806-24
E-Mail: homann@ikt.de

 

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